Ivermectin ausverkauft – Menschen haben immer noch Corona, sind aber wurmfrei!

Autor: Ralf Nowotny

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Faktencheck
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Eine Studie nach der anderen stellt sich als gefälscht heraus, doch trotzdem nehmen Menschen Ivermectin gegen COVID-19.

Versteht uns nicht falsch: Ivermectin ist ein wirklich tolles Medikament zur Entwurmung, dessen Entwickler William C. Campbell and Satoshi Ōmura 2015 die Hälfte des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin „für ihre Entdeckungen bezüglich einer neuartigen Therapie gegen Infektionen, die durch Spulwurmparasiten verursacht werden“ erhielten.

Ōmura entdeckte Avermectin als Medikament, welches später chemisch zu einer besseren Verbindung namens Ivermectin weiterentwickelt wurde und wirklich gut bei Flussblindheit, lymphatischer Filariose und anderen parasitären Krankheiten beim Menschen hilft.

Achtung, jetzt kommt das Schockierende: COVID-19 ist kein Parasit!

Ivermectin dient zur Behandlung von Tieren (darunter zumeist Pferde) zur Behandlung oder Vorbeugung von Parasiten. Auch für Menschen gibt es Ivermectin in Tablettenform zur Behandlung von parasitären Würmern oder äußerlich zur Behandlung von Kopfläusen und Hauterkrankungen. Das Ivermectin für Tiere ist anders dosiert und kann für Menschen gefährlich sein!

Bei einer Überdosierung (was schnell passieren kann), drohen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hypotonie (niedriger Blutdruck), allergische Reaktionen (Juckreiz und Nesselsucht), Schwindel, Ataxie (Gleichgewichtsstörungen), Krampfanfälle, Koma und Tod.

So. Und nun verratet uns:

Warum ist Ivermectin in Österreich ausverkauft?

Der Moment, wenn man glaubt, einen Artikel von der Satireseite „Der Postillon“ zu lesen:
In Oberösterreich ist in vielen Apotheken das Ivermectin für Pferde ausverkauft, berichtet OÖNachrichten. Thomas Veitschegger, Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer:

„Ivermectin ist immer wieder ausverkauft und das, obwohl es rezeptpflichtig ist. Da braucht es erst einmal einen Mediziner, der dieses Medikament zur Vorbeugung und Behandlung von Würmern auch verschreibt.

Viele Leute nehmen das Medikament völlig falsch ein. Sie nehmen die weitaus höhere Dosis, die eigentlich für Pferde gedacht ist. Es gab schon Vergiftungen.“

Da fragen wir uns, was das für Mediziner sind, die in solchen Mengen Ivermectin verschreiben? Gibt es ein Parasitenproblem in Österreich? Würdet ihr auch Schmerzmittel nehmen, die für Elefanten gedacht sind?

Wird etwa plötzlich auf Politiker gehört? FPÖ-Chef Herbert Kickl kritisierte Ende Oktober Impfungen, sie seien zu kurzlebig, stattdessen sollte man auf Medikamente wie Ivermectin setzen, die „sehr effektiv seien“.
Bei Kickl half es anscheinend nicht viel. Er hat jetzt bestimmt keine Parasiten, ist aber dafür an COVID-19 erkrankt.

Warum die Hoffnung auf Ivermectin?

Im November 2020 erschien auf der Seite „Research Square“ (siehe HIER) eine Studie, in der behauptet wurde, dass in einem Krankenhaus in Ägypten COVID-19 Patienten, die Ivermectin erhielten, deutlich schneller gesund wurden, die Sterblichkeitsrate soll um 90 Prozent gesunken sein. Die Studie erfolgte, nachdem Anfang 2020 Wissenschaftler der Universität Melbourne aufgezeigt hatten, dass Ivermectin in Zellkulturen die Last an Coronaviren um den Faktor 5000 senken kann.

Die Studie wurde allerdings grob gefälscht und am 14. Juli endgültig zurückgezogen!

Einige Beispiele, die die Studie als Fälschung entlarvten:

  • Ganze Absätze wurden aus Artikeln über COVID-19 und Ivermectin kopiert, nur bestimmte Wörter wurden mit einem Thesaurus geändert, was teilweise zu unsinnigen Sätzen führte
  • Die Rohdaten widersprachen mehrfach dem Studienprotokoll, so erfolgte die Studie angeblich an Patienten zwischen 18 und 80 Jahren, doch mindestens drei Patienten waren unter 18, auch starben nach den Rohdaten vier Patienten, doch in der Studie stehen nur zwei Patienten
  • Die Studie soll vom 8. Juni bis zum 20. September 2020 gewesen sein, doch einige der angegebenen Patienten verstarben bereits vor dem 8. Juni
  • Ein Patient verließ gesund das Krankenhaus am 31. Juni, einem Tag, der gar nicht existiert
  • Mindestens 79 Datensätze der Patienten sind einfach nur Kopien von anderen Datensätzen

Noch mehr gefälschte Studien aufgetaucht

Nach Veröffentlichung der gefälschten Studie im November 2020 wollten natürlich viele Institute die Ergebnisse überprüfen, denn ein günstiges Mittel gegen Parasiten als Medikament gegen COVID-19 wäre eine fantastische Neuigkeit im Kampf gegen die Pandemie!

