Facebook-Posts stellen Intensivbetten-Auslastung falsch dar

Autor: Charlotte Bastam

Momentan wird auf Facebook kräftig die Behauptung geteilt, dass Intensivbetten in deutschen Krankenhäusern für Covid-19-Patient*Innen kaum gebraucht werden. Und eine wirkliche Gefahr aufgrund von Corona damit nicht bestehe.

Doch die Aussage aus den Facebook-Posts ist irreführend. Als Beispiel für die angebliche Nichtauslastung der Intensivbetten werden Zahlen über die Bettenbelegung in den Helios-Kliniken in Deutschland herangezogen. Wie CORRECTIV bereits feststellte, geben diese Daten aber keinen Überblick über die Gesamtsituation oder mögliche Prognosen.

Aussagen über Intensivbetten ohne Kontext und nicht repräsentativ

In einem Facebook-Post werden Daten einer Helios-Klinik vom 3. November herangezogen. Demnach war keines der Intensivbetten mit einer mit Corona erkrankten Person belegt. „Intensivbett Lüge aufgeflogen“  heißt es in jenem Post, der bereits über 3.000 Mal geteilt wurde. Die Schlussfolgerung hier: Corona ist eigentlich gar nicht wirklich gefährlich.

Doch das stimmt so nicht. Denn hier fehlt der Kontext. Auch wenn die veröffentlichten Zahlen tatsächlich von den Helios-Kliniken stammen, geben sie noch lange keinen Überblick über die Entwicklung der Belegung von Krankenhausbetten mit Corona-Erkrankten in Deutschland.

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Seit kurzem veröffentlichen die Helios-Kliniken täglich Informationen darüber, wie viele Betten in ihren Krankenhäusern mit Covid-19-Patient*Innen belegt sind. Diese Daten aus 86 Kliniken sind aber längst nicht repräsentativ, da sie nur einen kleinen Teil der Bettenkapazität in Deutschland abdecken. In der eigenen Mitteilung der Helios-Klinik heißt es, dass sie über 1.300 Intensivbetten verfügen und bei Bedarf noch 1.000 weitere aufstellen können.

CORRECTIV berichtet über einen Blog-Artikel, der sechs verschiedene Tabellen über die Intensivbettenauslastung in Helios-Kliniken zeigt. In allen sind entweder kaum oder keine Belegungen durch Covid-19-Erkrankte vermerkt. In der Helios-Endo-Klinik in Hamburg befanden sich demnach am 2. November lediglich zwei Menschen mit Corona auf der Intensiv- und keine auf der Normalstation.

Helios-Kliniken distanzieren sich von Corona-Leugner*Innen

Aber: Laut CORRECTIV sieht die Situation in andere Helios-Kliniken bereits anders aus. Im Wuppertaler-Helios-Universitätsklinikum waren am 6. November 22 Betten von 615 der Normal- und sechs von 74 der Intensivstation mit Corona-Patient*Innen belegt. In Duisburg lag sogar in neun von 25 Intensivbetten ein Covid-19-Erkrankter.

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Zu den unterschiedlichen Zahlen erklärte eine Helios-Sprecherin CORRECTIV: „Gleichwohl gibt es deutliche regionale Unterschiede – in einigen Kliniken haben wir sehr wenige Covid-Patienten, zum Beispiel im Norden, während wir in einzelnen anderen Kliniken in den letzten Tagen einen deutlichen Anstieg an stationären Covid-Patienten verzeichnen müssen.“ Aktuell gebe es aber noch ausreichend Kapazitäten. „Stand 5. November behandeln wir insgesamt bei Helios 519 Covid-Patienten auf Normalstation und 142 Covid-Patienten auf Intensivstation.“

Gleichzeitig gab die Sprecherin an, dass sich die Kliniken von allen Corona-Leugner*Innen, die ihre transparenten Zahlen für ihre Thesen nutzen, distanzieren.

Gesamtsituation der Intensivbetten in Deutschland.

Laut CORRECTIV gab es am 6. November noch 6.894 freie Intensivbetten. Dennoch steigt die Sorge vor einer zukünftigen Überlastung wie aktuelle Recherchen zeigen. Gewarnt wird dabei auch vor einem Personalmangel. Von einer Intensivbetten-Lüge zu sprechen verschleiert somit potentielle zukünftige Gefahren für das Gesundheitssystem und ist deswegen absolut fahrlässig.

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