Polioimpfungen in Afrika (Faktencheck)

Autor: Kathrin Helmreich

Polioimpfungen in Afrika (Faktencheck)
Polioimpfungen in Afrika (Faktencheck)

Aus dem Kontext gerissen – die Behauptung, ein von „Bill Gates finanzierter Impfstoff verursacht einen Ausbruch von Kinderlähmung in Afrika“ ist ungenau.

Aktuell erhalten wir einige Anfragen zu einem Artikel, in dem von einem der „größten Gesundheitsskandale“ die Rede ist. Dabei geht es um Fälle von Polio in Afrika, die aufgrund eines Impfstoffs aufgetreten sein sollen:

Screenshot des angefragten Artikels
Screenshot des angefragten Artikels

Ein von Bill Gates finanzierter Impfstoff verursacht einen Ausbruch von Kinderlähmung in Afrika

Der Faktencheck

Laut den Faktencheckern von Health Feedback ist diese Behauptung ungenau. ZDF zufolge, stuft die WHO Afrika seit dem 25. August 2020 „als frei von wildem Polio ein“:

Der Artikel berichtet über einen Ausbruch von 13 Fällen, der im März 2020 im Sudan begann und vom sudanesischen Bundesgesundheitsministerium nur eine Woche, nachdem die WHO Afrika für frei vom Polio-Wildstamm erklärt hatte, bekannt gegeben wurde.

Die Impfung hat in der überwiegenden Mehrheit der Entwicklungsländer wirksam zur Ausrottung der Kinderlähmung beigetragen und weltweit schätzungsweise 16 Millionen Fälle und 1,5 Millionen Todesfälle verhindert.

Dennoch kommen impfstoffbedingte Poliofälle vor.

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Oraler Polio-Impfstoff vs. „wildes“ Poliovirus

Der orale Polio-Impfstoff enthält eine lebende, aber abgeschwächte Form des Poliovirus. Es kann vorkommen, dass sich nicht-geimpfte Personen bei Personen anstecken, die frisch mit Polio geimpft wurden. Im Falle des oralen Impfstoffs ist jene Anzahl der Personen aber weitaus geringer, als die sich „wild“ angesteckt haben.

Laut WHO tritt dieser Fall generell selten ein und meist nur in Gebieten mit schlechten sanitären Verhältnissen. Wenn geimpfte Kinder den Virus ausscheiden, können diese lange Zeit in der Umwelt verbleiben und in seltenen Fällen ihre Fähigkeit, eine Krankheit zu verursachen, wiedererlangen.

Die Kinder, welche im Artikel erwähnt werden, waren 48 und 36 Monate alt, was bedeutet, dass sie den Impfplan noch nicht abgeschlossen hatten und somit anfällig für die Krankheit waren.

Laut Health Feedback bestätigten Tests, dass die Kinder nicht mit dem im Impfstoff enthaltenen Virusstamm infiziert waren, sondern mit einem VDPV, das aus dem Tschad stammte und dort seit 2019 zirkulierte. VDPVs unterscheiden sich wie gesagt, von dem im Schluckimpfstoff enthaltenen Virus. (siehe oben, abgeschwächte Form)

Die WHO berichtet regelmäßig über neue Polioausbrüche sowie den Typ des verursachenden Virus. Da die Impfung sowohl vor VDPVs als auch vor Polio-Wildviren schützt, besteht die Lösung für durch Impfung verursachte Polioausbrüche laut Dr. Pascal Mkanda, Leiter des WHO-Programms zur Ausrottung der Kinderlähmung, darin, die Durchimpfungsrate zu erhöhen:

„Der Anstieg der durch Impfung verursachten Poliofälle wird durch eine mutierte Form der Krankheit verursacht, die in Fäkalien gefunden wird und Kinder befällt, die nicht geimpft wurden. Was wir tun müssen, ist die Ausweitung der Impfung, damit Polio nicht länger überleben kann“.

Stichwort Immunisierung: die vollständige Impfung von 80-85% der Kinder kann eine Herdenimmunität verleihen und die Übertragung von Polio stoppen. Verbesserte sanitäre Einrichtungen können die Entstehung infektiöser Poliovirusstämme, die von Impfstoffen stammen, verhindern.

Fazit:

Tatsächlich erkrankten 13 ungeimpfte Kinder an Polio. Das Virus, mit dem sie aber infiziert waren (VDPV) ist allerdings nicht der selbe Virenstamm, der in der Schluckimpfung vorkommt, sondern eine Variante, die dort seit 2019 zirkuliert.

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Quelle: Health Feedback
Artikelbild: Shutterstock / Von Lesterman
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