Gruppenvergewaltigung eines Kleinkindes durch Flüchtlinge in den USA?

Autor: Ralf Nowotny

Meldungen über vergewaltigende Flüchtlinge scheinen sich inflationsartig zu mehren, jedoch darf man nicht alles vorbehaltlos glauben, was bestimmte Seiten im Internet als „vertuschte Ereignisse“ beschreiben. So teilt sich auf Facebook ein Artikel, der behauptet, in den USA soll ein Kleinkind von Flüchtlingskindern missbraucht worden sein.

Wir gehen folgender Meldung auf den Grund:

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In holprigem Deutsch lautet die Überschrift:

„Gruppenvergewaltigung und in Mund urinieren Kleinkind (5) durch Flüchtlinge in USA | Idaho Staatsanwalt vertuscht“

Weiter heißt es:

„Es ist passiert, in den USA, bereits am 2. Juni, erst jetzt kam es ans Licht. 2 Sudanesen (14) (10) und ein Iraker (7) haben gemeinschaftlich ein Nachbarsmädchen (5) im Waschkeller des Mehrparteienhauses vergewaltigt, der Älteste soll die Tat mit dem Smartphone gefilmt haben, dem Mädchen soll zudem in den Mund uriniert worden sein.“

Was ist die Quelle?

Das ist die erste Frage, die man sich bei solchen Artikeln stellen muss. Der Inhalt findet sich parallel auch auf News von diversen „alternativen Medienseiten“ aus den USA. So berichtet der BlogMad World News“ am 19. Juni 2016 etwas ausführlicher von jenem Geschehen. So steht dort, dass drei syrische Flüchtlingskinder das Mädchen mit einem Messer in den Waschraum gezwungen, sie dort vergewaltigt, auf sie uriniert und das Geschehen mit einem Smartphone aufgenommen hätten.

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Quelle: Mad World News

Ein Fünkchen Wahrheit

Tatsächlich gab es am 2. Juni 2016 einen Zwischenfall in einem Wohnkomplex in Idaho/USA, in dem ein fünfjähriges Mädchen und drei Kinder aus dem arabischsprachigen Raum involviert waren, auch ist es wahr, dass es zumindest zu sexuellen Handlungen kam. Weitere Informationen gibt es aufgrund des Opfer- und Täterschutzes nicht, auch laufen die Ermittlungen noch, so dass es keine näheren Informationen zu dem Sachverhalt gibt.

Viele Falschinformationen

Aufgrund der Schweigens der Polizei wegen den laufenden Ermittlungen brodelte auf diversen Seiten die Gerüchteküche über, so dass der Polizeichef von Twin Falls, Craig Kingsbury, am Montag, den 20 Juni in einer Stadtversammlung sich zu den Gerüchten äußerte.

„Oberste Priorität hat das Opfer. Das dürfen wir nicht vergessen. Wir haben wir ein junges Mädchen, welches missbraucht worden ist. Es gibt aber derzeit eine Menge Falschinformationen in den Social Media Netzwerken. Ich weiß nicht, ob und warum diese frei erfunden wurden, aber sie sind schlicht und einfach nicht wahr.“

Folgend ging Kingsbury auf die Einzelheiten der Gerüchte ein:

  • Das Mädchen wurde nicht vergewaltigt, es kam aber zu sexuellen Handlungen
  • Zwei der drei beteiligten Jungen wurden verhaftet und in eine Jugendstrafanstalt gebracht
  • Die Jungen kamen nicht aus Syrien, sondern aus dem Sudan und aus Irak
  • Ein Messer war zu keinem Zeitpunkt in das Geschehen involviert
  • Andere Seiten berichten, dass das Mädchen ermordet wurde, dies ist ebenfalls falsch

Ergänzend fügte Kingsbury noch hinzu, dass es in ganz Idaho nur 57 syrische Flüchtlinge seit 2011 gibt, wovon keiner in Twin Falls wohnt.

Fazit

Tatsächlich gab es einen Vorfall in Idaho/USA, in dem ein fünfjähriges Mädchen und drei Jungen aus dem arabischsprechenden Raum involviert waren. Es kam auch zu sexuellen Handlungen. Weitere Angaben gibt es aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht. Eine Anzahl fremdenfeindlicher Blogs in den USA war das zu wenig, so dass sie sich anscheinend ihre eigene Version des Ereignisses bastelten, z.B. Infowars, Creeping Sharia, und Mad World News. Die Washington Post  recherchierte daraufhin gründlich, um den Gerüchten nachzukommen. 

Nachtrag

Entgegen der ersten Nennung, werden diese genannten Quellen in dem Artikel auf „Rapefugees“ ebenso wiedergegeben, auch die Washington Post. Wenn auch etwas ungewöhnlich, so findet man diese in der eingebetteten Kart unter dem Artikel vor, wenn man dort geografisch exakt auf den Marker klickt.

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