Die Gerüchte über den Tod von Kindern durch Schutzmaske

Autor: Ralf Nowotny

Die Gerüchte über den Tod von Kindern durch Schutzmaske
Die Gerüchte über den Tod von Kindern durch Schutzmaske

Es mehren sich Gerüchte über tote Kinder durch Mund-Nasen-Schutz – doch Beweise sucht man vergebens.

Anfang September kollabierte eine 13-jährige Schülerin und starb (wir berichteten). Die gerichtliche Autopsie, welche mehrere Wochen dauern kann, ist noch nicht abgeschlossen, doch sofort wurde behauptet, sie sei an CO2-Vergiftung durch die Schutzmaske gestorben.
Seitdem mehren sich wilde Behauptungen über noch mehr Kinder, die dadurch zu Tode kamen.

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Weitere Kinder wegen Schutzmaske tot?

Der Arzt Bodo Schiffmann verbreitete diese Behauptung in einem Video, er will dies „von einem ärztlichen Kollegen“ erfahren haben. Name, Alter oder Ort werden nicht genannt.

Als Nächstes wurde verbreitet, ein 6-jähriges Mädchen aus der Nähe von Schweinfurt sei ebenfalls im Schulbus zusammengebrochen und am Abend verstorben. Todesursache seit laut Arzt eine CO2-Vergiftung.
Quelle? „Die Informationen stammen von der besten Freundin der Mutter des betroffenen Kindes“.

Behauptung über ein zweites totes Kind
Behauptung über ein zweites totes Kind

Und dann starb angeblich noch ein Mädchen in Wiesbaden, Quelle: „eine befreundete Ärztin aus Weinheim“.

Aus 3 werden 4 Kinder
Aus 3 werden 4 Kinder

Interessanterweise kennen diese Leute bereits die Todesursache, obwohl eine gerichtliche Obduktion, welche bei Annahme einer unnatürlichen Todesursache oft üblich ist, sich bis zu mehreren Wochen hinziehen kann (wie oben bereits erwähnt), bis alle Blut- und Gewebeproben analysiert sind.

Das zweite Kind – niemand kennt es

Schiffmann gibt in seinem Video keine Angaben zu dem Kind, weswegen RND ihn telefonisch nach der Identität des Kindes fragte. Es soll sich um einen 13-jährigen Jungen aus Aurich in Ostfriesland handeln, die Staatsanwaltschaften Aurich und Oldenburg befasse sich bereits mit dem Fall.

Auf Anfrage von RND wissen jedoch beide Staatsanwaltschaften nichts von einem solchen Fall – das zweite Kind bleibt ein Mythos.

Der große Mantel des Schweigens?

Innerhalb der Informationsblase der Maskenverweigerer entwickelt sich anscheinend ein neuer Verschwörungsmythos: Ärzte, Experten und Staatsanwälte stecken alle unter einer Decke, um den Tod der Kinder durch CO2-Vergiftung zu vertuschen.

Dabei wäre ein Tod durch CO2-Vergiftung bereits relativ schnell geklärt: Durch die Messung der Blutwerte, welche übrigens durch den Gebrauch einer Schutzmaske nicht steigen.

Zudem ist CO2 ein sehr flüchtiges Gas, dessen Moleküle nicht in einer Schutzmaske hängenbleiben und im großen Maße zurückgeatmet werden – es ist physikalisch gar nicht möglich, durch eine Schutzmaske eine CO2-Vergiftung zu bekommen.

„Aber ich fühle es!“

Das Einzige, was man oftmals bei einer Schutzmaske fühlt, insbesondere wenn man sie nicht gewohnt ist, ist ein von der Psyche herrührendes Beklemmungsgefühl, was durchaus natürlich ist: „Da ist was vor meinem Mund, also kann ich nicht richtig atmen“.

Wer braucht schon Wissenschaft?
Wer braucht schon Wissenschaft?

Auf die Logik des obigen Kommentars brauchen wir gar nicht weiter eingehen (man kennt ja die vielen hechelnden Kinder mit kleiner Lunge und viel Sauerstoffbedarf), das gemeinsame Stichwort ist immer wieder: Emotionen!

Das berühmte „Denkt denn niemand an die Kinder?“ wird oftmals in Diskussionen gebraucht, doch hier geht es noch ein Stück weiter: Vermeintlich tote Kinder werden instrumentalisiert, um das eigene Gefühl zu untermauern, ungeachtet jeder wissenschaftlichen Erkenntnis.

Was sagen die Fachleute?

Bereits im April befragten wir mehrere Experten zu der Thematik, ob Schutzmasken, besonders für Kinder gefährlich seien.

Aufgrund der Gerüchte wandte sich die Tagesschau ebenfalls an Experten und berichtet über die Erkenntnisse von Dr. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und den Kinder- und Jugendarzt Edwin Ackermann, Sprecher für den Bereich Nordrhein des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BKJV).

So könne es zwar in Ausnahmefällen problematisch sein, eine Schutzmaske zu tragen, beispielsweise bei Vorerkrankungen wie schweren Asthma, auch psychologische Reaktionen sollten nicht unterschätzt werden, halten die Fachleute eine CO2-Vergiftung durch eine Atemschutzmaske für sehr unwahrscheinlich – noch unwahrscheinlicher ist die plötzliche Häufung.

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Fazit

Im Endeffekt ist nur der Tod des 13-jährigen Mädchens gesichert – und da läuft immer noch die Obudktion, da die ersten Ergebnisse nicht eindeutig waren.

Die Tode der anderen Kinder sind durch nichts verifiziert, das zweite tote Kind ist den Staatsanwaltschaften nicht einmal bekannt.

Zum jetzigen Zeitpunkt also nun Gerüchte über CO2-Vergiftungen durch Schutzmasken zu verbreiten, obwohl dies physikalisch nicht einmal möglich ist, stattdessen das „Gefühl“ urteilen lassen, ist nicht nur kontraproduktiv, sondern schlichtweg falsch.

Artikelbild: Shutterstock / Von Davizro Photography
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