Pflanzen als Käferschreck? Nicht ganz.

Autor: Kathrin Helmreich

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Stechmücken, Ameisen, Spinnen, Zecken…

Kaum stehen die ersten warmen Tage ins Haus, bereiten sich auch diverse Plagegeister auf eine neue Saison vor: Stechmücken, Ameisen, Spinnen, Zecken – wer hasst sie nicht und würde sie am liebsten nachhaltig und zudem noch ohne „böse“ Chemie aus den vier Wänden vertreiben?

Natürliche Abhilfe im Wortsinn versprechen da unzählige Seiten im Internet. Auch ein Video mit dem Titel „Pflanzen, die Ungeziefer fern halten“ welches uns zur Einschätzung vorgelegt wurde, stößt auf großes Interesse und wenig hinterfragte Verbreitung.

Das schiere Aufstellen von Küchenkräutern wie Minze, Basilikum, Rosmarin, Lavendel, weiter geht die Aussage nicht, halte Ameisen, Spinnen, Stechmücken, Motten, Flöhe, Fliegen, ja sogar Zecken fern.

Doch wie verlässlich sind solche Ratschläge?

Nur weil‘s alle (ab-)schreiben, muss es noch lange nicht stimmen. Obwohl man tausende ähnlich geartete Beiträge im Netz findet: Wer echte Belege will, tut sich schwer mit der Suche nach validen Aussagen. Und die Fakten, auf die man abseits der Hausfrauen- und Alternativmedizin-Webseiten stößt, sprechen in der Summe nicht unbedingt für eine echte Alternative zum guten alten Moskitonetz oder chemischen Hilfsmitteln.

Einzig die These, dass Motten und zwar auch Lebensmittelmotten, gegen Lavendel allergisch sind, scheint einer eingehenden Prüfung einigermaßen standzuhalten.

Also ist die „Repellent“-Wirkung von Pflanzen frei erfunden?

Nein, nicht ganz. Allerdings bewirkt das bloße Aufstellen eines Kräutertöpfchens noch keinen Massenexodus der Insekten. Es sind die so genannten ätherischen Öle, Bestandteile der Pflanzen, die durchaus eine gewisse Wirksamkeit besitzen, zu diesem Zweck allerdings erst speziell aufbereitet und auf die Haut aufgetragen oder verdampft werden müssen. So gewinnt man Repellents auf pflanzlicher Basis.

Es existieren zwar in der Tat belegte Wirkungen bestimmter Pflanzenbestandteile gegen Gruppen von Schädlingen. Diese Art des „Pestizideinsatzes“ ist allerdings hauptsächlich in Drittweltländern von Bedeutung, wo es an Geld für synthetisch hergestellte „Repellents“ fehlt.

Gleiches gilt für die Schaffung von „Pflanzengemeinschaften“ zum Zweck der Schädlingsabwehr; diese folgt genauen Regeln und gelingt sicher nicht mit drei Kräutertöpfchen auf der Fensterbank.

Wunder darf man allerdings auch dann nicht erwarten:

Stiftung Warentest verglich 2014 mit ätherischen Ölen getränkte Armbänder mit synthetischen Insektenschutzmitteln:

„Die sechs geprüften Mückenarmbänder zu Preisen zwischen 0,20 und 16 Euro pro Stück setzen ätherische Öle ein, zum Beispiel Citronella, Geraniol oder Lavendelöl. Grundsätzlich gilt: Solche Öle schützen weniger effektiv als synthetische Wirkstoffe wie Icaridin und DEET. Auch sind sie nicht unbedenklich. Geraniol etwa kann bei empfindlichen Menschen allergische Reaktionen auslösen. Öle aus Lavendel und Citronella die Augen, Haut und Schleimhäute reizen. Allergische Reaktionen rufen die Armbänder im Test zwar nicht hervor. Gegen Mücken helfen sie aber auch nicht. Sekundenschnell stechen die Insekten zu, selbst in unmittelbarer Nähe der Armbänder. Als nettes Sportmode-Accessoire mögen einige Bänder überzeugen, als Schutzschild gegen Mücken definitiv nicht.“…

„Viele alternative Mittel wie Ultraschallgeräte, UV-Licht-Fallen, Gartenfackeln und Teelichter bringen dagegen nichts. Ebenso wenig helfen Hausmittel wie Zitronenmelisse und Tomaten- oder Basilikumpflanzen auf der Fensterbank.“

Zum selben Ergebnis kommt die Pharmazeutische Zeitung und räumt gleich auch noch mit einem weiteren Mythos auf: „Zitronellenextrakt-haltige Kerzen reduzieren die Anzahl der Stiche um 20 Prozent und sind damit in etwa genauso wirksam wie gewöhnliche Kerzen.“

Und was das Halten von Topfpflanzen gegen Zecken angeht, so reichen schon gesunder Menschenverstand und minimale Kenntnis über die Gewohnheiten der Blutsauger, um der Nutzlosigkeit dieses Ratschlages auf die Schliche zu kommen: Zecken fängt man sich hauptsächlich in Wiesen- und Heidelandschaften ein, die wenigsten Menschen dürften im heimischen Wohnzimmer Opfer der hinterlisten Blugsauger werden. An dieser Stelle weiß auch die Schulmedizin bis heute keinen Rat: Wirksam getestete Abwehrmittel gegen Zecken sind, zumindest was den Europäischen Raum angeht, bis heute nicht auf dem Markt.

Genau so wenig haltbar sind Behauptungen, dass Minze abschreckend auf Spinnen wirke – hierzu findet sich, auch nach ausgiebigen Recherchen, nicht ein einziger Beleg.

Somit kann die im Video suggerierte Methode, Insekten seien allein durch das Aufstellen von Pflanzen fern zu halten, ins Reich der Märchen und Sagen verwiesen werden. Allenfalls aufbereitete Extrakte, in Form von Ölen zum Aufstellen oder Einreiben, entfalten einen, wenn auch begrenzten, Schutz .

Arzneimittel bzw. Hilfsstoffe auf Pflanzenbasis sind übrigens nicht, nur weil sie „natürlich“ sind, deswegen ungefährlich: Viele ätherische Öle sind, zusätzlich zu den Gefahren für Allergiker, außerdem karzinogen, sprich Krebs erregend.

Autor: Dagmar K. – mimikama.org
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