Die Fake – Faktenchecker & „Alternative Fakten“

Autor: Jens | ZDDK | MIMIKAMA

Reaktion und Gegenreaktion: es gibt mittlerweile nicht nur „Fake-News“, sondern auch Fake Faktenchecker. Neben den gefälschten Nachrichten und denjenigen, die diese Falschnachrichten klarstellen und aufdecken, auf der einen Seite gibt es jetzt eine weitere Variable im großen Spiel der Nachrichten. Es sind jene, die nur so tun, als ob sie die Fakten klären und dabei ihre eigenen Fakten entwerfen, die aber eher ihrer eigenen Phantasie entsprungen sind. Es sind die Fake Faktenchecker.

Wer also bisher dachte, der Hype, der sich um die „Fake – News“ erhob, würde zu einer raschen Lösung des Problems führen, wurde ziemlich schnell enttäuscht. Angefangen von Donald Trump, der Nachrichtenquellen, die ihm nicht genehm sind, als „Fake – News“ betitelt, bis hin zu den Zweifeln, die Facebooks Plan begleiten, Drittunternehmen zur Überprüfung der Fakten einzusetzen, gibt es bei jeder Wendung eine neue Portion voller Ungemach.

Ein gutes Beispiel, wie hartnäckig und komplex das Problem ist, zeigt ein Fall, der vergangene Woche in Schweden bekannt geworden ist. Eine Facebook Gruppe, die sich Mediekollen nennt, versprach Falschmeldungen im Internet zu entlarven und bediente sich bei der Vorstellung den Effekten und der Sprache, die man im Allgemeinen aus dem Bereich der Faktenüberprüfung kennt.

Mit der Ausnahme, dass Mediekollen selber ein Werkzeug der Fehlinformation ist, sie sind im Endeffekt Fake – Faktenchecker.

Wirft man einen Blick auf die Beiträge auf der Seite von Mediekollen, sollte einem anspruchsvollen Leser sofort auffallen, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht. In ihrem ersten Beitrag vom 11. November versuchen sie, das bekannte Dossier über Donald Trump zu entlarven, welches der Präsident selber als Fake News abgetan hat. Mediekollen behauptet nicht nur, dass die darin enthaltenen Vorwürfe nicht nachgewiesen werden konnten, wie es auch von allen berichtenden Nachrichtenagenturen immer wieder betont wurde, sie begründen ihre Behauptung auch noch mit der deutlich widerlegten These, dass die Meldungen auf 4chan entstanden seien.

Mittlerweile ist die Facebookseite Mediekollen nicht mehr auf Facebook zu finden, dennoch zeigte sich hier ein neues Phänomen, welches als Gegenbewegung auch Fakt-Checking Projekte und Recherchenetzwerke gesehen werden kann.

Die “Alternativen Fakten”

Eine weitere, neue Entwicklung ist die Begrifflichkeit um “Alternative Fakten”. Mediekollen arbeitet letztendlich auch mit alternativen Fakten. Viele Informationen, die Mediekollen verwendet, beruhen tatsächlich auf Fakten im gewissen Sinne ,, aber im Gegensatz zu etablierten Faktencheckern, die Zahlen und Aussagen zitieren, um einen Bericht zu bestätigen oder als Falschaussage zu belegen, erschafft Mediekollen eine andere Geschichte, mit anderen Beweisen oder Aussagen, um einen Bericht zu bestätigen oder zu widerlegen. Sie verkleiden ihre oft absichtlich irreführenden Argumente als Beweise.

Der grüne Stempel: verifiziert!

Der interessanteste Artikel ist aber der, mit dem beruhigenden, grünen „bestätigt“ Stempel. Darin geht es um die hetzerischen Kommentare der schwedischen Autorin Katerina Janouch im tschechischen Fernsehen über Migration. Zusätzlich auch mit der falschen Behauptung, es gäbe im Land mehr als 50 „No – Go“ Zonen, die von der Polizei aus Angst nicht betreten werden.

Janouch hat später, nachdem eine der größten Zeitung des Landes ihre Behauptungen auf Fakten überprüft hat, den größten Teil ihrer Aussagen zurückgezogen. Aber soweit es Mediekollen betraf, entsprach alles der Wahrheit und sie posteten eine Reihe von Statistiken und Links zu Kommentaren, um ihre Behauptungen zu belegen.

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Anders Lindberg, ein Journalist der schwedischen Tageszeitung Aftonbladet, stieß auf Mediekollen, nachdem ihm Leser die Links per Email geschickt hatten, um Janouchs Aussage zu unterstützen. Er berichtete:

„Die Menschen begannen die Seite zu verlinken und sagten ‚hier haben wir Faktenchecker und diese Faktenchecker sagen sie hat recht.‘ Auch Janouch teilte die Faktenchecker, um zu belegen, dass sie recht hat.“

Lindberg fiel weiterhin auf, dass die Facebook Gruppe erstellt wurde, kurz nachdem Janouchs Kommentare angegriffen wurden, und vermutet, dass sie mit dem Ziel erstellt wurde, Janouchs Anti-Migrations-Aussagen zu belegen.

Hinterleute unbekannt

Hanna Larsson, vom schwedischen Fernsehen, hat bei den Admins der Seite angefragt, um herauszufinden wer sie sind, ob sie Hintermänner haben und wer ihre Kunden sind, hat aber nur eine Textbaustein Antwort erhalten, aus der keine überzeugende Erklärung zu entnehmen war. Ihrer Meinung nach kann es sich sowohl „um einen Einzelnen handeln, der mit seiner Meinung eine breite Öffentlichkeit erreichen will, oder aber um eine Organisation, die mit den Meldungen Misstrauen, gegenüber den etablierten Medien und anerkannten Quellen, streuen will.“

Larsson glaubt nicht daran, dass Mediekollen zu einer weit verbreiteten Quelle, der man vertraut, wird, sie haben nur ein paar hundert Likes auf Facebook und seit Januar nichts mehr veröffentlicht.

Seiten wie diese,“ so Larsson weiter, „können Menschen und Gruppen bestärken, die bereits eine bestimmte Vorstellung über die Beschaffenheit der Welt haben, egal was die Wissenschaft oder die Journalisten sagen. Es ist Filterblasenphänomen, ich denke es kann das Misstrauen den Medien gegenüber bei den Menschen schüren, die bereits jetzt an geheime Agenden und derlei Dinge glauben.“

Es ist ebenfalls der oben erwähnte Journalist Lindberg, der hierzu beschreibt:

„Du benötigst keine neue Geschichte, alles was du tun musst, ist zu sagen ‚Alle sind Lügner, Alle sind gleich, es gibt keine Definition der Wahrheit, ist meine Wahrheit die gleiche wie deine? Traue nicht den Medien, traue nicht der Obrigkeit.‘“

Weitaus besorgniserregender ist es, wie einfach es für eine einzelne Facebook Seite ist, die Ausdrucksweise der Faktenchecker für die eigenen Belange einzusetzen. Ein Fake Faktenchecker muss die Menschen nicht überzeugen, er muss lediglich ausreichend Zweifel an der Wahrheit streuen.

via The Guardian

& Aftonbladet

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