Fieser Datenklau-Versuch auf Facebook, mit dem Foto eines bereits verstorbenen Mädchens

Autor: Tom Wannenmacher

Hinter einer vermeintlichen Vermisstenanzeige verstecken sich Cyberkriminelle die am Ende nur ein Ziel haben: die Übernahme von Facebook-Profilen.
Hinter einer vermeintlichen Vermisstenanzeige verstecken sich Cyberkriminelle die am Ende nur ein Ziel haben: die Übernahme von Facebook-Profilen.

Annika aus Soest wird vermisst!“ So beginnt auf Facebook aktuell ein Statusbeitrag, dem auch das Bild eines kleinen Mädchens hinzugefügt wurde. Verständlich, dass dieser Beitrag immer wieder geteilt wird. Aber Achtung!

Hinter der vermeintlichen Vermisstenanzeige verstecken sich Cyberkriminelle, die am Ende nur ein Ziel haben: die Übernahme von Facebook-Profilen. Diese Tatsache alleine ist schon mehr als erschreckend, aber die Betrüger schrecken auch nicht davor zurück, das Foto eines Mädchens zu nehmen, das im Jahre 2013 von ihrer Mutter getötet wurde! Bekannt wurde der Fall damals auch unter dem Namen: die „Affäre Fiona“.

Es handelt sich um diesen Beitrag auf Facebook mit dem Titel:

BITTE LESEN! Annika aus Soest ist seit 3 Tagen nicht mehr zu Hause gewesen! ‚Sie hat mit dem Hund gespielt, 5 Minuten später ist sie weg…‘ – Annikas Mutter“

Screenshot: Facebook: "BITTE LESEN! Annika aus Soest ist seit 3 Tagen nicht mehr zu Hause gewesen! 'Sie hat mit dem Hund gespielt, 5 Minuten später ist sie weg...' - Annikas Mutter"
„BITTE LESEN! Annika aus Soest ist seit 3 Tagen nicht mehr zu Hause gewesen! ‚Sie hat mit dem Hund gespielt, 5 Minuten später ist sie weg…‘ – Annikas Mutter“

Verständlicherweise werden solche Artikel immer wieder von anderen Nutzern im Netz geteilt, doch hierbei handelt es sich um eine fiese Falle.

Sobald der Nutzer den Statusbeitrag auf Facebook anklickt bzw. am Smartphone antippt, wird er auf eine Webseite umgeleitet. Auf dieser bekommt man dann zu lesen, dass die Interpol um Unterstützung ersucht hat. Im Artikel selbst erfährt man, dass Annika mit ihrer Familie die Innenstadt erkundete und dass sie auf einmal verschwunden sei. Die Polizei gehe von einer Entführung aus und das Ganze soll am Dienstag, dem 23.2.2021 um 10 Uhr geschehen sein. Angeblich wurde die Entführung von einer Überwachungskamera aufgezeichnet und man könnte sich dieses Überwachungsvideo nun ansehen und die Interpol bei der Fahndung unterstützen. Unter dem Video kann man dann noch einige Kommentare von anderen Nutzern erkennen, die ebenfalls das Video gesehen und geteilt hatten.

ACHTUNG:

  • Die komplette Geschichte ist frei erfunden.
  • Auch die Datumsangabe der vermeintlichen Entführung stimmt nicht. Die Betrüger haben hier ein Script in die Webseite eingebaut, welches eine tagesaktuelle Datumsausgabe möglich macht. Sprich: Würde man den Artikel am 24.2. öffnen, würde hier am Ende nicht stehen: „Das Mädchen wurde am Dienstag, Februar 23, 2021 …entführt“, sondern „Das Mädchen wurde am Mittwoch, Februar 24, 2021 …entführt“ Durch diesen Trick wirkt der Artikel also immer ganz topaktuell.
  • Bei den Kommentaren, die sich unter dem angeblichen Überwachungsvideo befinden, handelt es sich ebenfalls um Fakes. Diese Personen gibt es gar nicht.

Es ist erschreckend, mit welcher kriminellen Energie hier gearbeitet wurde. Hier die Screenshots des genannten Artikels.

