Inszeniert eine Filmcrew auf Kreta das Ertrinken von Flüchtlingen?

Autor: Kathrin Helmreich

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Inszeniert eine Filmcrew auf Kreta das Ertrinken von Flüchtlingen?
Inszeniert eine Filmcrew auf Kreta das Ertrinken von Flüchtlingen?

Wer aus dem Kontext gerissene Inhalte im Internet verbreitet, generiert Falschnachrichten!

Seit einiger Zeit erreichen uns unzählige Anfragen zu einem Video, das nicht nur auf Facebook geteilt wird. Es geht dabei um die Behauptung, dass in dem Video gezeigt würde, wie eine Inszenierung ertrinkender Flüchtlinge gedreht wird.

Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org

Mit dem Titel “Flüchtlinge ertrinken? Nein es werden Fake News für die Systemmedien hergestellt.” kursiert es ebenfalls auf YouTube:

Der Faktencheck:

Die Kollegen von Correctiv haben das Rätsel am 16.8.2018 aufgelöst:

Und zwar handelt es sich hierbei um Aufnahmen eines Dokumentarfilms!

Die Recherche von EchtJetzt bzw. Jacques Pezet ergab, dass das gezeigte Video tatsächlich auf der griechischen Insel Kreta gefilmt worden war. Und zwar in Ierapetra.

Auf eine Presseanfrage vom 8.8.2018 an das nahe gelegene Restaurant Levante, antwortete dieses per Facebook Messenger.

Das Restaurant antwortete uns per Messenger, dass das Video den Dreh eines Dokumentarfilms zeige, der beim Ierapetras Dokumentarfilmfestival vorgestellt wurde. Die im Video zu sehende Kamerafrau sei die Regisseurin und Produzentin. Das Restaurant erklärte uns gegenüber auch, dass der Film von griechischen Flüchtlingen während des Griechisch-Türkischen Kriegs von 1919 bis 1922 handele.

Das Restaurant ließ EchtJetzt den Link zu der Webseite des Dokumentarfilmfestivals von Ierapetra  zukommen. So konnte die im Film gezeigte Filmcrew identifiziert werden, die den Film  “Das Land der schmerzhaften Jungfrau Maria“ (auf Englisch „Land of the Painful Virgin Mary“) dort wirklich produzierten.

EchtJetzt schreibt weiter:

Auf der Webseite sind auch Fotos der Regisseurin und Produzentin Eleni Vlassi und des Kameramanns George Mpalothiaris zu sehen. So konnten wir die beiden in dem Video identifizieren.

Quelle Correctiv
Quelle Correctiv

Die Filmcrew bestätigte die Dreharbeiten zu dem historischem Film!

Durch verschiedene Schriftwechsel mit Kameramann George Mpalothiaris sowie dem weiteren Kameramann Giannis Kassis und schlussendlich der Filmregisseurin Eleni Vlassi wurde mehrmals bestätigt, dass es sich um Dreharbeiten zu dem historischen Film handelte.

„Das ist unsere Filmcrew beim Dreh eines Dokumentarfilms über Flüchtlingen aus den 1900er, die von Anatolien nach Kreta kamen“. Er schreibt, dass der Film in Ierapetra in den Jahren 2017 und 2018 gedreht wurde.

Nach Aussagen von EchtJetzt, war Eleni Vlassi von der Nutzung der Bilder ihres Filmdrehs überrascht. In einem Statement vom 13.08.2018 erklärte sie, dass das im Internet kursierende Video den Dreh ihres Films „Land of the Painful Mary“ zeigt, dass dieses ohne ihre Erlaubnis gedreht wurde und warnt auch davor, dass sie juristische Schritte gegen alle Personen einleiten könne, die Falschmeldungen über den Dreh ihres Filmes verbreiten.

Sie betont, dass die gefilmte Szene keinerlei Bezug zu heutigen Migranten habe, sondern die Situation griechischer Flüchtlinge aus Kleinasien im Jahr 1922 thematisiere.

„Die Dreharbeiten zur Dokumentation begannen im September 2017 und wurden am 24. Juli 2018 abgeschlossen. Der letzte Dreh im Meer wurde gemacht, um einige bessere Aufnahmen zu machen.“

Quelle: Correctiv
Quelle: Correctiv

Statement der Regisseurin Eleni Vlassi per E-Mail am 13.8.2018

Ergebnis:

Auf Kreta inszenierte eine Filmcrew tatsächlich eine Szene mit Flüchtlingen im Meer. Jedoch handelt es sich hierbei nicht um die Darstellung aktueller Szenen von ertrinkenden Flüchtlingen, sondern es wird die Situation griechischer Flüchtlinge aus Kleinasien im Jahr 1922 gezeigt.

Wer das Video also ohne das Hintergrundwissen, dass es sich Aufnahmen zu einem Dokumentarfilm handelt, verbreitet, generiert Falschnachrichten! Wer die Quelle weglässt, bietet Raum für Interpretation, die natürlich auch in der Behauptung münden kann, dass so Fake News für Systemmedien hergestellt würden.

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