Spritpreisdiskussionen im Web auf dem Prüfstand!

Ein Moment Ihrer Zeit für die Wahrheit.

In einer Welt voller Fehlinformationen und Fake News ist es unser Auftrag bei Mimikama.org, Ihnen zuverlässige und geprüfte Informationen zu liefern. Tag für Tag arbeiten wir daran, die Flut an Desinformation einzudämmen und Aufklärung zu betreiben. Doch dieser Einsatz für die Wahrheit benötigt nicht nur Hingabe, sondern auch Ressourcen. Heute wenden wir uns an Sie: Wenn Sie die Arbeit schätzen, die wir leisten, und glauben, dass eine gut informierte Gesellschaft für die Demokratie essentiell ist, bitten wir Sie, über eine kleine Unterstützung nachzudenken. Schon mit wenigen Euro können Sie einen Unterschied machen.

Stellen Sie sich vor, jeder, der diese Zeilen liest, würde sich mit einem kleinen Beitrag beteiligen – gemeinsam könnten wir unsere Unabhängigkeit sichern und weiterhin gegen Fehlinformationen ankämpfen.

So kannst Du unterstützen:

PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady oder Patreon: für regelmäßige Unterstützung.

Autor: Andre Wolf

In den sozialen Medien wird fleißig zum Protest und zum Tankboykott aufgerufen
In den sozialen Medien wird fleißig zum Protest und zum Tankboykott aufgerufen

Nachdem derzeit sehr viel über das Thema „Spritpreise“ diskutiert wird und dabei teilweise wilde Theorien ausgepackt werden, möchte ich mich an einen Versuch wagen, dieses komplexe Thema möglichst nachvollziehbar darzustellen.

In den sozialen Medien wird fleißig zum Protest und zum Tankboykott aufgerufen, weil das die Franzosen ja auch machen und man sich nicht alles gefallen lassen soll. Dabei sollte man sich aber mal fragen, gegen wen sich dieser Protest denn überhaupt richtet. Die Franzosen demonstrieren gegen die geplante Erhöhung der Mineralölsteuer, aber wer ist bei uns für die Preisanstiege verantwortlich?

[vc_message message_box_color=“grey“ icon_fontawesome=“fa fa-info“]

Holger M., Mimikama-Gastautor

Der Ingenieur Holger M. aus der Nähe von Schweinfurt stellt die am häufigsten gelesenen Argumente zum Thema Spritpreis auf den Prüfstand. Diese Argumente werden in Form einer Frage-Antwort Darstellung behandelt.

[/mk_info]

Kurz zusammengefasst können die hohen Preise an den Zapfsäulen durch Probleme beim Transport der verarbeiteten Produkte von den Raffinerien zu den Tankstellen erklärt werden. Diese Probleme hängen entscheidend mit den niedrigen Pegelständen der Flüsse zusammen, man müsste also gegen Niedrigwasser protestieren. Ob man das jetzt an Petrus oder die Verursacher des Klimawandels adressiert, ist jedem selbst überlassen.

Mehr Details und weitere Punkte, stelle ich im Folgenden als Frage/Antwort-Spiel dar:


Frage: Das Rohöl kommt doch über Pipelines zu den Raffinerien, wo ist dann das Problem mit Niedrigwasser?

Antwort: Das Problem ist nicht, dass es nicht genügend Rohöl gibt, denn das kommt tatsächlich durch die Pipelines zu den Raffinerien. Das Problem ist, dass das verarbeitete Rohöhl nicht von den Raffinerien wegtransportiert werden kann. Die Schiffskapazitäten können derzeit nur zu etwa einem Drittel ausgelastet werden, weil die Tanker ansonsten auf Grund laufen.

Das hat zwei Dinge zur Folge: Die Transportkosten pro Tonne Kraftstoff werden um den Faktor 3-4 vergrößert und es steht an den Zwischenlagern weniger Kraftstoff zur Verfügung. Dann greift der Basismechanismus der freien Marktwirtschaft und Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Die Transportkapazitäten auf den Flüssen können schwierig erhöht werden, weil so schnell keine Schiffe aus dem Hut gezaubert werden können. Auf dem Landweg sind die Transporte entsprechend teurer, da für einen Schiffstransport mit etwa 2.000 Tonnen ca. 60-70 LKW fahren müssen.

Was die Raffinerien angeht, gibt es in Süddeutschland noch ein weiteres Problem. Die Raffinerie der BayernOil in Vohburg bei Ingolstadt wurde Anfang September bei einer Explosion und einem Großbrand so beschädigt, dass die Produktion dort voraussichtlich erst wieder im Frühjahr 2019 aufgenommen werden  kann. Dort wurde immerhin ein Drittel des in Bayern ankommenden Rohöls verarbeitet, somit steht auch bei den Erzeugern weniger Kraftstoff zur Verfügung.


