Schulzfacts – eine Analyse

Autor: Andre Wolf

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Wie sehr kann gekonntes Social Media Marketing und Hyping eine postfaktische Resistenz schaffen? Eine Analyse anhand der #SchulzFacts.

Martin Schulz. SPDler. Ehemaliger Europapolitiker. Schulabbrecher vor dem Abitur. Mit Alkoholproblem in der späten Jugend, seitdem trocken. Manchmal ein Blick wie ein übernächtigter Dackel. Ja irgendwie ein Mann von der Ersatzbank. Mag man meinen.

Doch all diese vermeintlichen Negativattribute scheinen an dem SPD Kanzlerkandidaten derzeit abzuprallen. Denn Schulz ist der neue Internetstar. Um ihn ranken sich Hashtags und Internetmythen, die selbst einen Bachelor mit seinen 22 Puppen alt aussehen lassen.

#Gottkanzler, #Keinebremsen, #SchulzFacts.

Irre, wie da gerade gehyped wird. Ist es kluges Marketing? Ist es exakt dieser spezielle Charme von Schulz? Ist es der Aspekt, dass er eben nicht perfekt ist?  Zumindest ist es derzeit augenscheinlich für die SPD ein Glücksmoment, gerade wenn man die letzte Sonntagsfrage anschaut.

Unerwartet – kalkuliert?

Die Politk von Marin Schulz ist derzeit nicht so sehr das Thema, es ist eher der Hype um seine Person. #SchulzFacts trendet zum Beispiel. Wer hat denn damit gerechnet? Wahrscheinlich jene Menschen, die ihn gezielt und teils ironisch hypen. Wie so Vieles im Netz begann auch der Schulzhype bei Reddit, ich will da jetzt nicht alles wiederholen oder das Rad neu erfinden, sondern an dieser Stelle lieber auf die Herkunftsanalyse von Bento verweisen. Hier erfährt man deutlich: Schulz ist das ironische Pendant zu Trump.
Übersteigert, überdreht, natürlich realitätsbefreit. Doch irgendwie ist es augenscheinlich exakt die Gegenreaktion auf den bierernst betriebenen Populismus: ein nett gerufenes “Fuck you, blue!”

Und auch Schwarz. Und irgendwie alle. Denn Schulz ist der kompromisslose Social Media Star. An dieser Stelle muss ich zugeben: ja, das ist großartigstes Social Media Marketing! Ernsthaft, ich habe in der Vergangenheit mit einigen Politikern gesprochen, wo es thematisch um die Positivpräsentation in sozialen Netzwerken ging. Klar, auch mein Rat ging in Richtung Personenkult und Positivdarstellung der Stärken, aber dieses überdreht großartige Konzept der irrationalen Überpräsenz ist mir nie in den Kopf gekommen.

Laut Bento stammen diese Hypes und Kultdarstellungen nun nicht von irgendwelchen Agenturen und wenn das wirklich so stimmt, dürften sich wohl so eine Agenturen – sorry für den Ausdruck – in den Arsch beißen, denn hier vermarktet sich ein Personenkult völlig von alleine. Und ganz ohne sich Mühe geben zu müssen, glaubhaft zu erscheinen.

Im Gegenteil: die alten Chuck Norris Witze sind wieder da, nur Chuck Norris ist nicht mehr dabei. Er wurde einfach ersetzt. Denn der Schulzhype MUSS zwingend übersteigert sein. Er geht Hand in Hand mit den eingangs erwähnten Negativattributen des Politikers. Er muss absurd sein, denn er muss gegen den größten Gegner der Gegenwart antreten: den postfaktischen Fakes!

Postfaktische Resistenz!

Und genau darum scheint es zu gehen. Wir haben immer wieder beobachten können, wie Politiker verschiedener Parteien sich gegenüber Falschmeldungen zur Wehr setzen mussten, wie ihnen falsche Zitate in den Mund gelegt wurden oder wie sehr sie selbst in Rage geraten mussten, um Akzente zu setzen (man denke an den Gabriel-Stinkefinger). Auch ein netzpolitisches Aussitzen, wie es beispielsweise von Seiten der Kanzlerin betrieben wird, schafft keinen Schutzpanzer gegenüber den Angriffen über die sozialen Netzwerke.

