Ein Schwarzes Loch im Mittelpunkt der Erde? (Faktencheck)

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Autor: Ralf Nowotny

Ein Schwarzes Loch im Mittelpunkt der Erde? (Faktencheck)
Ein Schwarzes Loch im Mittelpunkt der Erde? (Faktencheck)

In sozialen Medien wird ein wissenschaftliches Papier verbreitet, in dem behauptet wird, im Mittelpunkt der Erde befinde sich ein Schwarzes Loch.

Das hat schon eine andere Qualität als üblich: Ausgerechnet in einem veröffentlichten wissenschaftlichen Papier, also einer vermeintlich seriösen Quelle, steht diese Behauptung: Der Mittelpunkt der Erde ist ein Schwarzes Loch in Form einer DNA-Brane, die teilweise in einer Extra-Dimension liegt.

Darüber wundern sich sogar Professoren:

Auch als Sharepic wurde die Behauptung verbreitet:

Sharepic über das angebliche Schwarze Loch
Sharepic über das angebliche Schwarze Loch

Jenes Papier findet sich (noch) auf der PubMed-Datenbank und stammt bereits von 2019.
Seit dem 30. September 2019 ist das Papier als „zurückgezogen“ markiert.

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Was genau steht in dem Papier?

Federführend bei dem Papier war gewisser Massimo Fioranelli, auf den wir weiter unten noch zurückkommen werden.

Bereits die Kurzerklärung des Papiers klingt bizarr:

„Kürzlich haben einige Wissenschaftler der NASA behauptet, dass es im Zentrum der Erde eine Struktur ähnlich einem Schwarzen Loch geben könnte. Wir zeigen, dass die Existenz von Leben auf der Erde ein Grund dafür sein könnte, dass dieses schwarze lochähnliche Objekt eine schwarze Brane ist, die aus biologischen Materialien wie der DNA gebildet wurde. Die Größe dieser DNA-Schwarzkleie ist 109 Mal länger als die Größe des Erdkerns und des verdichteten Erdinneren. Durch die Kompaktierung dieses langen Objekts entsteht eine gekrümmte Raumzeit, und es entstehen einige Eigenschaften von Schwarzen Löchern.“

Und das ist nur der Anfang!
Jene schwarze DNA-Brane soll aus zwei Teilen bestehen. Ein Teil sei aus unserem vierdimsionalen Universum sichtbar, der andere Teil, die „dunkle DNA“, befände sich in einem Extra-Universum. Diese sei auch noch mit Wassermolekülen verbunden, die Informationen speichern (Hallo Homöpathie!), was die Erde quasi zu einem interdimensionalen Kommunikationsgerät macht.

Ist sonst noch jemanden außer uns schwindelig?

Welche NASA-Wissenschaftler haben das behauptet?

Es ist übertrieben, zu behaupten, Nasa-Wissenschaftler (Mehrzahl) hätten dies behauptet.
Tatsächlich aber äußerte eine ehemalige NASA-Wissenschaftlerin namens Louise Riofrio in einem Interview mit dem Paranormal-Channel „thirdphaseofthemoon“ auf YouTube ihre Theorie.

Demnach könnte sich die Erde um ein winziges Schwarzes Loch von der Grösse eines Sandkorns herum gebildet haben, welches für die Wärme im Erdinneren, Vulkane und Erdbeben verantwortlich sei, aber auch das Magnetfeld der Erde erzeugt.

Zurückgezogene Veröffentlichungen

Kommen wir nun auf Massimo Fioranelli, dem Hauptverantwortlichen des Papiers, zurück, denn gleichzeitig mit der Schwarzes Loch-Behauptungen wurden noch andere Veröffentlichungen von ihm zurückgezogen.
Namentlich waren das:

Jene Veröffentlichungen von Fioranelli haben eines gemeinsam: Es handelt sich um sogenannte Junk-Science, auch Pseudo-Wissenschaft genannt – klingen wissenschaftlich, sind aber zumeist eher esoterisch und teilweise mit zusamennhanglosen Fachbegriffen gefüllt.

Bereits im Juli wurde eine Veröffentlichung von ihm zurückgezogen, jene trug den Namen „5G-Technologie und Induktion des Coronavirus in Hautzellen“. Darin behauptete er, dass 5G-Technologie hauptächlich für COVID-19 Erkrankungen verantwortlich sei, was schon längst widerlegt wurde.

Über einen der anderen Autoren des Schwarze Loch-Papiers berichtete im September der Spiegel: Der Dresdner Professor Uwe Wollina hat an über 2.500 Publikationen mitgearbeitet – Ein Großteil davon ist reine Pseudo-Wissenschaft.

Das unrühmliche PubMed

Nun stellt sich aber immer noch die Frage, wie solche Papiere auf einer wissenschagtlichen Seite landen konnte. Die Antwort ist relativ einfach: Es wird eher schlampig überprüft.

Bei „PubMed“ handelt es sich um eine ehemals renommierte Datenbank/Suchmaschine für medizinische Artikel, welche jedoch in den letzten Jahren zunehmend in Verruf geraten ist. So fand die Seite „ScienceDirect“ heraus, dass bis zu 25 Prozent der verlinkten Artikel „Raubkopien“ sind, die hinter einer Paywall versteckt werden, obwohl sie normalerweise frei zugänglich sind.

Unter anderem finden bzw. fanden sich auf „PubMed“ auch Publikationen von „Omics“, die schon des öfteren dabei ertappt wurden, „Fake Science“ Artikel zu veröffentlichen, die sich demnach auch in dieser Datenbank finden bzw. fanden; „Omics“ soll nun aus der Datenbank verbannt worden sein.

Trolle in der Wissenschaft

Nicht nur auf Facebook und Twitter gibt es Trolle, sondern auch in der Wissenschaft, wenn auch mit ernsterem Hintergrund.

So äußert futurism die Vermutung der Wissenschaftlerin Sarah Rasmussen, dass diese Autoren extra genau solche pseudo-wissenschaftlichen Publikationen an diverse Seiten schicken, um zu testen, wie gut diese überhaupt überprüft werden.

Auch Forbes berichtet, dass selbst die unsinnigsten Artikel, die man bei genügend Fachzeitschriften einreicht, letztendlich sich an einem faulen Gutachter vorbeischleichen und veröffentlicht werden.

Auch das Papier über das Schwarze Loch sei im Prinzip nichts anderes als ein Wortsalat, der, wie Ingeneur berichtet, hanebüchener Unfug ist, welches sich liest, als ob ein Bot wissenschaftlich klingende Buzzwords mehr oder minder willkürlich aneinandergereiht hätte.

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Fazit

Die Veröffentlichung des Papiers wirft eine grundlegende Frage auf: Wie sehr kann man wissenschaftlichen Publikationen trauen, für die sich keine anderen Quellen finden lassen und die offensichtlich nicht peer-reviewed wurden?

So muss man auch bei vermeintlich seriösen Seiten sehr genau darauf achten, was sonst noch veröffentlich wurde; die Seite PubMed beispielsweise hat sich auch in der Vergangenheit eher durch pseudo-wissenschaftliche Veröffentlichungen eher einen unrühmlichen Namen gemacht.

Ob nun die ehemalige NASA-Wissenschaftlerin mit ihrer Theorie recht hat, ist nicht bewiesen. Der Unsinn, der aber in jenem Papier steht, ist wissenschaftlich absolut nicht haltbar.

Artikelbild: Shutterstock / Von Vadim Sadovski
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