PCR-Test als Mittel zum Aufbau einer Gendatenbank? (Faktencheck)

Autor: Ralf Nowotny

PCR-Tests als Mittel zum Aufbau einer Gendatenbank? (Faktencheck)
PCR-Tests als Mittel zum Aufbau einer Gendatenbank? (Faktencheck)

Angeblich dienen die PCR-Tests auch dazu, eine riesige Gendatenbank der Bevölkerung aufzubauen.

Sowohl von Politikern als auch von Privatpersonen wird aufgrund eines Interviews die Behauptung aufgestellt, der PCR-Test auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus diene auch dazu, eine riesige Gendatenbank zur erstellen.

Diese Behauptung schaffte es auch auf einen Flyer, der abfotografiert wurde und als Sharepic in sozialen Medien kursiert:

Die Behauptung auf dem Flyer
Die Behauptung auf dem Flyer

Konkret wird behauptet, dass mit dem Abstrich gleichzeitig auch eine DNA-Probe entnommen wird. Zwar werde nicht angegeben, ob diese DNA-Probe dann in eine Datenbank komme, aber da man ohne richterliche Anordnung nicht zur Abgabe seiner DNA gezwungen werden könne, dürfe man auch einen PCR-Test verweigern.

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Das Interview

Diese Theorie wurde auch durch ein Interview befeuert, welches der BR mit mit Ruth Waldmann, Gesundheitspolitische Sprecherin der Bayern SPD-Landtagsfraktion, führte. Hier beispielsweise wird das Interview verbreitet:


In dem Interview versucht Frau Waldmann dem Reporter das sogenannte Proben-Pooling zu erklären, bei dem beispielsweise 100 Tests gleichzeitig ausgewertet werden. Sollte das Ergebnis negativ sein, könnte man gleich allen 100 sagen, dass sie corona-negativ sind. Erst bei einem positiven Ergebnis müsse man alle 100 noch einmal einzeln auswerten.

Das Missverständnis

Nun sorgte Frau Waldmann aber für ein Missverständnis, da sie immer wieder von „Gentest“ spricht, beispielsweise in einem Satz gleich am Anfang: „…dann kann man mit einem Gentest untersuchen, ob ein Treffer dabei ist“ und „Es gibt einen Gentest, der sagen kann, ob in dem Bündel […] ein positiver Treffer dabei ist“.

Also werden da gleichzeitig Gentests gemacht?

Nein.
Frau Waldmann macht in ihrer Erklärung dem Reporter gegenüber den Eindruck, als ob quasi alle Proben in jenem Mini-Pool auch durch die Genome der Personen  markiert wären und man dann feststellen könne, welche eine Probe positiv sei, indem man schaut, zu wem das Genom mit dem positiven Test gehört.

Wie funktioniert es also wirklich?

Das erklären mehrere medizinische Seiten wie MTA-Dialog und Healtcare in Europe ausführlich.

Schritt 1: Es werden PCR-Tests eines bestimmten Kreises von Personen genommen, beispielsweise alle Mitarbeiter eines Betriebes oder Krankenhauses.

Schritt 2: Diese Proben kommen dann zusammen in einen „Mini-Pool“.

Schritt 3: Jener Mini-Pool wird dann mit einem PCR-Test untersucht.

Vorteil: Fällt jener PCR-Test dann negativ aus, kann man allen Personen mitteilen, dass sie negativ sind. Ist das Ergebnis postiv, so ist mindestens eine Person infiziert, die Proben müssen noch einmal einzeln untersucht werden.

Nachteil: Wenn beispielsweise nur 1 von 100 Personen in einem Pool infiziert ist, könnte es sein, dass die Virus-Genommenge im Pool zu niedrig ist, es also zu einem falsch-negativ Ergebnis kommt.

Feldversuche hingegen konnten bisher nachweisen, dass die Methode recht gut funktioniert, da durch die Poolmethode sich das Volumen des Pooles nicht erhöht

Die Mini-Pool Methode
Die Mini-Pool Methode, Grafik: Michael Schmidt, DRK Blutspendedienst Institut Frankfurt, Quelle: Healthcare in Europe

So würde diese Methode viel Zeit sparen… wenn es weniger Infizierte gäbe. Derzeit jedoch steigen die Infektionszahlen so stark, dass auch die Poolproben immer öfter positiv ausfallen würden, man also ohnehin dann mehr Einzeltests machen müsste.

Wird vielleicht heimlich doch eine Gendatenbank aufgebaut?

Im Prinzip kann man die Genome eines Menschen aus jeder Speichel-, Blut- oder Haarprobe entnehmen, wozu es aber spezielle Verfahren benötigt.

Jener Verschwörungsmythos geht davon aus, dass sämtliche Labore, die PCR-Tests untersuchen, auch gleichzeitig das jeweilige Genom der Person isolieren und dies irgendwo speichern, um es dann wohl an irgendeine übergeordnete Organisation zu schicken.

Es wäre sicherlich zweifelhaft, wenn diese Labore beispielsweise von Google finanziert werden würden, denn der Konzern hätte bestimmt Interesse an einer solchen Datenbank.

Doch dass alle Labore auch gleichzeitig die menschlichen Genome heimlich isolieren und in einer Datenbank speichern (ohne dass ein Labormitarbeiter petzt), ist schon sehr verschwörungsmythisch.

Dann kann man, wenn man schon dabei ist, auch sämtliche Friseure und das DRK verdächtigen – denn wie oben schon erwähnt: Aus Haaren und Blutspenden könnte man ebenfalls Genome isolieren.

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Fazit

Die PCR-Tests sind daraufhin genormt, die RNA des neuen Coronavirus zu erkennen, aber nicht, um die DNA der Personen zu erkennen und zu isolieren. Der Mehraufwand wäre auch unglaublich hoch und kaum zu verschleiern.

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