Die Falschbehauptungen der „Corona-Insider“

Autor: Ralf Nowotny

Die Falschbehauptungen der "Corona-Insider"
Die Falschbehauptungen der "Corona-Insider"

Wenn ein Sharepic von „Corona-Insidern“ stammt, müssen die Infos ja korrekt sein. Oder?

Vermehrt wird ein Sharepic geteilt, welches mit „Corona-Insider packen aus“ betitelt ist. Die einzelnen Behauptungen in dem Text sind aber samt und sonders falsch.

Um dieses Sharepic handelt es sich:

Falschinformationen der "Corona-Insider"
Falschinformationen der „Corona-Insider“
Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Behauptungen der „Corona-Insider“ ein.
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„COVID-19 ist ein Grippe-Virus wie jeder andere!“

Die Begründung auf dem Sharepic: „Der durchschnittliche „Corona-Tote“ ist 80 Jahre und hat schwere Vorerkrankungen! Wer anderes behauptet, ist falsch informiert oder informiert falsch.

Das Virus heißt SARS-CoV-2, die Erkrankung heißt COVID-19, was die Behauptung bereits im Vorfeld disqualifiziert. Aber sehen wir mal darüber hinweg und gehen auf die Grundaussage ein.

Bereits früh wurde festgestellt, dass sich das neue Coronavirus deutlich von den üblichen Grippeviren unterscheidet, sowohl im Verhalten als auch im Krankheitsverlauf. Gemeinsamkeiten sind zwar ebenfalls vorhanden, rechtfertigen aber die Behauptung nicht.

Gemeinsamkeiten:

  • Ähnliche Symptome wie Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, trockener Hals, Kopf- und Gliederschmerzen
  • Zwischen Infektion und Krankheitsausbruch können mehrere Tage vergehen
  • Bereits vor Krankheitsausbruch ist man ansteckend
  • Verbreitung durch Tröpfcheninfektion
  • Krankheitsverlauf kann zu Komplikationen bei Älteren, Vorerkrankten und Schwangeren führen

Unterschiede:

  • Grippeviren verursachen leichte bis schwere Erkrankungen, SARS-CoV-2 führt gehäufter zu mittleren bis schweren Erkrankungen
  • Eine Grippe-Erkrankung wird zumeist nach 1-4 Tagen ausgelöst, bei COVID-19 kann es nach bisherigem Kenntnisstand bis zu 14 Tage dauern, bis die Krankheit ausbricht
  • COVID-19 ist bei bestimmten Bevölkerungs- und Altersgruppen ansteckender als Grippe, zudem wurde beobachtet, dass sich das SARS-CoV-2 Virus schneller und einfacher verbreitet als Grippeviren, besonders bei Menschenansammlungen (Hot Spots)
  • Grippe ist besonders für jüngere Kinder gefährlich. COVID-19 infiziert zwar mehr ältere Menschen, doch bei erkrankten Kindern und Jugendlichen wurde ein höheres Risiko für ein Multisystem-Entzündungssyndrom festgestellt
  • Von der Grippe erholt man sich allgemein innerhalb weniger Tage. Bei COVID-19 wurden Spätfolgen wie Blutgerinnsel in den Venen und Arterien der Lunge, des Herzens, der Beine und des Gehirns festgestellt
  • Gegen die Grippe gibt es Impfungen, zudem besteht eine gewisse Grundimmunität. Gegen COVID-19 gibt es noch keine Impfung, nur die Symptome können behandelt werden.
  • Influenza-Viren gibt es in vielen Variationen, das neue Coronavirus hingegen mutiert langsamer und geringfügiger

Der Altersdurchschnitt

Dazu gibt es aus den USA aktuelle Beobachtungen, die nicht gerade beruhigen.
Demnach erkrankten zwar anfangs mehr ältere Leute mit Vorerkrankungen, doch der Fokus hat sich stark nach unten verschoben.

Demnach gab es im Zeitraum vom Juni bis August 2020 mehr positive Coronavirus-Testergebnisse inder Altersgruppe der 20-39-jährigen als in der Gruppe der über 60-jährigen.