Screenshot 1: Der Artikel beginnt mit einer reißerischen Überschrift. Anhand der Domain kann man hier erkennen, dass die Cyberkriminellen sogar eine eigene Domain dafür angelegt haben.

Screenshot 1
Screenshot 1

Screenshot 2: Unter der Überschrift erkennt man auf einem Bild „Annika“. Das angeblich vermisste Mädchen, welches es gar nicht gibt. Im Artikel bekommt man zu lesen, dass die Interpol um Unterstützung angesucht hat. Man erfährt, dass Annika mit ihrer Familie die Innenstadt erkundete und dass sie auf einmal verschwunden sei. Die Polizei gehe von einer Entführung aus. Der Vorfall soll sich am Dienstag, dem 23.2.2021 um 10 Uhr ereignet haben Angeblich wurde die Entführung von einer Überwachungskamera aufgezeichnet und man könnte sich dieses Überwachungsvideo nun ansehen. An dieser Stelle kann man auch, wir haben dies gelb hinterlegt, das aktuelle Datum erkennen, welches von einem Script, wie bereits oben erwähnt, gesteuert wurde.

Screenshot 2
Screenshot 2

Screenshot 3: Unter dem Video kann man dann noch unterschiedliche Kommentare von anderen Nutzern erkennen, die ebenfalls das Video angeblich gesehen und geteilt hatten. Auch bei diesen Kommentaren handelt es sich um Fakes!

Screenshot 3
Screenshot 3

Das Überwachungsvideo!

Ab hier wird es interessant, denn bis dato ist man quasi „nur“ einer Lüge aufgesessen, was die Erzählung über die vermisste Annika betrifft. SIEHT man sich aber das Video an, dann öffnet sich ein weiteres Fenster und es macht den Anschein, als müsste man sich bei Facebook mit seinen Logindaten anmelden. Und genau hier beginnt der eigentliche Betrug, denn die Cyberkriminellen können ab diesem Moment, sollte man seine Daten hier eingeben, das jeweilige Facebook-Profil kapern  und übernehmen. Klar ist auch, dass die Betrüger dann ebenfalls automatisch Zugriff auf alle SEITEN und GRUPPEN hätten, bei denen diese Person Adminrechte besitzt!

Screenshot 4: Das angebliche Video! Tippt man auf dieses, dann landet man auf einer falschen Facebook-Loginseite. Gibt man hier seine Daten ein, dann können die Betrüger das Konto übernehmen.

Screenshot 4
Screenshot 4

Fazit:

Cyberkriminelle versuchen mit einer erfundenen Geschichte über ein entführtes Mädchens Facebooknutzer zu täuschen und mit Mitgefühl zu ködern. Ein Mädchen mit dem Namen Annika wurde nicht entführt. Es handelt sich dabei um eine fiese Lüge! Mit einer schrecklichen Geschichte möchte man den Leser dazu bringen, sich ein „Überwachungsvideo“ der Entführung anzusehen. Das Video selbst gibt es gar nicht, da es auch keine Entführung gab. Auch die vermeintlichen Kommentare stellen eine Lüge dar. Ziel der Betrüger ist es, dass sich Nutzer auf einer falschen Facebook-Webseite mit ihren Zugangsdaten anmelden, damit die Betrüger am Ende Zugriff auf dieses haben. Es handelt sich also um einen fiesen Phishingversuch.

Das Bild des Mädchens: Dieses Mädchen gab es wirklich. Sie hieß aber nicht „Annika“ und sie stammte auch nicht aus Deutschland, sondern es handelte sich hierbei um Fiona aus Frankreich. Dieses Mädchen wurde im Jahre 2013, im Alter von 5 Jahren, von ihrer eigenen Mutter ermordet, obwohl diese ihre Tochter zuerst als vermisst gemeldet hatte. 4 Monate nach dem Verschwinden gestand sie jedoch die Tat. Dieser Fall ist auch unter dem Namen: „Fiona Affäre“ bekannt. (mehr zu diesem echten Fall, findet man u.a. hier vor)

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