Aber der Schulzhype … der Schulzhype ist neu. Neu und anders. Und er hat einen interessanten Nebeneffekt: der Hype scheint die Person Schulz postfaktisch resistent zu machen. Denn es ist letztendlich recht einfach und jeder SciFi Fan wird das verstehen: wer sich außerhalb der Phase befindet, kann einfach nicht angegriffen werden.

Und genau das macht der Schulzhype aktuell. Er versetzt den Politiker außerhalb der normalen Phase. Die bisherigen Fake- und Diffamierungsintentionen, wie sie gegenüber anderen Politikern erschienen sind, funktionieren gegenüber Schulz nicht.

Im Gegenteil: interessanterweise wirken hier die realen Richtigstellungen umso besser. Wir haben auf Mimikama einen Fake über Schulz beschrieben. Im Regelfall keine große Nummer, die Analysen und Korrekturen zu Politikerfakes halten sich in ihrer Reichweite meist überschaubar und laufen dem Fake immer nur jämmerlich hinterher. Nicht bei Schulz! Ernsthaft. Auf Twitter ging die Veröffentlichung über diese Aufklärung MEHR als steil. Zumindest was unseren bescheidenen @ZDDK_ Account angeht.

Schulz wirkt unangreifbar und somit wirken auch jene, die den Angriffsversuch starten, leichter als widerlegt. Daher fühlt es sich einfach richtig an, wenn man einen Schulzfake als solchen auch anprangern kann. Denn – und jetzt wird es interessant: Schulz selbst ist als Hype postfaktisch geworden! Und mit diesem Wandel auf die postfaktische Ebene steht die Person Schulz über den Angriffen, sie können zumindest auf paralleler Ebene mit Leichtigkeit abgewehrt werden.

Und warum funktioniert das bei Schulz? Das dürfte daran liegen, dass Schulz bundespolitisch ein recht unbeschriebenes Blatt ist. Er konnte noch nicht einsortiert werden, er ist kaum in Erscheinung getreten. Insofern ist Social Media Hype um die Person ein Vorauseilen einer Positivcharakterisierung, die auf einem noch nicht verunkrautem Feld gedeihen kann. Gleichzeit auch ein Kopf an Kopf Rennen mit den Diffamierungsversuchen, die jedoch ins Hintertreffen gelangen könnten, da die Befürworter des Social Media Hypes oftmals ausschließlich daran interessiert sind, ein Positivbild des Politikers zu sehen.

Und was sollte Schulz nun damit machen? Für Schulz ist das ganze Spiel natürlich auch ein Wagnis, denn wie lange spielt er dieses Spiel mit? Hier wage ich mich einfach mal mit einer Meinung hervor: MITMACHEN! Mehr als verlieren kann er nicht. Die SPD ist in einer Talsohle und kann am Ende nur damit gewinnen.

Schulz kann eh  nur einen Weg gehen. Soll er eben einen progressiven Weg mitgehen. Natürlich ist es auch ein schmaler Grat, aber den gehen seine Widersacher auch. Seit Jahren schon und sie haben mit populistischen und demagogischen Tweets oder Facebook-Statusmeldungen viel Raum gewonnen. Jedoch gehen seine Mit- und Parallelstreiter diesen Grat nicht und verharren somit in Lethargie.

Und nun?

Viele Teilnehmer des Social Media Hypes um Schulz sind letztendlich gar keine parteipolitischen Schulzjünger. Meine Anmerkung als Autor: Ich hatte (ehrlich gesagt) Schulz auch gar nicht auf dem Schirm und hab die Meldung daher ein wenig belächelt, die Schulz als Kanzlerkandidaten nannte. Doch ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich dieses Hypephänomen bewundere. Wirklich. Es ist genau der Hype, welcher die Antwort auf unsachlichen und schnellschießenden Populismus ist. Ein Hype, der die Fakeangriffe zumindest partiell ausschaltet und zudem viel Ironie und Humor innehat.

#SchulzFacts eben. Und wäre Martin Schulz der Bachelor, er würde immer 22 Rosen geben dürfen. Und alle würde bleiben.

via Einhornkotze

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