Sharepic „Italiens Todesrate bis zum 25. März 2020“ – der Faktencheck

Autor: Kathrin Helmreich

Sharepic "Italiens Todesrate bis zum 25. März 2020" - der Faktencheck
Sharepic "Italiens Todesrate bis zum 25. März 2020" - der Faktencheck

Ein Sharepic zeigt angeblich Italiens Todesrate bis zum 25. März 2020. So soll es weniger Tote als im Vorjahr gegeben haben.

Ein Sharepic behauptet, Italien die Todesrate sei geringer als im Vorjahr

Die gezeigten Zahlen beziehen sich bis zum 25. März 2020.
EuroMOMO warnt davor, ihre erhobenen Daten frühzeitig zu interpretieren.

Seit einiger Zeit erreichen uns immer wieder Anfragen zu einem Sharepic, das vor allem auf Facebook die Runde macht und schon älter sein dürfte. Es geht um folgendes Bild:

Screenshot Anfrage an mimikama.org
Screenshot Anfrage an mimikama.org

ITALIENS TODESRATE

Italien 2019 = 579.244 Tote.
Das sind 1.587 Tote pro Tag

Italien 2020 = 133.869 Tote bis zum 25.03.2020 (85 Tage)
Das sind 1.575 Tote pro Tag

WENIGER TOTE als im Vorjahr !

Also in den ersten 85 Tagen des Jahres 2019 starben in Italien 134.895 Menschen.
Und im selben Zeitraum von 2020 waren es 133.869 Tote.

Quelle: Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen.

Der Faktencheck

Der Ersteller des Sharepics vergleicht hier die Sterberate einiger Monate mit den entsprechenden Monaten im Vorjahr. Aus welchem Dokument der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen (UN DESA) die Informationen stammen, bleibt leider bislang ungeklärt.

Den dpa-Faktencheckern zufolge, veröffentlicht das Netzwerk EuroMOMO hingegen jeden Donnerstag für mehrere europäische Länder und Regionen Daten dazu, ob mehr Menschen in einer bestimmten Woche gestorben sind, als in diesem Zeitraum zu erwarten wäre. Der Fachbegriff dafür lautet Übersterblichkeit.

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EuroMOMO selbst warnte jedoch im PDF des Bulletins zur 11. Kalenderwoche mit den Daten für den 9. bis 16. März 2020 davor, ihre erfassten Daten falsch zu interpretieren. Darin heißt es:

Obwohl derzeit keine erhöhte Sterblichkeit verzeichnet worden sei, könne man daraus nicht ableiten, dass es aktuell keine erhöhte Sterblichkeit etwa in einigen Regionen gebe. Das liege unter anderem daran, dass Daten von EuroMOMO mit einer Verzögerung von wenigen Wochen erfasst werden, weil die Todesfälle ja erst registriert und an EuroMOMO gemeldet werden müssen.

Dieser Hinweis gelte ausdrücklich auch für Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19.
Quelle: dpa-Faktencheck

Tatsächlich war bis Mitte März in keinem der erfassten Länder eine Übersterblichkeit zu erkennen. Das änderte sich jedoch in den folgenden Wochen, wonach in einem Bulletin vom 26. März bereits von einer Übersterblichkeit in Italien berichtet wurde. Anfang April dann sogar von einer „besonders hohen Übersterblichkeit“ in Spanien und Italien, besonders bei Menschen über 65 Jahren und darüber hinaus.

Hinzu kommt, dass im neuesten Bulletin rückwirkend für die 14. Kalenderwoche (30. März bis 5. April) eine „sehr hohe Übersterblichkeit“ verzeichnet wurde, und zwar in zehn Ländern und Regionen Europas – inklusive Italien.

Fazit:

Für alle Statistiken von EuroMOMO für die vergangenen Wochen gilt, dass sie aufgrund „statistischer Unschärfen“ mit Vorsicht interpretiert werden müssen. So kam es zum Beispiel aufgrund der Osterfeiertage zu verzögerten Registrierungen.

EuroMOMO hatte bis Mitte März tatsächlich keine erhöhte Sterberate verzeichnet, warnte jedoch davor, daraus abzuleiten, dass es keine erhöhte Sterblichkeit in einigen Regionen gäbe. Die Übersterblichkeit in Italien hat seit Ende März stark zugenommen.

Unklar bleibt, woher die Zahlen aus dem Sharepic tatsächlich stammen.

Passend zum Thema: 7 Diskussionspunkte zum neuen Coronavirus

Weitere Quellen: ARD-Faktenfinder
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