Der grün leuchtende Corona-Impfstoff (Faktencheck)

Autor: Ralf Nowotny

Der grün leuchtende Corona-Impfstoff (Faktencheck)
Der grün leuchtende Corona-Impfstoff (Faktencheck)

Der neue Impfstoff soll leicht radioaktiv sein und im Dunkeln sogar grün leuchten. Oder wurde bei dem Bild getrickst?

Auf Facebook wird ein Text und ein Bild geteilt; behauptet wird, dass jemand eine Ampulle des Impfstoffes heimlich nach Hause schmuggelte und dort untersuchte, dabei feststellte, dass der Impfstoff leicht radioaktiv ist und im Dunkeln grün leuchtet – also wie die Chemikalie aus dem Film „Re-Animator“, mit der damit Tote zum Leben erweckt werden.

Um diesen Text handelt es sich:

Grün leuchtender Impfstoff
Grün leuchtender Impfstoff

[mk_ad]

Die Behauptung

Der Text, welcher von einer unbekannten Person stammt und immer wieder kopiert und neu geteilt wird, lautet:

„Ich arbeite beim BfArM ( Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) und konnte eine Ampulle des Impfstoffes heimlich herausschmuggeln um diese zu Hause analysieren zu können. Was ich festgestellt habe ist, dass dieses angebliche Impfstoff im dunklen leuchtet und leicht radioaktiv ist.
Ich habe zu Hause ca. 70 mikrosievert pro Stunde gemessen. Also genug um Krankheiten sowie auch genetische Schäden zu verursachen.
Es könnte sich um Radium in diesem Impfstoff handeln.
Warnt alle anderen vor dieser Wahnsinn !!!“
Dazu das Bild einer Spritze, dessen Inhalt anscheinend im Dunkeln stark grün leuchtet.
Nicht sonderlich überraschend: Der Text wurde erstmals anscheinend auf Telegram in einschlägigen Kanälen veröffentlicht.
Ursprungsquelle Telegram
Ursprungsquelle Telegram

[mk_ad]

Was sagt ein Chemiker zu den Impfstoff-Behauptungen?

Peter Lieberzeit, seines Zeichens Universitätsprofessor, derzeit Vorstand des Instituts für Physikalische Chemie an der Fakultät für Chemie der Universität Wien, hat sich die Behauptungen angeschaut und uns freundlicherweise seine Analyse zur Verfügung gestellt.

Radium im Impfstoff?

So wird in der der Medizin tatsächlich Radium eingesetzt, nämlich das Radium-Isotop 223Ra, welches in der Nuklearmedizin zur Behandlung von Knochemetastasen Verwendung findet, z. B. Xofigo® von Bayer als RaCl2. Es hat eine Halbwertszeit von 11,4 Tagen.

Ein anderes Radiumisotop ist 226Ra, welches häufiger und stabiler ist. Jenes hat allerdings eine Halbwertszeit von 1602 Jahren und wird medizinisch nicht eingesetzt.

Beide Radium-Isotope würden in einem Impfstoff überhaupt gar keinen Sinn ergeben.

Doch gehen wir einfach mal davon aus, dass sich in dem Impfstoff Radium befindet, so ergeben sich noch andere unlogische Punkte:

  • Radium ist generell ein seltenes Element und daher teuer.
  • Beide genannten Radiumisotope sind alpha-Strahler. Alpha-Strahlen können die Kunststoffhülle der Spritze nicht durchdringen. Damit ist sie außerhalb der Spritze nicht nachweisbar.
  • 70µS/h ist eine Dosisleistung. Bei Alphastrahlung kann man diese zwar messen, das ist aber sehr aufwendig und hängt unter Anderem von der Geometrie der Zelle, der Entfernung des Messgeräts von der Probe etc. ab. Wie gesagt: außerhalb der Spritze ist aus physikalischen Gründen keine Alphastrahlung messbar [Anmerkung: es gibt zwar einen Gamma-Anteil, der eventuell messbar wäre, aber so genau scheint das der Ersteller des Textes selbst nicht zu wissen]

Doch woher stammt das grüne Leuchten?

Aus den Hulk-Comics wissen wir: Radioaktivität leuchtet grün. Jedenfalls ist dies eine popkulturelle Meinung, die sich in vielen Filmen und Zeichentrickserien widerspiegelt, vom Toxic Avenger bis zu Futurama.

So effektvoll dies aber auch in der Popkultur ist: Es ist falsch. Für radioaktive Strahlung leuchtet die Spritze viel zu intensiv, zudem ist die sogenannte Cherenkov-Strahlung blau bis violett, also sehr kurzwellig, aber nicht grün.

Wahrscheinlicher ist, dass sich in der Spritze Fluorescein befindet. Jenes wird in der analytischen Chemie als Indikator verwendet, welcher bei Anregung mit blauem Licht (Wellenlänge ca. 520 bis 530 nm) grün leuchtet. Der Farbstoff ist relativ leicht erhältlich.

Ein weiterer Hinweis auf Fluorescein ist die Kanüle der Spritze:

Die Kanüle der Spritze
Die Kanüle der Spritze

Die Kanüle leuchtet auf dem Foto leicht violett. Da Kanülen aus Metall sind, muss es sich um reflektiertes Licht handeln. Von der Farbe und Intensität her passt dies sehr gut zu „Schwarzlichtlampen“, wie sie auch in Diskotheken verwendet werden, man sich aber auch privat in die Wohnung hängen kann.

[mk_ad]

Zusammenfassung

Der Ersteller des Textes und des Bildes hat sich anscheinend von dem Film „Re-Animator“ inspirieren lassen, um diese Lüge zu erstellen, jedoch weisen sämtliche Indizien darauf hin, dass sowohl der Text als auch das Bild nicht der Wahrheit entsprechen:

  • Radium ergibt keinen Sinn in einem Impfstoff
  • ein radioaktiver Inhalt würde auch nicht grün leuchten
  • Die Spritze enthält anscheinend Fluorescein und wird mit „Schwarzlicht“ beleuchtet

Die Behauptungen sind somit als FALSCH zu bewerten.

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.