Die 2 Sportwagen vor der Zentrale der Grünen in Köln

Autor: Andre Wolf

Das ist das Internet: das Internet vergisst nicht und das Internet kramt immer wieder alte Dinge hervor.

Mimikama: Information

Und an dieser Stelle hat “das Internet” ein altes Foto hervorgeholt, welches schon seinerzeit für viele Diskussionen gesorgt hat, dessen Echtheit jedoch nicht anzuzweifeln ist.

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Zwei Sportwagen (Ferrari & Porsche) parken auf den jeweiligen Behindertenparkplätzen vor der Zentrale der Grünen in Köln. Dieses Bild ist echt und man findet im Netz auch noch ein weiteres Bild aus anderer Perspektive. Siehe zum Beispiel hier, aber auch hier. Wir haben beschlossen, diese Bilder nicht darzustellen, der Grund dazu ergibt sich aus der Löschung des Bildes durch den Urheber.

Bereits 2013

Die Aufnahmen stammen von 2013 und wurden von dem Journalisten Tobias Gillen aufgenommen und ins Netz geladen. Schnell überschlugen sich die Kommentare und das Bild, sowie sein Inhalt gewannen eine unkontrollierbare Eigendynamik.


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Kurz zur Klärung: bereits am 19. November 2013 stellte Kevin Liebig, Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Grünen-Kreisverbands Köln in einem Interview mit dem Spiegel klar:

SPIEGEL ONLINE: Herr Liebig, Sie scheinen ja gut zu verdienen, wenn man sich die Sportwagen vor der Tür ansieht, oder?

Liebig: Die sind nicht von uns. Wir sind nur Mieter in dem Haus. Die Sportwagen gehören den Chefs der Vermieterfirma.

Diese Chefs der Vermieterfirma sind auch gleichzeitig die Hausbesitzer und haben die Behindertenparkplatzschilder selbst angebracht. Der Grund ist ganz einfach: so kommt kaum jemand auf die Idee, auf “ihren” Parkplätzen zu parken.

Eigentlich

Da ist es, dieses Wort, welches eigentlich etwas ganz anderes bedeutet: eigentlich wäre somit die ganze Geschichte hier beendet und aufgeklärt. Das Bild ist echt, die Fahrzeuge gehören jedoch nicht zu den GRÜNEN, die Parkplätze sind eher zweifelhafter Natur.

Eigentlich wäre somit die Geschichte beendet, gäbe es nicht diese Eigendynamik, welche sich in sozialen Netzwerken schnell entwickelt, weil man Inhalte nicht hinterfragt. Das Bild, welches aufgrund seines optischen Motivs eher humorvoll ist, wurde sehr häufig missinterpretiert und wandelte sich zu einem Shitstorm gegen die Partei. “Wasser predigen und Wein saufen“ liest man in diesem Zusammenhang immer wieder, jedoch haben die Anvisierten damit gar nichts zu tun.

Schnell wurde das Bild auch politisch genutzt. Zur gleichen Zeit nutzen Mitglieder anderer Parteien das Bild, um ein wenig zu rühren. Ebenso ohne zu hinterfragen, was die Situation genau darstellt. Die Vorwürfe kann man übrigens bis heute noch lesen, obschon die Eigentümerschaft der Fahrzeuge längst geklärt ist:

Dabei ist der Urheber selbst auch in das Kreuzfeuer gelangt: im Zuge des Medienrummels wurde er auch das Ziel von Anfeindungen. So kann man der Facebookseite des Journalisten die ein oder andere Beschimpfung entnehmen.

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

Diese Beschimpfungen haben Gillen dazu bewegt, das Bild von seinen Seiten wieder zu löschen und nicht weiter zu verbreiten. Gleichzeitig muss man sich auch bewusst sein, wenn man das Bild des Urhebers Gillen selbst weiter verbreitet, begeht man durchaus eine Urheberrechtsverletzung.

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Bis heute

Bis heute muss sich Gillen immer noch wüsten Beschimpfungen ausgesetzt sehen, welche teilweise völlig undifferenziert sind und auch die Sache an sich missverstehen. Aus einen sehr jungen Tweet von heute morgen ist zu entnehmen, dass es immer wieder zu Missverständnissen in Puncto Urheberrecht kommt.

