Sind Karotten wirklich gut für die Augen?

Autor: Ralf Nowotny

Hattu Möhrchen?
Hattu Möhrchen?

„Karotten sind gut für die Augen! Oder hast du schonmal einen Hasen mit Brille gesehen?“

Seit Jahrzenten bekommen Kinder, die ihr Gemüse nicht essen wollen, gesagt, dass die Karotten doch gut für die Augen seien und auch viele Erwachsene glauben das.
Doch stimmt das wirklich? Und woher kommt eigentlich diese Behauptung?

Karotten enthalten Beta-Carotin. Vitamin A ist gut für die Augen. Und Beta-Carotin wird vom Körper in Vitamin A umgewandelt. Folglich müssen Karotten gut für die Augen sein.
Fall erledigt? Nicht so ganz…

Vitamin A findet sich in vielen Lebensmitteln, beispielsweise Leberwurst, Butter, Spinat, Eigelb und Milch. Zumeist haben diese Lebensmittel das Vitamin auch in „Reinform“, während Beta-Carotin ja erst einmal vom Körper umgewandelt werden muss, und das auch noch in einem Verhältnis von 20:1. Es braucht also viele Karotten, um die gleiche Menge Vitamin A im Körper zu haben, wie mit anderen Lebensmitteln.
Warum also wird die Karotte als so besonders angesehen?

Es begann im Zweiten Weltkrieg

Anfang der 1940er tobte der Weltkrieg in Großbritannien, die Royal Air Force lieferte sich erbitterte Schlachten mit der deutschen Luftwaffe. Nicht nur die nächtlichen Angriffe der Deutschen machten den Briten zu schaffen, dazu kam auch noch eine Nahrungsknappheit.

In dieser Zeit wollte die britische Regierung dem Volk ein Gemüse schmackhaft machen, welches leicht für die Bürger im Garten anzupflanzen ist und schnell wächst: Die Karotte.
Was folgte, war eine große Werbekampagne für das Gemüse:

Quelle: Flickr user jocki84
Quelle: Flickr user jocki84

Karotten sind lecker und gesund, so das Credo. Und damit auch Kinder mehr von dem Gemüse essen, gab es sogar Karotten statt Eis am Stiel!

Quelle: World Carrot Museum
Quelle: World Carrot Museum

Beworben wurde die Karotte auch damit, dass sie gut für die Augen sei, doch alleine durch die Werbung wurde die Karotte noch nicht so beliebt. Das änderte sich erst mit John „Cat Eyes“ Cunningham, einem britischen Kampfpiloten.

Nachts wurde in den Städten der Strom abgeschaltet, um es für deutsche Piloten schwieriger zu machen, bestimmte Gebäude zu treffen. Natürlich war es dadurch auch schwieriger für die englischen Piloten, die deutschen Flieger auszumachen. Umso überraschender, dass Cunningham es schaffte, als erster Pilot einen deutschen Flieger nachts abzuschießen und es nicht bei diesem Einen beließ: Insgesamt 20 Deutsche holte er vom Himmel.

„Cat Eyes“ hatte nämlich etwas an Bord seines Fliegers, wovon die Deutschen nichts wussten und auch nicht erfahren sollten: Das erste Radar-Gerät, welches transportabel in einem Flugzeug installiert war!
Dadurch konnte Cunningham die deutschen Flieger meistens schon ausmachen, bevor sie überhaupt in den britischen Luftraum eindrangen und so zielgenau abschießen.

Natürlich erregte das Aufsehen: Wie schaffte es dieser Mann bloß, nachts so präzise die feindlichen Flieger abzuschießen. Hatte er wirklich „Katzenaugen“?
Die britische Regierung sah nun die Chance, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Das Radar geheim zu halten und die Karotte noch schmackhafter zu machen:

Quelle: US National Archives
Quelle: US National Archives

Karotten waren das „Geheimnis“, so wurde propagiert!
Und das Gemüse ist natürlich nicht nur gut für Kampfpiloten, um nachts sehen zu können, sondern auch für Jedermann, um nachts, wenn alle Lichter (auch der Autos) ausgeschaltet sind, gut sehen zu können:

Quelle: World Carrot Museum
Quelle: World Carrot Museum

Ab nun war die Karotte das Supergemüse überhaupt: Leute, esst Karotten, dann bleibt ihr gesund und eure Sicht verbessert sich!

Und nun, knapp 80 Jahre später, hat sich diese Weisheit, welche aus einer Werbepropaganda für ein Gemüse geboren wurde, um zu verschleiern, dass man Radar in Flugzeugen habe, gefestigt.

Fazit

Nein, durch Karotten bessert sich das Augenlicht nicht so gut, wie seitdem behauptet wird, es sei denn, man isst sehr viel davon.
Alternativ gibt es noch viele andere Lebensmittel, die weitaus mehr Vitamin A liefern.
Oder man hat immer ein Nachtsichtgerät bei sich, das wäre auch eine Alternative.

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