Schwächt der Biontech-Impfstoff das Immunsystem?

Autor: Claudia Spiess

Schwächt der Biontech-Impfstoff das Immunsystem?
Artikelbild: Von MasterKeySystem / Shutterstock.com

In einer niederländischen Studie wurde die Auswirkung der Biontech-Impfung auf das Immunsystem untersucht. Diese Studie wird jedoch falsch interpretiert.

Impfkritiker fühlen sich durch eben diese Studie nun bestätigt, da sie aufzeigen soll, dass durch eine Biontech-Impfung das angeborene Immunsystem verändert werden soll.

Ein niederländisch-deutsches Forscherteam hat eine Studie durchgeführt, in der getestet wurde, ob sich der BNT162b2-Impfstoff von Biontech/Pfizer auf angeborene Immunreaktionen gegen unterschiedliche virale, bakterielle oder pilzliche Reize auswirken kann. Hierbei handelt es sich um eine Preprint-Studie, bei der eine relativ kleine Probandengruppe mittleren Alters und guter Gesundheit getestet wurde.

Die Studienautor*innen kamen zu dem Ergebnis, dass der Biontech-Impfstoff einerseits die erwünschte Wirkung gegenüber SARS-CoV-2 erzielt, allerdings auch Wirkungen gegenüber einzelner anderer Viren, Bakterien und Pilze auftraten. Doch diese Reaktionen fallen minimal aus.

Preprint-Studie

Die Studie wurde auf dem medRxiv-Server für Health Sciences veröffentlicht. Hier wird auch darauf hingewiesen, dass es sich um eine Preprint-Veröffentlichung handelt, was bedeutet, dass die Studie noch keinen Peer-Review durchlaufen hat, also noch nicht gegengetestet wurde.
medRxiv weist hier auch darauf hin, „dass diese noch von der medizinischen Gemeinschaft bewertet werden müssen und dass die präsentierten Informationen möglicherweise fehlerhaft sind.“

Keine generelle Beeinflussung des Immunsystems

Der Virologe Alexander Kekulé sagte im MDR-Podcast zu der vorliegenden Preprint-Studie:

„Ich impfe gegen SARS-CoV-2, und es gibt eine Aktivierung der Antwort auf das neue Virus. Aber parallel wird die Antwort auf andere Viren gebremst. Gegen diese andere Viren ist man dann weniger gut immun.“

Diese Aussage bestätigt natürlich Impf-Zweifler und -Kritiker oder lässt zumindest eine gewisse Verunsicherung zu, ob man seinem Immunsystem durch die Impfung schaden könnte.

Doch Christine Falk, Immunologin und Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, erklärt dies folgendermaßen:

„Es könnte sein, dass diese Makrophagen-Funktion dadurch ein bisschen verändert wird und dass sozusagen die Stärke der Reaktion auf andere Bakterien oder andere Infektionen durchaus mit verändert wird. Also man kann es messen, aber es ist jetzt keine generelle Beeinflussung des Immunsystems.“

Das heißt, das angeborene Immunsystem – insbesondere die Makrophagen, die einfach gesagt für die Vernichtung von Viren, Bakterien und Toxinen im Körper verantwortlich sind  – würde durch die Impfung trainiert werden. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine „Umprogrammierung“ des angeborenen Immunsystems, sondern um eine geringfügige Beeinflussung.

Falk weist außerdem daraufhin, dass sich diese Preprint-Studie lediglich auf das angeborene Immunsystem bezieht und die später erworbene Immunabwehr, die auch T- und B-Zellen beinhält, welche unter anderem Antikörper produzieren, nicht mit einbezogen wurde. Somit findet sich in dieser Studie lediglich die Betrachtung eines kleines Teils der gesamten Immunantwort wieder. Falk erklärt, dass nicht nur aus Makrophagen-Sicht auf das gesamte Immunsystem geschlossen werden darf.

„Die Auswirkung auf die generelle Fähigkeit eines Menschen, auf einen Impfstoff zu reagieren, ist damit in keinster Weise in Frage gestellt. Das ist extrem unwahrscheinlich bis gar nicht der Fall, weil die haben die ganze Welt der T-Zellen und der B-Zellen. Und die reagieren so, wie sie immer sollen.“

Schädigung durch COVID-19 Infektion mit schwerem Verlauf problematischer

Umgekehrt hält Christine Falk eher eine nachhaltige Schädigung des Immunsystems durch eine COVID-19 Infektion für viel problematischer. Infiziert man sich, und verläuft die Krankheit schwer, besteht die Möglichkeit, dass das Immunsystem zu viele sogenannte Gedächtniszellen bildet und deshalb die Reaktion gegen andere Dinge beeinflusst würde:

„Ganz schlicht weil das Immunsystem so stark in Richtung SARS CoV 2-Virus getrieben wurde, dass viele andere Dinge da nicht mehr Platz haben. Das könnte bei den Infizierten ein nachhaltiges Problem sein.“

Fazit

Bei der niederländischen Preprint-Studie wurde lediglich der angeborene Teil des Immunsystems betrachtet. Zusätzlich war nur eine relativ kleine Zahl an Probanden getestet worden.

Die Wirkung des Biontech-Impfstoffs gegenüber SARS-CoV-2 zeigt sich wie gewünscht. Die Auswirkung auf die Reaktion der angeborenen Immunzellen gegenüber anderen Viren, Bakterien und Pilzen ist minimal.

Und da der angeborene Teil nur einen kleinen Anteil am gesamten Immunsystem hat, kann man aus dieser Studie nicht auf die gesamte Immunabwehr eines Menschen schließen.

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Quelle: SWR
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