Wie viel von den real Royals steckt tatsächlich in „The Crown“?

Autor: Charlotte Bastam

spot on news / Glomex
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Die vierte Staffel von „The Crown“ ist eines der Netflix-Highlights des Jahres. Doch Stimmen mehren sich, dass nicht alles historisch akkurat dargestellt wurde. Is The Queen still amused?

Wer des Öfteren Netflix frequentiert, wird zumindest um die Werbung für „The Crown“ nicht umhergekommen sein. Die Netflixproduktion erzählt nun Bereits in der vierten Staffel die Geschichte der Regentschaft von Queen Elisabeth, inklusive aller Dramen des englische Königshauses. In der gerade erschienen vierten Staffel stehen nun die Iron Lady, Margaret Thatcher und Lady Diana im Vordergrund.

Von Haus aus also bereits genug Drama. Doch angeblich nicht ausreichend für „The Crown“ Autor Peter Morgan. Kritische Stimmen mehren sich, das Situationen übertrieben dargestellt wurden, hier und da etwas dazu erfunden wurde und einige der Royals etwas zu schlecht wegkommen.

Was soll nicht stimmen bei „The Crown“?

Laut dem Guardian stellte der Historiker Hugo Vickers mehrere Ungenauigkeiten oder gar Dichtungen heraus. Im Gegensatz zur Darstellung in der vierten Staffel:

  1. Schrieb Lord Mountbatten, der als „Ersatzvater“ von Charles dargestellt wird, am Tag vor seinem Tod (Mountbatten kam bei einem Attentat der militanten irischen IRA ums Leben) keinen Brief an den Thronfolger, um ihn davon zu überzeugen sich eine junge Frau „ohne Vergangenheit“ zu suchen. Über diese Fiktion berichten auch andere Quellen.
  2. Legte Die königliche Familie keine protokollarische Fallen, um Margaret Thatcher bei einem Besuch in Balmoral (die Sommerresidenz der Königin in Schottland) zu demütigen.
  3. Machte sich Prinzessin Margaret nicht über Prinzessin Diana lustig, weil sie keinen Knicks machen konnte.
  4. Rief Prinz Charles Camilla Parker-Bowles nicht in den ersten Jahren seiner Ehe jeden Tag an.

Letzteres deutet auf die in der Staffel stark thematisierte Dreiecksbeziehung zwischen Diana, Charles und seiner damaligen Ex Camilla Parker Bowles, die nun seine reale Frau ist, an. In der Serie wird eine praktisch nahtlose Weiterführung der amourösen Beziehung zwischen Camilla und Charles dargestellt, die Diana zutiefst belastet. Doch über die Beziehung gibt es unterschiedliche Interpretationen.

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Penny Junor, britische Royal-Biografin und Autorin des Buches “The Duchess: Camilla Parker Bowles and the Love Affair That Rocked the Crown” sagt, dass Charles Camilla fünf Jahre nach der Hochzeit fern blieb. Doch war es wirklich so still und heißt das auch, dass Camilla nicht mehr im Raum gestanden hätte?

Lady Diana berichtete selbst in einem Interview mit Biograf Andrew Morton (67), von einem Schmuckstück mit persönlichen Gravierungen, das Charles für Camilla noch direkt vor der Hochzeit anfertigen ließ und wie sehr sie es belastete, dass ihr Ehemann seiner eigentlichen Ex noch so nahestand –Szenen, die auch in der Serie wiedergegeben werden. Damit entscheidet sich die Serie für eine Pro-Diana-Darstellung, obwohl die Interpretationen hier auseinandergehen.

Grenzen zwischen Fiktion und Geschichte verwischen

„The Crown“ ist eine Seire und keine Doku, die aus Originalaufnahmen und -Tönen zusammengeschnitten ist. Somit ergeben sich fast automatisch fiktive Inhalte. Das sagt auch Schöpfer Morgan: „Wir tun unser aller, allerbestes, um es richtig zu machen, aber manchmal muss ich [Zwischenfälle] zusammenfassen. Manchmal muss man die Genauigkeit aufgeben, aber man darf niemals die Wahrheit aufgeben.“

Doch gerade dann, wenn der eigentliche Großteil wahrheitsgemäß dargestellt wird, kann es für Zuschauer*Innen schwer werden, Fiktion von Historie zu trennen. Denn nicht jede*r ist ein Expert*in für das englische Königshaus und schaut sich (wie die Autorin dieses Textes) im Anschluss jede Doku über die Royal Family und Lady Diana an.

Deswegen sollte man sich „The Crown“ mit dem Wort Fiktion im Hinterkopf ansehen

Eine historische Serie kann packend sein, gerade weil wir  uns mit der Geschichte in Verbindung setzen können. Und tatsächlich ist „The Crown“ auch sehr informativ. Man lernt viel über die Ups und Downs des Vereinigten Königreichs während der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Aber es ist keine Doku mit ausdrücklichem Bildungsanspruch. Zwar ist es auch bei Dokus so, dass die Erzählweise und Perspektiven die Wahrnehmung eines Themas beeinflussen, doch können diese weniger mit Fiktion spielen.

Bei einer Serie werden starke Emotionen bei den Zuschauer*Innen geweckt. Etwas, dass eine gute Serie schließlich auch ausmacht: Man fiebert mit, begleitet Charaktere über Staffeln hinweg und bekommt den Eindruck die Personen ganz nah kennenzulernen.

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Und genau hier liegt die Problematik: Denn anders als bei reiner Fiktion, geht es bei „The Crown“ um reale und teilweise noch lebendige Menschen. Eine Queen, die immer noch Souveränin eines Landes ist und einem Thronfolger, der selbst einmal wohlmöglich König werden wird. Gefühle, die beim Schauen der Serie, geweckt werden – negativ wie positiv –  können leicht auf die heutigen realen Menschen übertragen werden und durchaus einen Unterschied in der Wahrnehmung machen, insbesondere dann, wenn eine Geschichte, wie die von Lady Diana, schon im echten Leben hochdramatisch war.

Wirklich Sorgen muss man sich jedoch über die Royals nicht machen. Schließlich stehen sie bereits Zeit ihres Lebens im Mittelpunkt und genießen dafür auch einige Privilegien. Außerdem egal, ob man „The Crown“ oder Dokus sieht, die Queen hat bereits größere Krisen ausgesessen.

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Artikelbild: spot on news / Glomex
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