Faktencheck: Trichane na kuche – die bulgarische Tradition des Hundeschleuderns?

Autor: Kathrin Helmreich

"Trichane na kuche" wurde bereits verboten.
"Trichane na kuche" wurde bereits verboten.

Gibt es in Bulgarien tatsächlich jedes Jahr am 6. März ein traditionelles Hundeschleudern?

Wir erhielten Anfragen zu einem aktuellen Statusbeitrag auf Facebook. In diesem ist von einem grausamen Ritual die Rede – „Trichane na kuche“ nennt es sich, auf Deutsch in etwa „der drehende Hund“.

Ein Hund wird an einem aufgezwirbelten Seil festgemacht und unter schnellem Drehen in einen Fluss geschleudert.

Handelt es sich hierbei um einen ganz schlechten Scherz?

Der Faktencheck

Leider nein. Die Tradition des Hundeschleuderns gab es bis mindestens 2011.

Obwohl das Ritual nach massiven Protesten in internationalen Medien 2006 verboten wurde, entschied der Bürgermeister des kleinen Dorfs Brodilovo 2011 die Tradition nochmals aufleben zu lassen.

“Niemand tötet oder verletzt die Hunde. Ihre Besitzer bringen die Hunde zum Fluss damit sie an diesem Brauch teilnehmen, der die kleine Gemeinde vom Bösen befreien und darüber hinaus Fruchtbarkeit verspricht. Die Hunde drehen sich für 15-20 Sekunden und danach fallen sie ins Wasser – es ist nichts anderes als würden sie ein Bad nehmen.”,

so der Bürgermeister laut ‘Million Actions for animal rights’. (Webseite nicht mehr erreichbar, jedoch findet man den Inhalt im Forum der Tierhilfe Nitra.) Die Tradition gäbe den Dorfbewohnern in schlechten Zeiten Hoffnung.

Tierschutzgesetze in Bulgarien

Wer nun denkt, dass die Bulgaren diesem Treiben tatenlos zusehen würden, täuscht sich gewaltig: Premierminister Boiko Borissow hat Staatsanwaltschaft und Regierung aufgefordert, über das Dorf Strafen zu verhängen. Seit 2011 gibt es ein Tierschutzgesetz, das Tierquälerei verbietet. Bei Zuwiderhandlung drohen bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe und erhebliche Geldbußen.

Status quo heute

2012 gab es dann nochmals eine “abgeschwächte” Version des Rituals, bei der die Hunde direkt ins Wasser geworfen werden, ohne sie davor an einem Seil zu drehen.

Die bulgarische Tierschutzorganisation “Animal Rescue Sofia” war 2012 ebenfalls vor Ort und startete eine Facebook-Kampagne. Seit März 2013 läuft eine Petition, die verhindern soll, dass dieses Ritual je wieder ausgeübt wird.

Seit 2014 ist es ruhig geworden um dieses haarsträubende Ritual. Man kann hoffen, dass die Menschen im Dorf Brodilovo gelernt haben, freundlichere Traditionen zu schätzen, als ihre Hunde einer solchen Gefahr auszusetzen.

Auf YouTube kursieren noch immer Videos dieser Tradition. Wir werden sie hier bewusst nicht verlinken. Es soll jedoch jeder gewarnt sein, dass die Bilder den Zuseher verstören könnten.

Fazit:

Das Ritual des bulgarischen Hundeschleuderns gibt es wirklich. Es wurde 2006 verboten und fand nach dieser Zeit noch einmal 2011 in dem Dorf Brodilovo statt. Nach anhaltenden internationalen Protesten wird dieses Ritual nicht mehr praktiziert.

Weitere Quellen:
ESDAWChange, Animal Rescue Sofia, Dog Spinning

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