Trumps Bibelkreis-Chef Drollinger und die Corona-Schuldigen [Faktencheck]

Autor: Mimikama

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Artikelbild „Drollinger" von worradirek / Shutterstock.com
Artikelbild „Drollinger" von worradirek / Shutterstock.com

Ralph Drollinger, der Leiter des Bibelkreises im Weißen Haus, lässt in einem Newsletter viel Spielraum für Spekulationen, wer Schuld an „derzeit Gottes Gericht“ sei.

Seit dem Jahr 1517, als Martin Luther seine Thesen veröffentlichte und damit die (von ihm nicht beabsichtigte) Trennung von der römisch-katholischen Kirche einleitete, haben sich viele verschiedene Kirchen gebildet.Eine dieser Strömungen sind die sogenannten Evangelikalen, zu denen auch Ralph Drollinger gehört.

Für sie ist die Bibel wirklich Gottes Wort, das sich immer zu jeder Zeit auf die Welt bezieht. Gerade in Zeiten wie diesen sind Evangelikale deshalb schnell dabei, das Auftreten von Viren, Naturkatastrophen o. ä. als die Strafe Gottes für das sündhafte Leben der Menschen zu verstehen und zu verkündigen.

[mk_ad]

Drollinger

Deshalb überrascht es wenig, wenn sich Ralph Drollinger, der Leiter des Bibelkreises im Weißen Haus, mit dieser Frage beschäftigt. Seine Organisation Capitol Ministries hat sich zum Ziel gesetzt, die Menschen in politischer Verantwortung zu Nachfolgern Jesu zu machen (vergleiche), und weil Donald Trumps Regierung sich besonders auf die Evangelikalen stützt, gibt es einmal pro Woche eine Bibelstunde auf höchster Ebene.

In die Kritik geraten ist nun ein Newsletter Drollingers, der Raum für Spekulationen lässt. Gibt er die Schuld am Coronavirus den „Ungläubigen?“, den Atheisten oder gar Homosexuellen? Dazu werfen wir einen Blick in den besagten Newsletter (hier) und schauen auch auf die evangelikale Theologie.

Römerbrief

Eine These wäre beispielsweise, dass Drollinger in der Homosexualität die Schuld sieht. Das liegt durchaus nahe, wenn man evangelikale Positionen kennt. Ein Blick in den Newsletter zeigt:

Auf Seite 4 im Bereich C stellt Ralph Drollinger seine Anmerkungen zu Röm 1,18-32 vor. Diese Stelle des von Paulus geschriebenen Römerbriefs ist für Evangelikale einer der klarsten Beweise, dass Gott Homosexualität ablehnt. So heißt es zum Beispiel in den Versen 26 und 27:

„Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.“

Nachdem Drollinger dann weitere Bibelstellen evangelikal (also wortwörtlich) interpretiert und sich mit der Frage nach der Strafe Gottes auseinandersetzt, kommt er auf Seite 7 unter Punkt VII zu dem Schluss:

„Amerika ist nicht vergleichbar mit Sodom und Gomorrha, weil es dort keine Gläubigen zu finden gab (Gen 18,22-33). Im Gegenteil, Amerika wird heute von zig Millionen gläubiger Christusnachfolger bewohnt. […] Tatsächlich zeigt sich das heutige Amerika nicht als ein Land, dessen Bewohner in der Mehrheit ungläubig gegenüber Gottes Geboten sind. Im Umkehrschluss ist es nur eine kleine Minderheit von Menschen, die grob fahrlässig Gott gegenüber ungehorsam ist, Menschen, auf die die fünf Hinweise aus Röm 1 zutreffen. Bedauerlicherweise für die große Mehrheit der gläubigen Menschen in Amerika ist zuvielen der Ungläubigen von den Gläubigen gestattet worden, hohe Positionen mit Einfluss auf unsere Kultur zu nehmen; hohe Positionen in Regierung, unserem Bildungssystem, unseren Medien und unserer Unterhaltungsindustrie. Das ist tragisch, bedauerlich und kostspielig.“  [Übersetzt]

An dieser Stelle wird es spannend: Drollinger nennt keine Gruppe von Menschen explizit, sondern lässt einen Interpretationsspielraum offen, in dem man sich die Frage stellen kann, wer diese „kleine Minderheit“ eigentlich ist, die sich Gottes Geboten gegenüber grob fahrlässig verhält.

Drollinger bietet Interpretationsspielraum

Nach evangelikalem Verständnis können damit viele Gruppen gemeint sein: Homosexuelle, Atheisten, Kommunisten, ja sogar Katholiken. Das evangelikale Spektrum ist in dieser Frage weit gefasst, und auch Ralph Drollinger lässt diese Frage offen.

Außerdem fällt noch etwas auf: im gesamten Text des Newsletters taucht das Wort „Corona“ oder „Covid 19“ nicht ein einziges Mal direkt auf, selbst das Wort „Virus“ kann von der Suchfunktion nicht entdeckt werden. Lediglich im ersten Satz auf der ersten Seite gibt Ralph Drollinger einen erneut indirekten Hinweis („Einige führende Evangelikale glauben und lehren, dass Amerika derzeit Gottes Gericht erlebt.“ liest man übersetzt).

Drollinger lässt in seinem Newsletter viel Interpretationsspielraum zu, welcher zu vielen Seiten hin gedeutet werden kann. Daneben bleibt ebenso offen, wie viel Einfluß sein Bibelkreis auf führende US-Politiker hat.

Hinweis!

Wir weisen an dieser Stelle auch auf unsere Kategorie: CORONAVIRUS 2019 nCoV (hier) hin, in der wir alle relevanten Faktenchecks zum Thema Coronavirus auflisten.

Autor: Mathäus Monz
Artikelbild „Drollinger“ von worradirek / Shutterstock.com

 

 

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.