Fakt ist: das Foto ist durch den Urheber gelöscht worden. Es ist durch den Urheber auf keiner öffentlichen Plattform mehr verbreitet, somit kann man es nicht mehr auf legale Weise teilen und selber verbreiten.

Die Beweggründe zu der Löschung des Bildes gab der Journalist bereits 2013 auf seiner eigenen Homepage wieder, welche wir hier an dieser Stelle mit freundlicher Genehmigung darstellen dürfen.

Ferrari-Grünen-Bild: Was ich aus der Social-Media-Welle lernte und warum ich das Bild löschte

20. Nov 2013 / Von Tobias Gillen / 79 Kommentare

Twitter

Es ist 14:51 Uhr am Montag, als ich mich entschließe, ein Bild auf Twitter und wenig später auch auf Facebook zu teilen. Darauf zu sehen: Die Geschäftsstelle des Kölner Kreisverbandes der Grünen, zwei für Behinderte deklarierte Parkplätze, ein Porsche und ein Ferrari. Man kann sich nun ungefähr vorstellen, wie dieses Bild gewirkt hat. Ich gab ihm den Zusatz: „Ich möchte dieses Bild – in all seinen Facetten – einfach mal unkommentiert wirken lassen.“ Gewirkt hat es. Nur leider nach und nach in eine Richtung, die ich nicht mehr vertreten kann und möchte. Was ich aus der Erfahrung lernte und welche Konsequenzen ich daraus zog.

Das Bild implizierte ohne Zweifel auch ohne Kommentar eine Verbindung zwischen den Grünen und den beiden Sportwagen. Das Bild implizierte aber auch, dass zwei Sportwagen (ohne Behindertenausweis!) auf Parkplätzen stehen, die für Behinderte vorbehalten sind. Die Kombination aus den vielen Ebenen, auf denen das Bild einerseits traurig bemerkenswert und andererseits einfach nur lustig ist, veranlasste mich, es zu posten. Es dauerte nicht lang, da gingen die ersten Retweets ein, die ersten Nutzer favorisierten meinen Tweet und teilten mein Bild auf Facebook. Eigentlich nichts Ungewöhnliches, schließlich legt es ein solches Motiv schlicht darauf an, geteilt zu werden.

Dass die Sportwagen natürlich nicht den Grünen gehören, war den meisten dann auch relativ schnell klar. Sie lachten, retweeteten, antworteten kurz und die Sache war durch. Doch irgendwann nahm die Sache eine gefährliche Eigendynamik an, die ich zwar sehr spannend und bemerkenswert finde, allerdings nicht, wenn ich Ursprung und Mittelpunkt des Ganzen bin. Meine Twitter-App war den restlichen Montagnachmittag quasi unbrauchbar, auf Facebook ein ähnliches Bild. Abends kamen mir die ersten Bedenken: Soll ich das Bild nicht lieber löschen, bevor die Stimmung kippt? Soll ich das Ganze nicht lieber beenden, bevor es nachher zu spät ist? Ich ließ es online. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht, weil ich nach wie vor der Meinung bin, dass das Bild zum Schmunzeln war – und keine Hass-Tiraden gegen Grüne, Behinderte, Politiker im Allgemeinen und mich auslösen sollte. Vielleicht aber auch, weil ich die Situation unterschätzt habe.

[… weiter auf der Homepage von Tobias Gillen]

Ebenso hat Tobias Giller auf die jüngsten Veröffentlichungen dieses Bildes reagiert.

Plötzlich ist es wieder da…

Ich entschließe mich irgendwann, das Bild zu löschen. Die Lage beruhigt sich danach, ich hake das Thema ab. Seit ein paar Tagen aber steigen die Aufrufe auf meiner Website in lange nicht mehr dagewesene Höhen. Der Grund dafür ist, dass das Bild erneut ausgegraben wurde und wieder die Runde macht. Einige Nutzer erinnern sich an meine Aufklärung von damals und verlinken sie. Daher die Klicks, aber ungeklärt ist noch, warum das Bild die Runde macht ohne meine Erlaubnis?

Der Ganze Inhalt dazu auf BasicThinking.de

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