  • Bereits im Januar 2021 ergaben die ersten Folgestudien, dass Ivermectin keine signifikanten Auswirkungen auf die Viruslast von Covid-19-Patienten hat
  • Im September wurde entdeckt, dass eine einflussreiche Studie aus Argentinien, die behauptete, Ivermectin verhindere Covid-19 in 100 % der Fälle, fragwürdige Daten enthielt und auf einer fehlerhaften Methodik beruhte
  • Ebenfalls im September berichtete „Nature Medicin“ von mehreren Studien, die von Epidemiologen und Forschern genauer betrachtet wurden: „Mehrere Studien, die einen klinischen Nutzen von Ivermectin behaupten, sind ähnlich problematisch und enthalten unmögliche Zahlen in ihren Ergebnissen, unerklärliche Diskrepanzen zwischen den Aktualisierungen der Studienregister und den veröffentlichten demografischen Daten der Patienten, angebliche Zeiträume, die nicht mit der Wahrhaftigkeit der Datenerhebung übereinstimmen, und erhebliche methodische Schwächen
  • Laut BBC weisen mehr als ein Drittel der 26 Hauptversuche mit Ivermectin  schwerwiegende Fehler oder Anzeichen für möglichen Betrug auf. Keine der übrigen Studien liefert überzeugende Beweise für die Wirksamkeit von Ivermectin.
  • In einer Studie aus dem Iran wiesen die Patienten in der Placebogruppe bereits vor Studienbeginn einen viel niedrigeren Sauerstoffgehalt auf und hatten damit statistisch ein höheres Sterberisiko

Zu den am meisten entdeckten Fehlern in den Studien gehören:

  • Dieselben Patientendaten wurden mehrfach für vermeintlich unterschiedliche Personen verwendet
  • Beweise dafür, dass die Auswahl der Patienten für die Testgruppen nicht zufällig erfolgte
  • Zahlen, die in der Natur nicht vorkommen können
  • Falsch berechnete Prozentsätze
  • Lokale Gesundheitsbehörden wussten nichts von den Studien

Menschliches Versagen ist bei Studien zwar nie auszuschließen, die geballte Häufung jedoch gerade bei diesen Studien ist mehr als auffällig, und die Hoffnung auf weitere Gelder für die eigene Forschung ist da sicherlich ein weiterer Faktor, um Studien zu fälschen, um sie schnell zu veröffentlichen und Ruhm zu erlangen.

Eine weit verbreitete Studie aus Libanon erwies sich nun ebenfalls als Fälschung: Statt 100 Patienten in der Studie handelt es sich nur um 11 Patienten, deren Daten kopiert und wieder eingefügt wurden.

Die Autoren der Studie erklärten, dass der ursprüngliche Datensatz „manipuliert, sabotiert oder irrtümlich in die endgültige Datei eingegeben wurde“, doch die angeblichen korrekten Daten wurde nicht nachgereicht.

Die größte und hochwertigste bisher veröffentlichte Ivermectin-Studie ist die Together-Studie an der McMaster University in Kanada. Sie ergab keinen Nutzen für das Medikament in Bezug auf COVID-19.

Fazit

In einigen Krankenhäusern, beispielsweise in Brasilien, bekommen COVID-19 Patienten tatsächlich Ivermectin – aber nicht, um damit COVID-19 zu bekämpfen, sondern um zu verhindern, dass gefährliche Spulwurminfektionen, die in südlichen Ländern häufiger als hierzulande vorkommen, aus dem Ruder laufen, bevor sie beispielsweise mit Steroiden behandelt werden.

Diese Patienten genesen also nicht wegen Ivermectin, sondern wegen der übrigen Behandlung. Stichwort: Korrelation ist nicht Kausalität.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass Ivermectin in Tablettenform, vorsichtig dosiert und in Kombination mit bestimmten anderen Medikamenten, gerade im frühen Stadium einer COVID-19 Erkrankung hilfreich sein könnte. Daran wird auch noch immer geforscht, die Ergebnisse sind bisher jedoch nicht sehr erfolgsversprechend.

Ganz sicher ist jedoch, dass Ivermectin, besonders nicht das stärkere Ivermectin für Pferde, eine Impfung ersetzt, eine Eigenmedikation im schlimmsten Fall zu Vergiftungen und Tod führt.


Weitere Quellen: The Guardian, Business Insider, Pharmaceutical Technology
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