Erpressungsversuch mit Videoaufzeichnung – „Ich bin ein Hacker“

Immer wieder tauchen sie auf – die Mails der „Hacker“, die kompromittierendes Material via Webcam über einen gesammelt hätten.

Autor: Tom Wannenmacher

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So bekommen Internetnutzer abermals massenhaft Mails zugesandt. Laut der Mail wurde man heimlich beim Pornokonsum durch die Webcam gefilmt. Das Material werde man an alle Kontakte schicken, wenn nicht eine bestimmte Summe im Rahmen von einigen Hundert Euro per Bitcoin überwiesen werde.

Gleich vorweg: Diese Videos existieren nicht! Die Erpresser spielen mit der Angst der Nutzer, „dass dies ja möglich sein könnte“!

Dies steht in der aktuellen Version jener Mail, die gerade oft versandt wird:

Screenshot der E-Mail
Screenshot der E-Mail

Hallo!

Ich bin ein Hacker, dem es gelungen ist, die volle Kontrolle über Ihr Gerät zu erlangen.
Ich muss Ihnen sagen, dass ich die volle Kontrolle über all Ihre persönlichen Daten, Kontakte und Ihre gesamte Korrespondenz habe.
Außerdem habe ich die Aufzeichnung, die zeigt, wie Sie sich selbst befriedigen, auf der linken Seite des Bildschirms abgeschlossen, und auf der rechten Seite sehen Sie das Video, das Sie sich angesehen haben.

Mit einem einzigen Klick kann ich dieses Video an alle Ihre Kontakte in der Post und in den sozialen Medien senden.
Ich kann Ihren Ruf und Ihr Leben ruinieren.

Ich kann auch den Zugang zu all Ihren E-Mails und Boten veröffentlichen, die Sie benutzen.

Wenn Sie sich fragen, was für schlimme Dinge getan werden können, denken Sie an all Ihre Freunde, Familienmitglieder und Kollegen und wie sie reagieren werden, wenn sie Sie in dem von mir bearbeiteten Video masturbieren sehen.

Wenn Sie dies verhindern möchten, überweisen Sie 1000 $ in Ihre BTC-Brieftasche: 14F5H6zgQq39njYJWPLWznsEpJSTtUWAHk
(wenn Sie nicht wissen, wie man das macht, dann schreiben Sie auf Google: „Bitcoin kaufen“).

Die Malware, mit der ich mich bei Ihrem Gerät angemeldet habe, ist so mächtig, dass Ihr Antivirusprogramm sie nicht stoppen konnte, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sie noch in Ihrem System vorhanden ist.

Sobald ich die Zahlung erhalten habe, werde ich das Video löschen und Sie werden nie wieder von mir hören.
Ich gebe Ihnen 50 Stunden (mehr als zwei Tage) zur Bezahlung.
Ich habe einen Hinweis, diese E-Mail zu lesen, und der Timer wird ausgelöst, wenn Sie diese E-Mail sehen.

Versuchen Sie nicht, mir zu antworten. Es macht keinen Sinn (die Absenderadresse wird automatisch generiert).
Irgendwo eine Beschwerde einzureichen macht keinen Sinn, da diese E-Mail nicht zurückverfolgt werden kann, ebenso wenig wie meine Bitcoin-Adresse.
Ich mache keine Fehler.

Herzliche Grüße!

„Ich bekam auch so eine Mail! Woher wissen die meine E-Mail-Adresse?“

In den letzten Jahren wurden immer wieder Datenbanken verschiedener Unternehmen gehackt, die Inhalte der Datenbanken wurden auf diversen einschlägigen Webseiten und im Darknet veröffentlicht. Oftmals enthielten diese Datenbanken „nur“ den vollen Namen und die Mail-Adresse, die Passwörter manchmal verschlüsselt, manchmal aber sogar unverschlüsselt.
Jene Erpresser bedienen sich nun an diesen Datenbanken: Sie schreiben reihenweise Nutzer an, die sie in den Datenbanken finden können, und versuchen sie quasi „auf gut Glück“ zu erpressen.

Was haben all diese Mails gemeinsam?

Die Mails variieren im Text zwar immer wieder, doch haben sie alle bestimmte Gemeinsamkeiten:

  • Jemand behauptet, Zugriff auf den Rechner zu haben
  • Es wurden vom Nutzer angeblich Pornoseiten aufgerufen
  • Der Erpresser habe Webcam-Aufnahmen davon
  • Der Nutzer soll eine bestimmte Summe in Bitcoins zahlen

Einer der schönsten Beweise dazu, dass dies nur eine Betrugsmasche ist:
Viele Nutzer teilten uns mit, überhaupt keine Webcam zu haben!

Faktencheck

Neu sind diese Erpressungsversuche nicht. Ähnliche E-Mails tauchten bereits 2018 auf, und die Polizei warnte ebenfalls vor dieser Masche.

Bitcoins sind nach wie vor hoch im Kurs – auch bei Cyberkriminellen. Zumeist werden solche E-Mails wahllos an verschiedene Personen (mit persönlicher Anrede, aber auch ohne) gemailt. Ein Beweis für die Existenz des angeblich mitgefilmten Materials wird nicht mitgeliefert. So kann nicht eindeutig bewiesen werden, ob die Erpresser wirklich im Besitz von Videomaterial der Opfer sind oder nicht.

Bis jetzt gibt es nur einen ähnlichen Fall, in dem ein Nutzer auch wirklich erpresst wurde.

Eine Infizierung mit Schadsoftware kann man jedoch nie ausschließen. Denn beim Besuch von unseriösen Seiten kann es immer passieren, dass man sich Malware einfängt. Ein guter Virenschutz schützt Nutzer vor dieser potenziellen Gefahr.

„Sollte ich den Erpresser bezahlen?“

Es ist davon abzuraten, den Erpresser zu bezahlen. Abgesehen davon, dass man sich auf das Wort eines Kriminellen nicht verlassen sollte, qualifiziert sich jeder Nutzer, der einer solchen Forderung nachgibt, als potenzielles “Daueropfer”. Sinnvoller ist es, derartige E-Mails und andere Erpressungsversuche umgehend bei der nächsten Polizeidienststelle oder online zu melden.

Das LKA Niedersachen hat auch einige Links veröffentlicht, unter denen man selbst checken kann, ob die eigene Mailadresse in geleakten Datenbanken auftaucht:

Doch Vorsicht: Die Seiten erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, auch werden geleakte Datenbanken oftmals erst Monate oder sogar Jahre später bekannt, sodass man sich leider nicht komplett in Sicherheit wiegen kann, wenn die eigene Mailadresse nicht in den Datenbanken auftaucht.

Fazit

Es handelt sich bei solchen E-Mails um reine Betrugsversuche, und der Erpresser befindet sich nicht im Besitz pikanten Videomaterials seines Opfers.

Allerdings kann man diese Möglichkeit nie komplett ausschließen, so dass es sinnvoll ist, die Erpressung auf jeden Fall der Polizei zu melden!

Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann die Kamera seines Geräts mit einem kleinen Sticker abkleben und ihn bei Bedarf entfernen. Ein [sponsor]guter Virenschutz[/sponsor] sollte trotzdem eine hohe Priorität einnehmen.
Artikelbild: Shutterstock / Von PR Image Factory
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