Grippeimpfung erhöht nicht das Infektionsrisiko am neuen Coronavirus?

Autor: Ralf Nowotny

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Grippeimpfung erhöht nicht das Infektionsrisiko am neuen Coronavirus
Grippeimpfung erhöht nicht das Infektionsrisiko am neuen Coronavirus

Eine Studie soll aufzeigen, dass Grippeimpfungen das Infektionsrisiko am neuen Coronavirus signifikant erhöhen. Doch als Argument ist diese Studie nicht brauchbar.

Auf einem Sharepic wird diese Behauptung verbreitet: Wer sich einer Grippeimpfung unterziehe, erhöhe damit das Infektionsrisiko an dem Coronavirus um satte 36 Prozent.

Schädliche Grippeimpfung?
Schädliche Grippeimpfung?

Mittels QR-Code wird auf dem Sharepic auf eine Internet-Adresse verwiesen, die wiederum auf eine andere Seite verweist.

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Die Behauptung

Der Artikel der Seite „Naturstoff Medizin“ stammt bereits vom 16. März und enthält durch die auf dem Sharepic angegebenen Link erneute Verbreitung.

In dem Artikel wird behauptet, eine neue Studie (also neu zum damaligen Zeitpunkt) soll zu dem Ergebnis gekommen sein, dass die Grippeimpfung gegen Influenzaviren mit dem möglichen Schutz vor einer Grippe gleichzeitig das Risiko einer Infektion mit Coronaviren um ganze 36 Prozent erhöhe.

Die Studie

Jene erschien im Januar 2020 in der Zeitschrift „Vaccine“ und trägt den Titel „Influenza-Impfung und Atemwegsvirus-Interferenz unter dem Personal des Verteidigungsministeriums während der Grippesaison 2017-2018“.

Einer der vier wichtigen Punkte in der Studie ist die Feststellung, dass anscheinend die Wahrscheinlichkeit einer Virusinfektion mit einzelnen Atemwegsviren nach einer Grippeimpfung erhöht war.

Die Schlussfolgerung der Studie lautet, dass im Allgemeinen der Erhalt einer Grippeimpfung nicht mit einer Virusinfektion in der Bevölkerung verbunden ist, jedoch die sogenannte Virusinterferenz, also das Risiko einer Infektion mit anderen Viren nach Erhalt einer Grippeimpfung, mit Coronaviren und dem menschlichen Metapneumovirus signifikant erhöht war.

Der Hinweis zur Studie

Die wenigsten Nutzer werden sich die Studie wirklich anschauen, sondern auf die Angaben in dem Artikel vom März 2020 vertrauen. Dadurch übersehen sie aber jene Hinweise, die der Studie zu einem späteren Zeitpunkt angefügt wurden, um Missverständnisse zu vermeiden.

In diesem Anhang wird darauf hingewiesen, dass sie mit den zum damaligen Zeitpunkt bekannten Coronaviren, die zu Erkältungen führen, durchgeführt wurde (229E, NL63, OC43, und HKU1), jedoch nicht mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2, welches es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gab.

„Na und? Coronavirus ist Coronavirus!“

Falsch!

In dem Anhang wird weiters darauf hingewiesen, dass es gegen die damals vier bekannten Coronaviren bereits Grundimmunitäten gibt, während dies für den neuen Coronavirus noch gar nicht der Fall ist, ein Vergleich mit COVID-19 also alleine schon deshalb nicht möglich ist.

Die Ergebnisse der Studie könen und sollten also nicht derart interpretiert werden, dass es irgendeine Art oder Zusammenhang mit der Grippeimpfung und COVID-19 gäbe. Der Autor der Studie möchte damit nicht die Anti-Impf-Bewegung unterstützen.
Wörtlich schreibt er:

„Die Ergebnisse dieser Studie sollten in keiner Weise auf COVID-19 angewandt oder mit COVID-19 interpretiert werden.“

Auch weil die vier bekannten Erkältungs-Coronaviren anders agieren als SARS-CoV-2, sich beispielsweise an verschiedene Rezeptoren binden, macht einen Vergleich nicht möglich.

Zweifel an der Studie

Nun könnte jene Studie aber trotzdem dazu führen, dass viele Menschen eine Grippeimpfung ablehnen, da sie zwar nicht auf COVID-19 anwendbar ist, aber trotzdem ein erhöhtes Infektionsrisiko an den bekannten Coronaviren und dem menschlichen Metapneumovirus aufzeigt.

Allerdings ist jene Studie nicht wirklich repräsentativ, da sie nur örtlich sehr begrenzt und zudem nur aus einer Influenza-Saison stammt. Dies dachten sich auch eineige Wissenschaftler und überprüften die Ergebnisse.

Im Mai 2020 erschien dann jene Studie mit dem Titel „Influenza-Impfstoff erhöht nicht das Risiko eines Coronavirus oder anderer Nicht-Grippe-Respirationsviren: Retrospektive Analyse aus Kanada, 2010-2011 bis 2016-2017“.

Wie der Titel schon erwähnt, wurden für diese Studien die Zahlen von ganzen sieben Influenza-Saisons ausgewertet. Die jeweiligen Zahlen stammen aus den Datensätzen des Überwachungsnetzwerkes der kanadischen Sentinel-Praktiker.

Das Ergebnis:

„Der Impfstoff reduzierte das Risiko einer Influenzaerkrankung signifikant um >40%, ohne Auswirkungen auf Coronaviren oder andere NIRV-Risiken.“

Zudem wurde in der Studie auch festgestellt, dass in jener ersten Studie signifikante Rechen- und Interpretationsfehler zu finden sind, durch die die Zahlen verzerrt werden. Zu einem besseren Vergleich wurden in der Studie auch die Zahlen der ersten Studie neu aufbereitet.

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Fazit

Die Studie, welche dem Sharepic zugrunde liegt, beweist nicht, dass das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, durch eine Grippeimpfung signifikant erhöht ist.

Nicht nur der Autor der Studie wehrt sich gegen diese Behauptung, eine weitere, umfassendere Studie belegt zudem, dass die Schlussfolgerungen jener ersten Studie nicht zutreffend sind.

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