Sei sparsam bei der Vergabe der Standortberechtigung am Handy!

Autor: Annika Hommer

Das Geschäft mit Standortdaten boomt! Viele Milliarden davon befinden sich in den Datenbanken von professionellen Daten-Händlern.

Dass das nicht nur theoretisch zu einem großen Privatsphäre-Problem werden kann, zeigen Beispiele aus der Vergangenheit. Ob es nun die Smartphone-Wettervorhersage ist oder die App, die einen bei der regelmäßigen Laufrunde begleitet – diese und noch viele andere Anwendungen erfordern, dass man den eigenen Standort mit ihnen teilt. Die Zustimmung dafür ist schnell erteilt, aber was geschieht weiter mit den Standortdaten, die wir da preisgeben?

Das Geschäft mit deinen sensiblen Daten

Firmen mit den Namen PlaceIQ. Mobilewalla, und Outlogic haben genau diese Angaben, die wir so freimütig teilen, zu ihrem Geschäft gemacht. Ein Geschäft mit sensiblen Daten, das mittlerweile rund zwölf Milliarden US-Dollar groß sein soll. Eine aktuelle Recherche von The Markup hat nun insgesamt 47 dieser Unternehmen identifiziert, die die Datensammler, Zwischenhändler und Verkäufer der Daten umfassen.

Erlaubnis zur Datenweitergabe der Standortdaten meist versteckt

Einige der Firmen stechen dabei damit heraus, dass sie sich damit brüsten, enorm große Datenmengen zu besitzen. So beispielsweise die Firma Near, die angibt, mit 1,6 Milliarden Standortdaten aus 44 Ländern den „weltgrößten Datensatz zum menschlichen Verhalten in der echten Welt“ zu besitzen. Mobilewalla spricht von 1,9 Milliarden Geräten und 50 Milliarden täglich neuen Standortmeldungen, die teilweise bis zu fünf Jahre zurückgehen.

Zwar geben die Firmen nur bedingt an, woher sie diese Daten erhalten, doch liegt dies auf der Hand. Viele Anwendungen verlangen, dass man ihnen den Zugriff auf die Standortdaten erlaubt. Dass diese an Datenhändler weitergegeben werden, wird, wenn überhaupt, meist nur irgendwo versteckt in den AGB mitgeteilt.

Scrollst du bei jeder App durch die gesamte Privacy Policy, bevor du dieser zustimmst? Eben!

Problematisch ist dabei, dass in der EU aufgrund der Datenschutzverordnung eigentlich auf das Teilen solcher Daten durch die Apps hingewiesen werden müsste, dies geschieht aber nicht immer. In den USA hingegen gibt es kaum Gesetze, die den Handel mit solchen Daten verhindern würden.

App-Stores reagieren

Viele Anwendungen wurden bereits aus den App-Stores entfernt, wenn herauskam, dass die Betreiber Standortdaten weiterverkaufen. Insgesamt versuchen die großen Konzerne, wie Apple und Google es den Datenhändlern zu erschweren, indem sie Verschärfungen betreffend der Standortberechtigungen in ihren App-Stores einführten. Aber auch diese Maßnahmen führen nur bedingt zu einer Besserung, da beispielsweise Outlogic seine Daten direkt von den App-Betreiber-Servern bezieht und dadurch die Beschränkungen der offiziellen App-Stores umgeht.

Wer kauft Standortdaten?

Zu den vielen Interessenten von Standortdaten gehören unter anderem Polizeibehörden, Privatdetektive, Immobilienfirmen oder auch Versicherungen. Auch wenn die Daten dabei anonymisiert übermittelt werden – das heißt ohne Namen oder E-Mail-Adresse-, kann anhand der Bewegungsmuster meist sehr leicht festgestellt werden, wo eine Person wohnt, arbeitet oder sich sonst aufhält.

Vergangene Fälle zeigen, was Datenhandel bewirken kann

Bereits in der Theorie verursacht all das schon ein mulmiges Gefühl. Wenn man dann noch konkrete Vorfälle aus der Vergangenheit im Zusammenhang mit Datenhandel betrachtet, wird es fast bedrohlich. So kaufte beispielsweise ein katholisches Medium Daten zu einem Priester, um nachzuweisen, dass dieser sich in Schwulenbars aufhält. In einem anderen Beispiel konnte nachgewiesen werden, dass das US-Militär von Outlogic (damals noch X-Mode) Daten kaufte, die über eine muslimische Gebets-App gesammelt wurden. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, was mit den Daten geschehen kann, die man unbedarft preisgibt.

Wie gehe ich nun damit um?

Sei sparsam damit, welchen Anwendungen auf dem Smartphone du eine Standort-Freigabe erteilst! Manche Apps bieten an, nur während der Nutzung darauf zuzugreifen, was die Hintergrund-Spionage bereits beschränkt. Teilweise ist es zudem möglich, statt der exakten Position nur einen groben Standort zu übermitteln (ab iOS 15 und Android 12). Generell gilt: Sollte es sich dir nicht erschließen, warum eine Anwendung überhaupt deine Standort-Daten benötigt: meide sie!

Schau am besten in deinen Telefon-Einstellungen nach, welchen Apps du einen Standort-Zugriff erlaubst und entferne diesen gegebenenfalls und prüfe bitte immer deiner Privatsphäreneinstellungen!


Quellen: derStandard.at, The Markup
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