Clickbait mit dem Weltuntergang

Autor: Rüdiger | ZDDK | MIMIKAMA

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Wenn man sich auf eines verlassen kann, dann ist es auf die Meldungen zu angeblichen Weltuntergängen, vorzugsweise durch Asteroiden, die mit penetranter Regelmäßigkeit durch die Boulevard-Presse geistern.

MIMIKAMA
Screenshot: Facebook

Ein Rant über den Umgang der Presse mit Weltuntergangstheorien.

Dass ausnahmslos alle Meldungen dieser Art Blödsinn sind, haben sowohl wir, als auch der Astronom Florian Freistetter immer wieder und erst kürzlich wieder erklärt. In seinem Blog „Astrodicticum Simplex“ beschäftigt sich eine ganze Kategorie mit „schlechten Schlagzeilen“, und ein Großteil davon handelt von Asteroiden oder vom mysteriösen Planeten Nibiru, der von allen Astronomen, Teleskopen und sonstigen Beobachtungsinstanzen vollkommen unbemerkt in unser Sonnensystem eingedrungen sein soll. Das finale Ende quasi. Eher „Finaler Unsinn“, wie Freistetter in seinem Blog schreibt.
Und auch wir haben da diverse Artikel zu immer neuen Schlagzeilen veröffentlicht.
Und Boulevardmedien immer neue Stories:

MIMIKAMA
Screenshot: www.OE24.at

Daher möchte ich an dieser Stelle auch gar nicht lange drauf eingehen, dass die momentan wieder verbreitete Meldung über einen angeblichen Einschlag des (nicht existierenden) Planeten „Nibiru“ im kommenden Oktober salopp gesagt absoluter Bullshit ist. Es handelt sich um eine Prophezeihung von David Meade, einem selbsternannten Experten, der u.A. in Bibelzitaten nach Hinweisen auf bevorstehende Katastrophen sucht und passenderweise auch die dazugehörigen (Luxus-)Bunker zum Überleben und allerlei anderes Gerät für die Apokalypse anbietet. Also absolut seriös. Nicht.
Trotzdem wird er vielerorts als „Experte“ oder sogar „Astronom“ bezeichnet. Ist ja egal, ob das stimmt. Klingt halt gut. Sicher, manche erwähnen auch direkt am Anfang des Artikels, dass es sich um einen Verschwörungstheoretiker handelt. Aber das wird halt erst wenn der Artikel gelesen wurde klar – und ganz ehrlich: Da liegt doch schon wie so oft das Problem. Artikel lesen. Wird heutzutage doch völlig überbewertet.

Das Problem mit dem Clickbait

Clickbait: Eine reißerische Überschrift, ein „heftiges“ Vorschaubild, und schon klickt der Leser auf den Artikel und landet auf der Seite des Mediums. Funktioniert. Oder der Leser liest erst gar nicht den Artikel, sondern fühlt sich durch Überschrift, Anreißer und Vorschaubild schon so angesprochen, dass er den Artikel ungelesen teilt. Funktioniert auch. Bestens sogar, wie festgestellt, wenn die Likes, Kommentare und Teilungen dieser Beiträge angeschaut werden.
Nun muss zugegeben werden, dass ein gewisses Maß an Clickbait mittlerweile notwendig ist, um in der Social-Media-Landschaft zu bestehen. Oder, wie unser Andre Wolf es mal ausdrückte: Clickbaiting sei eine Kunst. Letztendlich jedoch entscheide die Contentspanne, also das, was der Leser dann im Artikel selbst serviert bekommt, über den Grad der Enttäuschung (oder Begeisterung) des Lesers.
Clickbait gehört also zum Alltag der sozialen Netze. Das muss man zwar nicht mögen, aber halt irgendwie damit leben.
Problematisch wird es jedoch, wenn das Thema, wenn denn an der Sache etwas dran wäre, theoretisch unser aller Leben beeinflusst, bzw. bedroht. Wie eben ein Weltuntergang das täte. Und wenn dann noch so ein Artikel mit den Worten endet: „Ob sich die Theorie von David Meade bewahrheitet? Es bleibt abzuwarten…“, dann informiert dieser Artikel nicht, sondern er verunsichert.
Nun mögen viele Leser über solch hanebüchenen Theorien schmunzeln oder lachen. Aber dabei darf nicht vergessen werden, dass es durchaus Leute gibt, die so etwas für bare Münze nehmen und unter anderem durch solche Artikel verunsichert werden. Mir ist selbst jemand begegnet, der aufgrund solcher Berichte ernsthaft verunsichert, regelrecht verängstigt war. Verschwörungstheorien, bzw. die Psychologie dahinter, sollte nicht auf die leichte Schippe genommen werden.

