Deutsche Verbindlichkeiten-Hilfe und Treuhand-Verwaltung – Schuldenbetrug per Post


Autor: Ralf Nowotny
Datum: 11. Juni 2016

Es gibt eigentlich kaum einen Haushalt, der keine Schulden hat, sei es Miese auf der Bank, Kreditschulden oder versäumte Ratenzahlungen.

Dies machen sich Betrüger zu Nutze, die scheinbar seriöse Schreiben verschicken.

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Eine „Deutsche Verbindlichkeiten-Hilfe und Treuhand-Verwaltung“ versendet scheinbar wahllos Schreiben mit folgendem Inhalt:

„in einer für Sie vielleicht wichtigen Angelegenheit bitten wir um Ihren Rückruf unter der Telefonnummer 0800 – 000 567 2
Dieser Anruf ist – auch aus allen Mobilfunknetzen – kostenlos.
Bitte rufen Sie uns während der oben genannten Sprechzeiten an.“

„Vielleicht wichtige Angelegenheit“

Das klingt schon mal seltsam. Vom Namen her handelt es sich dabei wohl um eine Schuldnerberatung, aber warum wird in dem Schreiben nicht konkret angegeben, worum es geht? Stattdessen soll man eine kostenlose Nummer anrufen, um Näheres zu erfahren. Aber schauen wir doch erst einmal, wer diese Deutsche Verbindlichkeits-Hilfe und Treuhand-Verwaltung sein soll.


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Frank Birkenbusch – Seit Jahren bekannt

Wer nach jenem Unternehmen googlet, wird nicht allzu viel finden, dafür aber einiges über dessen Inhaber Frank Birkenbusch, denn der verschickt schon seit mindestens 2006 jene Briefe. Damals nannte Birkenbusch sein Unternehmen „Condebis“ und verschickte genau solche Schreiben. Nach angeblichen Patentrechtsstreitigkeiten wurde es in „Helveg-Institut“ umbenannt, Inhaber war immer noch Birkenbusch.

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Bildquelle: cafe4eck

Woher haben die die Adressen?

Nun wird es langsam halbseiden: Wie der Verein „Insolvenzhilfe e.V.“ berichtet, besorgte sich das Institut Helveg lt. eigener Aussage die Adressen der Schuldner aus Russland. Gemäß den deutschen Gesetzen ist der Handel mit Daten aus Schuldnerverzeichnissen illegal, somit bedient sich jenes Unternehmen also anscheinend aus unsauberen Quellen aus Osteuropa.

Es wird gewarnt

2012 warnte dann schließlich u.a. die Verbraucherzentrale Sachsen vor den Schreiben des Helveg-Instituts und weit darauf hin, das Unternehmen nicht zu kontaktieren, da dies nur im Prinzip ein Werbeschreiben sei, um Kunden zu gewinnen.

Was passiert, wenn man dort anruft?

Fast hätten wir ja selbst angerufen, aber glücklicher findet sich ein Erfahrungsbericht auf der Internetpräsenz der „Peiner Allgemeine“. Dort berichtet der Geschädigte:

„Der Typ war locker und plauderte von seiner eigenen Privatinsolvenz. Ich dachte sofort, dem kannst du vertrauen und unterschrieb einen Vertrag.“

Der Vertrag bestand darin, dem Institut monatlich 150 Euro zu zahlen, um seine Schulden abzubauen. Merkwürdigerweise bekam er aber trotzdem noch Mahnschreiben seiner Gläubiger.

„Ich fragte nach und dort wurde mir gesagt, ich müsse erst einmal ein halbes Jahr bezahlen, dann würde man sich schon kümmern.“

Allerdings stand dann eines Tages der Gerichtsvollzieher vor der Tür. Jener war aber glücklicherweise verständnisvoll und kannte das Helveg-Institut sogar – zumindest dessen Betrugsmasche, denn von dem Geld ging kein Cent an die Gläubiger.

Neuer Name – altes Geschäft

Nun bekam das Unternehmen also einen neuen, etwas sperrigen Namen: „Deutsche Verbindlichkeits-Hilfe und Treuhand-Verwaltung“, aber sowohl die Masche als auch Name und Adresse des Inhabers sind gleichgeblieben: Immer noch soll eine kostenlose Nummer angerufen werden, immer noch wird man mit einer vermeintlichen Schuldentilgung übers Ohr gehauen.

Was kann ich machen, wenn ich einen Vertrag abgeschlossen habe?

Am besten ist es, sofort zu einem Anwalt zu gehen, der den Vertrag anfechten und nach strafrechtlicher Relevanz beleuchten kann, um daraufhin Strafanzeige zu stellen. Zusätzlich sollte man sich an eine der kostenlosen Schuldnerberatungen der Kommunen wenden, um auf der sicheren Seite zu sein.

Fazit

Warum die Justiz dem noch nicht habhaft werden konnte, ist uns ein Rätsel. Das Unternehmen und der Inhaber haben eine Adresse in Deutschland und sogar eine Umsatzsteuernummer, was zwar vertrauenswürdig wirkt, es aber nicht ist. Wir wissen auch nicht, ob sich jenes Unternehmen gewissen Gesetzeslücken bedient oder in einer Grauzone agiert. Wir können einzig nur davor warnen, auf Schreiben dieses Unternehmens zu reagieren.

Zusammenknüllen und ab in den Papierkorb. Das ist die einzig richtige Reaktion.

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