Süßstoffe – kalorienneutral, aber gefährden die Darmflora

Autor: Ralf Nowotny

Um Kalorien einzusparen, greifen viele zu Süßstoffen. Doch die können unbedenkliche Bakterien in gefährliche Darmbakterien verwandeln – und die Darmflora schädigen.

Wer kennt sie nicht? Die Lust auf Süßes. Doch leider führt zu viel Zucker zu gefährlichem Übergewicht und einer Vielzahl von Folgeerkrankungen. Süßstoffe sollen Abhilfe schaffen, sie liefern die gewünschte Süße, und sind kalorienneutral. Doch sie stehen in Verdacht, den Darm negativ zu beeinflussen, ja sogar krankzumachen. Diesen Schluss legt eine neue Studie aus Großbritannien nahe.

Mit Zucker oder künstlich süßen?

In der Europäischen Union sind momentan elf künstliche Süßstoffe zugelassen. Saccharin ist davon die älteste bekannte Substanz, kam schon 1885 auf den Markt. Andere weit verbreitete Stoffe sind Aspartam, Sucralose oder Acesulfam. Obwohl sie zugelassen sind, warnen Wissenschaftler immer wieder vor Süßstoffen.

Ernährungswissenschaftlerin Dr. Anne Christin Meyer-Gerspach von der St. Clara Forschung aus Basel dazu: „Es gibt Hinweise darauf, dass einzelne Süßstoffe langfristig eingenommen einen negativen Effekt auf den Blutzuckerspiegel haben können. Und auch unsere Darmbakterien ungünstig beeinflussen.“ Und auch Professor Andreas Birkenfeld von der Diabetologie des Universitätsklinikums Tübingen sieht Süßstoffe kritisch: „Es gibt Studien, die zeigen durchaus, dass im Menschen das Mikrobiom durch Süßstoffe verändert wird. Wie dramatisch die Folgen sind, das kann man noch nicht abschätzen.“

Neue britische Studie

Britische Wissenschaftler haben die Auswirkungen von Süßstoffen auf den Darm untersucht. In der Studie veränderten einige Süßstoffe die Eigenschaften zweier Darmbakterien. Dadurch könnten sie für den Organismus schädlich werden. Möglich ist sogar das Überwinden der Darmwand, was wiederum zu Infektionen oder sogar einer Sepsis führen kann. Die britischen Wissenschaftler gehen davon aus, dass schon zwei Dosen eines künstlich gesüßten Softdrinks ausreichen, um die Darmwand zu schädigen.

Deutsche Experten alarmiert

Das sieht auch Dr. Reiner Jumpertz von Schwartzenberg von Klinik für Diabetologie des Universitätsklinikums Tübingen so. Er gibt aber zu bedenken, dass die britischen Versuche ausschließlich im Labor mit nur wenigen Süßstoffen stattgefunden habe. Die Ergebnisse hält er dennoch für wichtig:

„Ich denke schon, dass es ein wichtiger Beitrag ist, um zu verstehen, wie Süßstoffe unseren Metabolismus beeinflussen können. Die Vorstellung, dass Süßstoffe mit Darmepithelzellen interagieren, was dann potenziell zu einer Schädigung von Darmzellen führt, das ist schon besorgniserregend. Und muss unbedingt weiter untersucht werden.“

Und auch der Hamburger Ernährungsmediziner und Diabetologe Dr. Matthias Riedl ist durch die britische Studie alarmiert:

„Zwar ist es nur eine in-vitro, also eine Zellstudie. Aber es ist ganz klar, wenn ich Bakterien mit den Süßstoffen belaste, dann verändert es ihr Verhalten. Und ob diese Bakterien nun im Körper sind oder in der Reagenzglas-Schale mit dem Süßstoff in Kontakt kommen, das ist erstmal unerheblich.“

Süßstoffe führen kein Sättigungsgefühl herbei

Darüber hinaus forscht die Schweizer Ernährungswissenschaftlerin Dr. Anne Christin Meyer-Gerspach seit mehreren Jahren zur Sättigung durch Süßstoffe. Sie hat festgestellt, dass es dabei einen bedeutenden Unterschied zu Zucker gibt: Einige künstliche Süßstoffe sind nicht in der Lage, Sättigungshormone freizusetzen. Dies hat zur Folge, dass kein Sättigungsgefühl erzeugt wird. Eine bessere Alternative könnten kalorienreduzierte Zuckeraustauschstoffe wie Xylit oder Erythrit sein.

Fazit

Künstliche Süßstoffe und auch Zuckeraustauschstoffe sollte man mit Vorsicht genießen. Die Wirkung der Mittel in Kombination mit verschiedenen Lebensmitteln ist nicht abschließen erforscht. Laut WHO soll man pro Tag auch nicht mehr als 25 Gramm oder 8 Würfelzucker zu sich nehmen und auch Professor Andreas Birkenfeld weiß: „Wissenschaftlich fundiert können wir sagen, dass beides, Zucker und Süßstoff, wahrscheinlich negative Folgen haben kann. Und so gesehen, sollte man einfach versuchen, den Konsum von beidem möglichst gering zu halten. Es ist wie immer: Die Menge macht das Gift.“


Autorin: Heike Scherbel
Quelle: SWR Marktcheck
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