Frage: Ich habe noch nie eine Tankstelle gesehen, die von einem Schiff aus betankt wird, ist das nicht alles vorgeschoben?

Antwort: Dazu ein lokales Beispiel: Die Erik Walther GmbH ist ein kleines Mineralölunternehmen aus Schweinfurt und betreibt insgesamt 67 dem bft (Bundesverband freier Tankstellen) angeschlossene Tankstellen.

Das Unternehmen betreibt vier Tankschiffe mit einer Gesamtkapazität von etwa 9000 Tonnen. Damit werden Heizöl und Kraftstoffe von Amsterdam/Rotterdam/Antwerpen nach Schweinfurt transportiert und dort in Hochtanklager gepumpt. Von dort aus beginnt die weitere Verteilung auf Tankstellen im Umkreis.


Frage: Und was ist mit Österreich? Warum ist dort der Sprit knapp 30 Cent günstiger als bei uns?

Antwort: In Österreich sind die Spritpreise derzeit auch höher als gewohnt. Lag der Jahresdurchschnitt 2017 noch bei 1,18 €/l Benzin, ist er derzeit bei 1,33€. Die Mineralölsteuer auf Benzin ist in Österreich 17 Cent niedriger als bei uns, damit lässt sich also schon ein großer Teil des Preisunterschieds erklären.

Für den restlichen Preisunterschied kommen u.a. wieder die Gesetze der Marktwirtschaft ins Spiel. Warum kostet der Liter Super in Rostock 1,43€ und in Trier 1,63€? Da sind doch die gleichen Steuern und Abgaben drauf. Wenn es deutschlandweite Unterschiede von bis zu 20 Cent gibt, kann das doch nur bedeuten, dass entweder die Kosten dafür, den Kraftstoff in Rostock aus der Zapfsäule laufen zu lassen, geringer sind und/oder in Rostock mehr Kraftstoff zur Verfügung steht. (Die Mineralölsteuer wurde in Deutschland zuletzt 2003 erhöht.)


Frage: Warum tut der Staat nichts gegen die hohen Preise, die ja zweifellos eine hohe Belastung für Pendler darstellen?

Antwort: Der Staat tut etwas. Ende Oktober wurden aus den strategischen Ölreserven des Bundes 220.000 Tonnen Diesel und Benzin freigegeben. Diese Mengen werden regional begrenzt verteilt und zwar nach Köln, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sowie Unterfranken, also dahin, wo es am meisten gebraucht wird.

Die strategische Ölreserve soll einen Schutz vor z.B. vollständigen Lieferausfällen bieten und ist so angelegt, dass damit >90 Tage ohne neue Lieferungen überbrückt werden können. Diese Reserve sichert sozusagen die Handlungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft in Notfällen ab. Es ist auch klar und beschlossen, dass bei anhaltenden Transportproblemen der Binnenschifffahrt weitere Reserven freigegeben werden, dass man das aber nicht ohne echte Not machen kann, muss auch klar sein.


Frage: Das ist doch alles eine Kampagne, um die Bürger in die Elektromobilität zu drängen/*hier sonstige Verschwörungstheorie einfügen*

Antwort: Das teuerste an einem E-Auto ist die Batterie und die kommt nicht aus Deutschland, da hätte der deutsche Staat also keinen Nutzen. Außerdem zeigt der Staat durch die Bereitstellung von Kapazitäten aus der strategischen Reserve ja, dass man bereit ist, gegenzusteuern. Die Mineralölkonzerne hätten durch mehr E-Mobilität weniger Kunden, die haben also auch keinen Nutzen, müssen die höheren Kosten aber am Ende auch auf den Preis umlegen.

Die Reedereien und Speditionen verdienen sich an den Transporten auch nicht gerade dumm und dämlich, können aber sicherlich derzeit für ihre Transportkapazitäten gute Preise erzielen. Die Mineralölsteuer ist unabhängig vom Kraftstoffpreis, das zieht also auch nicht.


Frage: Warum bist du so ein Klugscheißer und meinst, das alles erklären zu müssen?

Antwort: Ich muss und will niemanden bekehren, kann aber ganz schlecht akzeptieren, dass gerade in den sozialen Medien in allem eine Verschwörung gesehen wird und die Regierung an allem die Schuld hat. Im Internetzeitalter hat jeder die Möglichkeit, sich alle Informationen zu beschaffen, nichts anderes habe ich bei diesem Thema getan und das Ganze hoffentlich nachvollziehbar aber sicherlich belegbar zusammengefasst.

Wer jetzt weiterhin irgendwelchen Youtube-Videos mehr Glauben schenkt, soll das ruhig tun. Wenn aber irgendwann Fakten ihren Wert verlieren und gezielte Desinformation zum politischen Instrument wird, kann man wirklich Angst bekommen.


Verwendete Quellen:

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.