„Wer es glauben will, der glaubt es.“

Autor: Kathrin Helmreich

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Nein, nein und nochmals nein! Es gibt KEINE HIV infizierte Spritze in Zapfpistolen an Tankstellen!
N E I N

Erst Anfang des Monats erhielten wir zig Anfragen zu diesem Statusbeitrag und es reißt einfach nicht ab.

Erst vor zwei Tagen wurde wieder das Bild der vermeintlich mit HIV infizierten Spritze in der Zapfpistole neu auf Facebook hochgeladen und erneut in Umlauf gebracht…

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Bild im Klartext:

TEILEN!! Achtung MIMIKAMA⚠ das ist die neue Masche an den Tankstellen. Sie tun HIV infizierte Spritzen in die Handpumpe. Passen Sie auf und teilen Sie!

Teilen kann Leben retten!

Und dies wurde sage und schreibe 22.446 mal ( !!! ) geteilt!

Seit Juni 2017 bekommen wir immer wieder Anfragen zu dieser Geschichte, vor allem von verunsicherten Nutzern aus dem deutschsprachigen Raum. Nicht zuletzt ist dies Facebooks Übersetzungsautomatik zu verdanken, denn dieses Bild – ach, wer hätte dies gedacht? –  stammt gar nicht aus Deutschland.

Dennoch wird es hier in den letzten Wochen andauernd auf Facebook geteilt!

Faktencheck

Es gibt also keine neue “Sache”, es gibt kein flächendeckendes Phänomen. Die Dynamik eines solchen Fakes sollte uns allen inzwischen klar sein. Daher schauen wir auf die Herkunft des Bildes: Das Foto ist echt. Es stammt aus den USA, genauer gesagt, wurde es an einer Tankstelle am Alessandro Boulevard in Moreno Valley aufgenommen. Es war Jose Medina, der auf dem Weg zur Arbeit am 22. Mai 2017 sein Fahrzeug betanken wollte, jedoch dabei von dieser Nadel verletzt wurde. Medina fuhr daraufhin direkt ins Krankenhaus, um sich auf Infektionen untersuchen zu lassen. Ebenso wurde die Polizei informiert und der Vorfall auch auf Fox11 thematisiert. Seine Tochter Jacqueline Medina veröffentlichte anfangs dieses Foto, um zur Vorsicht zu mahnen. Was sie zu dieser Zeit nicht ahnen konnte: Das Bild sollte eine Eigendynamik bekommen und durch Dritte dramatisiert werden, indem die Geschichte an anderen Stellen veröffentlicht und dort um die HIV-Komponente erweitert wurde.

Ein Hoax ist entstanden!

Dieser Hoax drang nach einiger Zeit auch zu Jacqueline Medina, die daraufhin irritiert war und sich an Snopes (US-amerikanische Faktenchecker) wandte und die Geschichte dort meldete, damit Snopes sie aufklären konnte [1]. Mittlerweile sind das Bild und der Hoax bereits quer durch die USA gereist und wurden auch in Florida als Warnung veröffentlicht, mit dem Hinweis, dass diese Nadel in der Gegend um Jacksonville (Florida) gefunden worden wäre. Nach Angaben von Snopes handelt es sich um einen Kettenbrief, in dem ein (augenscheinlich nicht existierender) Captain Abraham Sands der Polizei von Jacksonville, Florida vor zahlreichen infizierten Nadeln in mehreren Staaten warne:

My name is Captain Abraham Sands of the Jacksonville, Florida Police Department. I have been asked by state and local authorities to write this email in order to get the word out to car drivers of a very dangerous prank that is occurring in numerous states. Some person or persons have been affixing hypodermic needles to the underside of gas pump handles. These needles appear to be infected with HIV positive blood. In the Jacksonville area alone there have been 17 cases of people being stuck by these needles over the past five months. We have verified reports of at least 12 others in various states around the country.

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Und nun?

Mittlerweile sind die Untersuchungsergebnisse aus dem Krankenhaus bei José Medina angekommen. Seine Tochter veröffentlichte über Facebook, dass die ersten Ergebnisse negativ ausgefallen seien, also keine HIV-Infektion vorliegt. Dennoch werden weitere Tests vorgenommen, um ganz sicher zu gehen.

My father’s lab work came back negative, but he will be getting follow up labs just to continue making sure it stays negative and additional testing to make sure he is cleared of everything.

Ebenso gibt sie an, das Originalfoto entfernt und durch ein anderes Foto mit Namensmarkierung ersetzt zu haben, da sie befürchtet, es würden sonst weitere Falschmeldungen mit diesem Bild verbreitet werden. Nun, wir haben an dieser Stelle begründete Zweifel, ob diese Idee funktioniert.

Also, um es zum Abschluss nochmals deutlich zu sagen:

Das Bild ist echt. Diesen Vorfall gab es jedoch nur ein einziges Mal – und zwar im Mai 2017 in Kalifornien. Es wurden bei dem Verletzten keine Infektionen festgestellt. Mehr nicht. Aus. Der Rest ist ein Kettenbrief und Fake! Danke für das Teilen dieses Artikels.

Zusatzinfo!

In der Story um die HIV Nadel in der Zapfpistole findet sich das klassische Narrativ des HIV-Fakes wieder. Die dabei erzeugte Hysterie ist problematisch, denn sie gibt ein falsches Bild über die Infektionswege von HIV wieder. Wir raten hier immer wieder dazu, die Webseite der Deutschen Aids-Hilfe zu besuchen, wenn man sich vernünftig mit diesem Thema auseinandersetzen will.

Und die Deutsche Aids-Hilfe schreibt zu den Übertragungswegen:

HIV ist relativ schwer übertragbar. Ein Infektionsrisiko besteht nur, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten mit Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Zu diesen Körperflüssigkeiten gehören vor allem Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms.

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