“… und das Baby ist weiß”– Foto eines Bootsunglücks polarisiert in sozialen Medien

Autor: Kathrin Helmreich

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“… und das Baby ist weiß”– Foto eines Bootsunglücks polarisiert in sozialen Medien

Ein Foto, das bei einem Bootsunglück vor der Küste Libyens aufgenommen wurde, soll Fake sein, da die Hautfarbe eines toten Babys “zu weiß” erscheint…

Das Internet ist doch voller Überraschungen – leider sind die meisten davon nicht besonders gut.

So sollen zwei Pfeile beweisen, dass ein Foto eines Bootsunglücks gefälscht worden sein soll. “Fliegende Personen” und “zu weiße Babys”… damit beschäftigen sich gerade Menschen auf Facebook und Twitter:

Ein Foto, das bei einem Bootsunglück vor der Küste Libyens aufgenommen wurde, soll Fake sein, da die Hautfarbe eines toten Babys “zu weiß” erscheint… / Screenshot Mimikama.at
Ein Foto, das bei einem Bootsunglück vor der Küste Libyens aufgenommen wurde, soll Fake sein, da die Hautfarbe eines toten Babys “zu weiß” erscheint… / Screenshot Mimikama.at

 

Ein Boot voller schwarzer und das Baby ist weiß

Faktencheck:

An dieser Stelle können wir die Arbeit unseres italienischen Kollegen David Puente aufgreifen, da diese Behauptung zunächst im Italienischen verbreitet war.

Der Faktenchecker David Puente berichtet hierzu, dass diese Behauptung momentan verstärkt auf Facebook und Twitter auftaucht – vor allem im italienischen Sprachraum.

Das Foto stammt aus einer Foto-Reihe des Fotografen Mahmud Turkia und zeigt die Opfer eines Bootsunglücks, das sich vor der Küste Libyens ereignete. Gibt man bei Getty Images die Suchbegriffe „MAHMUD TURKIA LIBYA-MIGRANTS-SHIPWRECK“ ein, findet man folgende 11 Fotos des Ereignisses:

Einige davon kann man in Medienberichten der AFP (Agence France-Presse) sehen. Auch hierzulande hatte man über das Bootsunglück berichtet. Darunter auch derStandard, t-online, FAZ und tagesspiegel. Besagtes Foto kann man auch in der Bild finden, welche die AFP als Quelle angibt.

Laut t-online erzählten Zeugen gegenüber der AFP, dass sich viele marokkanische Familien und Jemeniten an Bord des gekenterten Bootes befanden – darunter auch Babys, Kinder und zahlreiche Frauen. Die Küstenwache barg nach eigenen Angaben drei tote Babys.

Und wieso ist das Baby weiß?

Warum es auf dem Foto weiß wirkt bzw. ist, kann verschiedene Gründe haben.

Einer davon wäre Adipocire oder auch Leichenlipid (umgangssprachlich auch Fett- oder Leichenwachs genannt; “Verseifung”). Dieser Zustand kann nach Eintritt des Todes bei Leichen auftreten, die in nasser oder sehr feuchter Umgebung liegen – jedoch erst nach 4 bis 6 Wochen (kommt hier also eher nicht in Betracht).

Ein weiterer Grund könnte sein, dass eben nicht nur komplett dunkelhäutige Menschen auf dem afrikanischen Kontinent leben… auch hier lassen sich ganz unterschiedlich pigmentierte Menschen finden. Egal, ob sie nun dort leben, zusammen fliehen oder anderen Menschen helfen. Auch hier in Europa gibt es ja Menschen, deren Haut stärker pigmentiert ist als bei anderen.

Warum die Frage nach der Hautfarbe überhaupt wichtiger oder dringender zu sein scheint, als die Tatsache, dass hier gerade ein junges Leben tot geborgen wird, erschliesst sich mir ohnehin nicht.

Kommen wir zu dem eingekreisten Bein, das auf den ersten Blick vermuten lässt, dass hier jemand “schwebt”.

Da es sich hier um eine Momentaufnahme handelt, kann es durchaus sein, dass wir hier eine Person sehen, die gerade vom Boot springt, wie hier im Video:

Ein zweites Video ist hier zu finden.

Auch wenn immer wieder behauptet wird, dass es sich hier um Puppen handelt und das Ganze inszeniert wurde. Dieser Eindruck kann durch die Leichenstarre der Kinderkörper hervorgerufen werden. Das Bootsunglück passierte leider wirklich und diese Babys sind echt.

Ergebnis:

Das erste Bild in dem Statusbeitrag wurde offensichtlich manipuliert.

Das Bild unten ist echt und wurde von Mahmud Turkia aufgenommen. Die Bildreihe dieses Bootsunglücks lässt sich in verschiedenen Medienberichten finden.

Warum das tote Baby auf dem Foto “zu weiß” erscheint kann mehrere Ursachen haben. Fakt ist, es ist tot und wurde aus dem Meer geborgen.

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