Das Durchschnittsalter sank von 46 Jahren im Mai auf 37 Jahre im Juli und 38 Jahre im August.

„Schwere“ Vorerkrankungen muss man ebenfalls nicht haben, bereits Diabetes, eine Herzschwäche oder Fehl- und Mangelernährung begünstigen eine COVID-19 Erkrankung.

Die Behauptung ist somit falsch.

„PCR-positiv Getestete sind weder krank noch infiziert (ansteckend)!“

Im September wurde diese und ähnliche Behauptungen immer wieder verbreitet.

Was weist der PCR-Test denn nach?

Eine Infektion ist gemäß dem Infektionsschutzgesetzesdie Aufnahme eines Krankheitserregers und seine nachfolgende Entwicklung oder Vermehrung im menschlichen Organismus“.

Der PCR-Test weist nur nach, ob sich Erbgut des neuen Coronavirus im Organismus befindet, es wird also getestet, ob man mit dem Erreger infiziert.

Was weist der PCR-Test denn NICHT nach?

Der PCT-Test zeigt nicht, ob der Erreger noch infektiös ist, also ob die Person noch ansteckend ist oder ob die Krankheit bereits stark abgeklungen ist.

Um nachzuweisen, ob eine Person auch noch infektiös ist, also andere Leute anstecken kann, sind weitere Tests notwendig.

Warum dann überhaupt PCR-Tests?

Da davon ausgegangen wird, „dass eine Person mit positivem PCR-Resultat die meiste Zeit während der Infektion ansteckend ist“, so Lukas Jaggi von Swissmedic in einer E-Mail an Correctiv.

Es ist unklar, ab welchem Zeitpunkt genau eine Person gemäß PCR-Test zwar infiziert, aber nicht mehr ansteckend ist, da dies auch stark variiert und zusätzliche Tests bei jeder Person einen nicht zu bewältigenden Mehraufwand darstellen.

Die Behauptung ist somit falsch.

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„Die krank machende Maske schützt niemanden vor Viren!“

Diese Behauptung haben wir bereits mehrere Male behandelt.

Ob eine Maske krank macht, haben auch die Kolleginnen und Kollegen des Correctivs genauer beschrieben. In dem Artikel „Coronavirus: Nein, Masken schwächen nicht das Immunsystem“ erfährt man, dass das Tragen einer Maske das Immunsystem nicht schwächt.

Zudem ist es laut Correctiv und dem in dem Artikel befragten Experten Dominic Dellweg, Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) unbelegt, dass Bakterien, Viren und Keime aus der Mundhöhle nun aufgrund der Maske in die Lunge gelangen und dort Schaden anrichten.

Zudem werden Schutzmasken getragen, um andere Personen vor Speichel- oder Schleimtröpfchen zu bewahren, die man als Träger selbst abgibt. Sie können verhindern, dass fremde Körperflüssigkeiten direkt auf die Mund-Nasen-Region des Trägers kommen. Sie schützen den Träger auch davor, sich mit infizierten Händen selbst in diese Gesichtsregion zu greifen.

Die Behauptung ist somit falsch.

„Der kaum geprüfte Impfstoff macht uns alle zu Versuchskaninchen!“

Die einzigen „Versuchskaninchen“, die es bisher gibt, sind die COVID-19 Patienten, an denen die möglichen Impfstoff-Kandidaten freiwillig getestet werden.

Über mögliche Impfstoffe wird viel diskutiert, und das oftmals rein spekulativ. Aus gutem Grund: Es gibt noch gar keinen Impfstoff! Man kann also schlecht von einem „kaum geprüften Impfstoff“ reden, wenn sich derzeit 142 Impstoffe in der präklinischen Prüfung befinden.

Welcher Impfstoff oder Impfstoffe sich dann letztendlich als wirksam erweisen, ist noch vollkommen offen, die jeweiligen Kandidaten werden vorher gründlich getestet.

Die Behauptung ist somit falsch.

Fazit

Die vier Behauptungen auf dem Sharepic, welche lapidar mit „Wer anderes behauptet, ist falsch informiert oder informiert falsch“ begründet werden, sind nachweislich falsch.

Artikelbild: Shutterstock / Von yurakrasil
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