Nein, der Europäische Gerichtshof hat eine Impfpflicht nicht verboten!

Autor: Ralf Nowotny

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Nein, der Europäische Gerichtshof hat eine Impfpflicht nicht verboten!
Artikelbild: Facebook Screenshot

Impfgegner jubeln: Angeblich habe der Europäische Gerichtshof beschlossen, dass eine Impfpflicht illegal sei. Dies entspricht allerdings nicht der Wahrheit.

Auf Facebook wird derzeit ein längerer Text immer wieder kopiert oder geteilt, der besagt, dass der Europäische Gerichtshof über ein Verbot der Impfpflicht entschieden habe. Demnach sei jegliche Impfpflicht nun „standardmäßig illegal“, Diskriminierungen am Arbeitsplatz oder Reiseverbote für Ungeimpfte seien damit auch gesetzlich ausgeschlossen.

Ein Verbot der Impfpflicht?
Ein Verbot der Impfpflicht?

Der Text wurde 1:1 von einem Artikel einer österreichischen Nachrichtenseite (archiviert HIER) mit Sitz in Moldawien kopiert.

Die Resolution, Teil 1

In dem Text heißt es:

„Der Europarat […], der Pate des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte ist, hat am 27.01.2021 in seiner Resolution 2361/ 2021 unter anderem, dass niemand unter Druck gegen seinen Willen geimpft werden kann.“

Die Resolution wurde nicht verlinkt, also machen wir das halt: Ihr könnt sie HIER einsehen.

Von wem stammt die Resolution?

Während es in der Überschrift noch heißt, der Europäische Gerichtshof hätte dies beschlossen, heißt es im Artikel plötzlich, der Europarat, welcher Pate des Europäischen Gerichtshofs sei, sei der Entscheidungsträger. Da wurde bereits einiges durcheinandergeworfen.

  1. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) ist nur eine von mehreren Einrichtungen des Europarates (siehe HIER).
  2. Der EGMR urteilt über Verletzungen der Menschenrechtskonventionen, die Urteile sind für die Staaten bindend
  3. Die Parlamentarische Versammlung ist ebenfalls eine Einrichtung des Europarates – und dessen Empfehlungen sind nicht rechtsverbindlich (siehe HIER)

Und nun ratet mal, von wem die Resolution stammt.

Die Autoren der Resolution
Die Autoren der Resolution, Quelle: PACE

Als Autor der Resolution wird das „Parliamentary Assembly“ genannt, zu Deutsch: die Parlamentarische Versammlung.

Die Resolution, Teil 2

An der Überschrift alleine erkennt man bereits, dass es sich bei der Resolution mitnichten um ein Urteil oder einen Beschluss handelt: „Covid-19-Impfstoffe: ethische, rechtliche und praktische Überlegungen“.

Unter Punkt 7.3 heißt es:

Die Versammlung fordert daher die Mitgliedstaaten und die Europäische Union nachdrücklich auf, im Hinblick auf die Sicherstellung einer hohen Durchimpfungsrate:

  • sicherstellen, dass die Bürger darüber informiert werden, dass die Impfung nicht obligatorisch ist und dass niemand unter politischen, sozialen oder sonstigen Druck gesetzt wird, sich impfen zu lassen, wenn er dies nicht wünscht (7.3.1)
  • dafür zu sorgen, dass niemand diskriminiert wird, weil er nicht geimpft ist, weil er möglicherweise Gesundheitsrisiken hat oder sich nicht impfen lassen will (7.3.2)

Dies sind die beiden Punkte, von denen behauptet wird, sie seien verpflichtend… was sie jedoch nicht sind!

Kurioserweise wird ein Punkt geflissentlich überlesen, denn im Punkt 7.3.4 heißt es:

  • Zusammenarbeit mit den Plattformen der sozialen Medien und diese zu regulieren, um die Verbreitung von Fehlinformationen zu verhindern

Nach der Behauptung jener Seite wäre die staatliche Regulierung der sozialen Netzwerke also ebenfalls ein gerichtlicher Beschluss… der so mancher Seite sicher nicht gefallen würde.

Fazit

Es handelt sich nicht um einen gerichtlichen Beschluss des Europäischen Gerichtshofs, sondern um eine Empfehlung der Parlamentarischen Versammlung, welche rechtlich nicht bindend ist. Die Entscheidung, ob die Empfehlungen einzeln oder im Gesamten angenommen werden, ist alleinige Sache der Staaten.

Somit handelt es sich bei der Behauptung, dass eine Impfpflicht nun illegal sei, um eine Falschmeldung.

Artikelbild: Facebook Screenshot
Weitere Quelle: APA
Auch interessant:
Über das Problem der Beweislast, der nicht-Existenz und dem Erzähluniversum: 600 Kinderleichen sollen in Bad Neuenahr-Ahrweiler angespült worden sein. Stimmt das? Nein. Bringt hier ein Faktencheck etwas? Nein. Wir erklären, warum das so ist.
Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.