Kinder impfen – ja oder nein?

Autor: Tom Wannenmacher

„Wir sollten den Kindern jetzt die Chance geben, sich zu schützen!“

Nach der Zulassung des Biontech-Impfstoffs für Kinder ab fünf Jahren durch die Arzneimittelbehörde EMA spricht sich Prof. Heymut Omran, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am UKM (Universitätsklinikum Münster), mit seinem Team für einen zügigen Start der Corona-Impfungen aus. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sollen dafür noch im Dezember 2,4 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Im Interview spricht Omran über Wirksamkeit, mögliche Nebenwirkungen sowie den richtigen Zeitpunkt der Impfung – und die große Chance, dass Kinder wieder mehr Freiheit erlangen und psychische Belastungen minimiert werden können.


Soll ich mein Kind gegen Corona impfen lassen?

Herr Prof. Omran, die Zulassung durch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA ist da, die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) noch nicht. Sollen Eltern noch abwarten oder jetzt zügig ihre Kinder impfen lassen?

Omran: Wir sind jetzt erneut in einer COVID-Welle und wir wissen, dass uns diese vierte Welle den gesamten Winter beschäftigen wird. Das ist ein ganz wichtiger Punkt! Deswegen muss man jetzt impfen und sollte nicht abwarten, sondern den Kindern die Chance geben, sich zu schützen.


Aber Kinder haben meist milde Verläufe. Wieso ist eine Impfung dennoch sinnvoll?

Omran: Ich denke, es gibt verschiedene Gründe. Wenn ein Kind zum Beispiel ein älteres Familienmitglied nicht anstecken kann, Oma und Opa also sicherer sind, dann ist das sehr hilfreich. Aber das Kind hat selbst auch einen Schutz und Vorteile. Im Rahmen einer COVID-Erkrankung kann es zum Beispiel eine Multi-System-Inflammationserkrankung bekommen und diese Entzündung kann auch zu Herzentzündungen führen. Im Gegenzug ist die Nebenwirkungsrate einer Impfung im Bereich des Herzens deutlich geringer als die Wirksamkeitsrate gegen diese schwere Problematik im Rahmen einer COVID-Infektion.


Wie wirksam ist die Impfung bei Kindern?

Omran: Die Impfung bei Kindern ab fünf Jahren erfolgt mit dem Impfstoff, der auch bei Erwachsenen verwendet wird, jedoch mit einem Drittel der Dosis. Die Wirksamkeit ist sehr ähnlich wie bei Erwachsenen, das bedeutet einen Schutz von etwa 90 Prozent.


Die Daten klingen vielversprechend, Kritikern sind 8000 Teilnehmer der Zulassungsstudie jedoch zu wenig. Wie bewerten Sie die aktuelle Datenlage?

Omran: Es ist vollkommen richtig, dass in der Zulassungsstudie nur eine kleine Gruppe von Kindern untersucht wurde. Aber in den USA wurden mittlerweile zwei Millionen Kinder geimpft und da hat sich bestätigt, dass wir hier keine großen Probleme gesehen haben. Ich persönlich rechne sogar eher mit etwas weniger Nebenwirkungen als bei Jugendlichen, da im Rahmen der Pubertät etwas mehr Nebenwirkungen auftreten und wir bei den Kindern nun ja im präpubertären Stadium sind.


Was sind bisher bekannte Nebenwirkungen?

Omran: Die Nebenwirkungen waren in der Beobachtungsstudie sehr gering, das waren vor allem Lymphknotenschwellungen in der Häufigkeit von circa einem Prozent. Andere Nebenwirkungen kennt man natürlich auch, wie eine leichte Rötung der Impfstelle oder auch etwas Fieber. Schwerere Nebenwirkungen wurden noch gar nicht beobachtet.


Als schwere Nebenwirkung kursierte in den Medien jedoch immer wieder etwas von Herzmuskelentzündungen. Stimmt diese Aussage?

Omran: Man hat gesehen, dass es selten bei männlichen Jugendlichen und noch etwas seltener bei weiblichen Jugendlichen zu solchen Herzentzündungen gekommen ist. Was aber wichtig ist: Diese Herzentzündungen waren in der Regel alle vergesellschaftet mit einem guten klinischen Verlauf. Die Herzentzündungen, die im Rahmen einer Inflammationserkrankung, also einer COVID-Erkrankung auftraten, waren deutlich schwerer.


Was raten Sie Eltern, deren Kinder eine Grunderkrankung haben. Gibt es Gründe, mit einer Impfung eher zurückhaltend zu sein?

Omran: Man sollte vor der Impfung natürlich immer eine sorgsame Aufklärung bei seinem Kinderarzt wahrnehmen. Wenn ein Kind eine besondere Grunderkrankung hat, zum Beispiel eine Herzerkrankung, sollten Eltern zusätzlich mit dem entsprechenden Spezialisten reden, um zu sehen, ob es hier doch auch mal besondere Gründe gegen eine Impfung gibt. Das wird aber sehr, sehr selten sein. Eher wird eine schwere Grunderkrankung ein besonderer Grund sein, diese COVID-Impfung zu veranlassen.


Einige Erwachsene haben nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Kinder Angst vor Langzeitfolgen einer Impfung. Wie ist hierzu die Datenlange?

Omran: Ich habe weder bei Kindern noch bei Erwachsenen Erkenntnisse für Langzeitschäden nach den bisherigen Impfungen. Ich rechne auch nicht damit.


Langzeitfolgen der Pandemie sind hingegen bereits bekannt, vor allem psychische. Die Zahl an hilfesuchenden Kindern, Jugendlichen und Eltern ist immens gestiegen. Welchen Beitrag kann die Impfung in dieser Hinsicht leisten?

Omran: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Kinder brauchen in ihrem Leben auch Freiheit, brauchen Entwicklungsmöglichkeiten, müssen auch andere Kinder treffen können, müssen spielerisch soziale Fähigkeiten erlernen können. Das können sie eigentlich nur in der Gruppe und das können sie nur mit Menschen und nicht nur virtuell. Und deswegen ist auch da die COVID-Impfung ein gutes Instrument, um Kindern diese Entwicklungsmöglichkeiten wiederzugeben. Ich rechne damit, dass dann auch weniger psychische Probleme auftreten, weil es ja schon zum Teil besorgniserregend ist, was wir erlebt haben bezüglich dieser anderen Nebenwirkungen der Erkrankung.


Abschließend noch eine persönliche Einschätzung: Ihre Klinik ist eine der größten in der Region mit entsprechend vielen Mitarbeiter*innen, von denen selbst viele Kinder unter elf Jahren haben. Wie wird das Thema bei Ihnen untereinander diskutiert?

Omran: In unserem Kinder-Infektiologischen Team sind auch viele Ärztinnen und Ärzte, die selbst Eltern sind und Kinder im entsprechenden Alter haben. Und all die Ärzte haben sich die Studienlage intensiv angeschaut und klar gesagt, sie würden und sie werden ihre eigenen Kinder impfen lassen.


Quelle: Deutsches Gesundheitsportal

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