Besitzen 60 Prozent der Kinder bereits Antikörper gegen Corona?

Autor: Charlotte Bastam

Was hat es überhaupt mit der Kreuzreaktion auf sich?
Was hat es überhaupt mit der Kreuzreaktion auf sich?

U.a. das legt zumindest ein gerade erschienener Handzettel des bekannten Querdenkers und Arztes Dr. Bodo Schiffmann nahe. Doch für viele seiner Behauptungen fehlen standfeste Belege.

Auf dem Handzettel stehen ein paar vermeintliche wertvolle Informationen: Demnach verfügen bereits 60 Prozent aller Menschen eine gewisse T-Zellen-Immunität gegen das Virus aufgrund von bisherigen Viren, wie dem Erkältungsvirus, und 60 Prozent der Kinder und 6 Prozent der Erwachsenen hätten Antikörper.

Die Botschaft: Keine Panik. Alles nicht so schlimm. Das Schreiben legt nahe, dass bisherige Maßnahmen übertrieben seien. Doch für die Aussagen fehlen stichhaltige Beweise.

Ein Br-Faktenfuchs ist der Sache ebenfalls nachgegangen. Demnach sei Schiffmanns Argumentationsgrundlage zwar nicht vollkommen falsch, aber doch stark vereinfacht.

Schiffmann bezieht sich in seiner Argumentationen auf Studien zu Antikörpern

In der amerikanischen Studie untersuchten die Forschenden das Blut 20 Infizierter und 20 Nicht-Infizierter. Sie stellten fest, dass das Immunsystem, die eine Infektion erlebten, ein Gedächtnis ausgebildet hatte, welches sich in weißen Blutzellen zeigte, auch T-Zellen genannt.

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Auch die Hälfte der Nicht-Infizierten hatten solche T-Zellen, wie auch der BR berichtete. Die Forschenden schlossen deswegen auf eine sogenannte Kreuzreaktivität. Diese entsteht, wenn ein älterer Antikörper, wie zum Beispiel von einer Erkältung, zu dem neuen Erreger, hier dem Corona-Virus passt und sich binden lässt.

Doch laut BR sagen die Forschenden auch, dass die Probenanzahl sehr gering ist und sich keine generellen Schlussfolgerungen zur Kreuzreaktivität und einer vermeintlichen Corona-Immunität ziehen lassen. Auch waren überhaupt keine Kinder zur Studie zugelassen.

Die britische Studie untersuche 156 Blutsproben von Covid-19-Patient*Innen bis auf zwei hatten alle IgG, IgM und IgA-Antikörper ausgebildet. Die untersuchten Nicht-Infizierten waren hier in unterschiedliche Altersgruppen eingeteilt. Wie der BR herausarbeitete konnten hier Kreuzreaktionen mit dem IgG-Antikörper bei 17-25-Jährigen für 43 Prozent und bei Kinde runter 16 für 44 Prozent nachgewiesen werden. In einer Gruppe von 50 Schwangeren waren es aber lediglich 5 von 50 und auch konnte keine Kreuzreaktion mit den anderen Gruppen nachgewiesen werden.

Der BR kommt zu dem Schluss, dass keine der Studien klare Aussagen darüber zulassen, dass 60 Prozent der Kinder Abwehrkräfte hätten. Auch wurde zwar in der ersten Studie bei Blutproben von Covid-19 Negativ-Patient*Innen T-Zellen gefunden, die eine Reaktion mit dem Corona-Virus zeigten, doch eine dauerhafte Immunität kann man daher nicht ableiten.

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Was hat es überhaupt mit der Kreuzreaktion auf sich?

Auf jene Hintergrundimmunität durch vorherige Infektionen wurde in der Forschung  anfangs große Hoffnung gesetzt. Doch zum jetzigen Zeitpunkt kann nicht gesagt werden, ob Kreuzreaktionen eine Immunität gegen Corona herstellen. Tatsächlich sind einige Stimmen aus der Wissenschaft eher pessimistisch. So wurde sie von Christian Drosten erst kürzlich als Hintergrundrauschen bezeichnet und damit als vielleicht nicht so wirkungsvoll, wie erhofft.

Laut einer Studie der Universität Kiel kann ein solches Immun-Gedächtnis sogar ein Risiko sein. Die Reaktionen der vorhandenen T-Zellen auf das Corona-Virus seien demnach recht ungezielt, sie könnten sogar dafür sorgen, dass das Immunsystem überreagiert. Vor allem ältere Menschen seien davon betroffen, da sie mehr Infektionen mit normalen Erkältungs-Corona-Viren durchgemacht haben.

Für die Klarheit mit der Schiffmann seine Aussagen verkauft, gibt es also keine wirkliche Grundlage. Mit dem Argument einer eigentlich schon recht großen Immunität steht Schiffmann aber nicht alleine, wie wir bereits in anderen Artikeln zeigten.

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