Die Rückkehr des Fake-Kettenbriefs „Zettel an der Heckscheibe“

Autor: Ralf Nowotny

Von Straßbourg nach Graz über Höchberg wieder nach Graz
Von Straßbourg nach Graz über Höchberg wieder nach Graz

Die Herbstwinde wehen uns einen alten Bekannten zu: den berühmten Kettenbrief mit dem Zettel an der Heckscheibe.

Es handelt sich hier um den Kettenbrief, der sich als „Polizei – Info” ausgibt und angeblich direkt von der Polizei Graz stamme. Eine Person habe einen Zettel auf der Heckscheibe ihres Autos gefunden. Direkt danach sei das Auto gestohlen worden.

Diese Schreckgeschichte wird erneut in sozialen Medien geteilt, am Wahrheitsgehalt des Inhalts hat sich jedoch nie etwas geändert: Es handelt sich um einen Fake, und somit ist diese Geschichte bei uns wunderbar aufgehoben!

So lautet der neue (alte) Text:

„Leute lestdas unbedingt durch!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Betreff: Polizei – Info

Sehr gehrte Damen und Herren!
Nachfolgende Mitteilung der Polizeidirektion Graz hat uns erreicht:
WARNUNG DER POLIZEI!
Seien Sie vorsichtig und wachsam, es kommt sicherlich auch zu uns.
Nach Frankreich erreicht diese Methode nun schon ganz Deutschland und
Österreich. Achten Sie auf Zettel auf der Heckscheibe Ihres Autos.
Dies ist die neue Methode für Kfz-Diebstahl (dies ist kein Witz!) Sie
gehen auf dem Parkplatz zu ihrem Auto, öffnen und steigen ein. Sie
starten den Motor und legen den Rückwärtsgang ein. Wenn Sie beim
Rückwärtsfahren durch Ihre Heckscheibe schauen, bemerken Sie ein
Stück Papier in der Mitte der Heckscheibe.
Sie halten an, steigen aus dem Auto um das Papier zu entfernen, da
dies Ihre Sicht behindert.
Wenn Sie die Rückseite des Autos erreichen, taucht der Autodieb aus
dem Nichts auf. Er steigt ein und fährt los. Sie stehen da und er
fährt mit hoher Geschwindigkeit davon. Und wissen Sie was? Ich wette,
Ihre Brieftasche oder Geldbörse ist noch im Auto.
So, jetzt hat der Autodieb Ihr Auto, Ihre Adresse, Ihr Geld, Ihre
Schlüssel. Ihr Haus und Ihre Identität sind ihm ausgeliefert!
Sie sind bestens organisiert, und viele Autofahrer gehen auf diese
Weise in die Falle.
Wenn Sie einen Zettel auf der Rückseite Ihres Autos bemerken, starten
Sie und fahren Sie weg. Den Zettel entfernen Sie später. Übermitteln
Sie diese E-Mail an Ihre Familie und Freunde. Ein Portemonnaie
enthält viele wichtige Ausweis-Dokumente.
Sie wollen sicherlich nicht, dass sie in die falschen Hände gelangen.
Bitte senden Sie diese Nachricht an alle Ihre Freunde.

Danke für Ihre Verbreitung einer wichtigen Warnung
Sarah TANNER, Bez. Insp. Landespolizeidirektion Steiermark
Einsatz-, Grenz- und Fremdenpolizeiliche Abteilung
A-8052 Graz, Straßganger-Straße 280
Tel.: +43 (0)59133 60 2202
Fax: +43 (0)59133 60 2009
Bitte um Weiterleitung an die Familie, Freunde und Bekannte.
Mit freundlichen Grüßen!“

Bereits 2013 ging dieser Fake-Kettenbrief, der nicht von der Polizei Graz stammt, herum.
Zuletzt berichteten wir im September 2018 darüber, damals warnte die Polizei Höchberg angeblich davor.

Dieser Kettenbrief taucht seit Jahren auf und hat auch eine leichte Dynamik gewonnen, so dass er in den Ortsnamen variiert (Strasbourg, Höchberg, Graz). Diese kleinen Mutationen bewirken, meist ist es lediglich die Änderung des Ortsnamens, dass ein solcher Kettenbrief immer akut erscheint und somit angeblich von neuem, speziell in der genannten Region, verteilt wird. Aufgrund des immer neuen regionalen Bezugs fühlen sich immer andere Menschen stärker angesprochen.

Wenn dann das Wort „Polizei” in Kettenbriefen mit ins Spiel kommt, wird es besonders kompliziert: Durch ihren vermeintlich amtlichen Charakter sowie kontraproduktive Glaubwürdigkeit gewinnen solche Kettenbriefe an Popularität. Dies wird noch brisanter, wenn so ein Fake dann von vertrauenswürdigen, aber leichtgläubigen Behördenmitarbeitern in gutem Glauben unsensibel weitergeleitet werden.

Diese Meldungen nennt man HOAX. Aus dem englischen für hocus, Jux oder Schabernack, so wie ein Aprilscherz.

Das Problem: zahlreiche Leichtgläubige versenden die falschen Warnungen all zu leichtfertig in Kettenbriefmanier in den neuen Medien, im Internet, in den sozialen Netzwerken oder per Mail weiter. In dem Glauben, etwas Gutes zu tun und andere zu warnen, verängstigen sie damit tatsächlich aber nur unnütz andere und verstopfen zudem die Internetwege. Deshalb bittet die Polizei Angeschriebene mit solchen „Aprilscherzen“ das ganze Jahr über kritisch umzugehen.

Auch die Polizei Steiermark vermeldet auf Facebook, dass es sich dabei um eine Falschmeldung handelt:

„** Achtung FALSCHMELDUNG (Hoax) ***
Derzeit ist offenbar über WhatsApp wieder einmal eine Falschmeldung im Umlauf. In dieser wird von der Polizeidirektion Graz vor einer angeblich neuen Masche beim Kfz-Diebstahl gewarnt (Zettel auf der Heckscheibe…).
Es handelt sich dabei um eine FALSCHMELDUNG, die schon seit Jahren bekannt ist und immer wieder auftaucht ☹️. Die Landespolizeidirektion Steiermark hat KEINE Warnung diesbezüglich ausgegeben. Auch sind KEINE derartigen Fälle bekannt. Bitte diese WhatsApp-Nachricht löschen.“

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