Bullshit bleibt Bullshit

Es wäre zu wünschen, dass Medien in solchen Fällen dann wenigstens im Artikel selbst dahingehend aufklären, dass es sich um Bullshit handelt. Besonders, wenn der Fall so klar ist wie bei diesen Weltuntergangszenarien. Dem ist aber leider manchmal nicht so.
In nicht nur einem Fall wird das Ende offen gelassen: „Es bleibt abzuwarten…“, oder ähnlich formuliert.
NEIN! Bleibt es eben nicht! Es ist Bullshit. Riesen-Bullshit. Und das kann, nein, das MUSS den Lesern auch gesagt werden!
Es hat nun mal nicht jeder entsprechend Ahnung von der Materie, und dies zu berücksichtigen gehört zu der grundlegenden journalistischen Verantwortung der Medien. Und diese Verantwortung wird mit solchen Artikeln über diesen Weltuntergangs-Schwachsinn mit Füßen getreten. In den britischen Medien ist das häufig noch eine Spur härter, die Formulierungen schwammiger, es wird der Leser mehr im Unklaren gelassen, es wird im Dunstkreis von „könnte, vielleicht, eventuell“ herumfabuliert und letztendlich herzlich wenig informiert.

Und warum?

Wegen der Klicks. Der Reichweite. Finanzielle Interessen. Und das macht mich ehrlich gesagt wütend.
Es kann ja ruhig mit allen anderen Themen geclickbaitet werden: Promi-News, TV-Soaps, wasweißich. Aber bitte nicht mit Dingen, die wirklich Leute bewegen, verunsichern, verängstigen. Vor allem, wenn sie dann noch informationstechnisch im Regen stehen gelassen werden.
Und dass es nur finanzielle Interessen sind, dafür spricht die Tatsache, dass in diesem speziellen Fall besagter David Meade Anfang des Jahres seine Weltuntergangsankündigung vom Stapel gelassen hat, sich seitdem aber nicht wieder groß zu Wort gemeldet hat. Und trotzdem, wie aus dem Nichts, ploppen überall wieder die apokalyptischen Vorschaubilder auf, und in den Kommentaren zu den Artikeln häufen sich besorgte Kommentare (gut, natürlich auch witzige à la „Mist, da muss ich mir dann noch Urlaub für nehmen“).
Man könnte meinen, es würde versucht, ein Sommerloch zu füllen: Ein Medium fängt an, alle anderen ziehen nach, man will ja nichts verpassen.
Da muss man wohl mit leben, die Social-Media-Landschaft hat sich halt so entwickelt. Einerseits beschweren sich die Leute über den „Billig-Journalismus“, andererseits sieht man an den Klickzahlen, dass er ja anscheinend funktioniert.
Erfrischend ist dann zumindest, wenn man einen Artikel wie diesen findet, der zwar mit dem Weltuntergang teasert, dann aber im Artikel klar Stellung bezieht: „Extrem ungünstig war vermutlich auch der Anflugwinkel des Steins, der Herrn Meade offensichtlich am Kopf getroffen hat.“
Für die Akten: Ein vergleichbares Tamtam wurde wegen Nibiru auch schon veranstaltet, als er angeblich im September 2016 mit der Erde kollidieren sollte.
Muss ich wohl verpasst haben.

Autor: Rüdiger

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