Die Behauptungen über Impfstoffhersteller

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Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptungen über Impfstoffhersteller
Die Behauptungen über Impfstoffhersteller

Auf einem Sharepic kursieren kritische Behauptungen über die vier größten Impfstoffhersteller. Was ist an den Behauptungen dran?

Auf dem Sharepic werden die vier Impfstoffhersteller Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson und AstraZeneca tabellarisch dargestellt, daneben laut dem Sharepic „Fakten die Sie kennen sollten“. Die Behauptungen sind jedoch teilweise ungenau oder ohne faktische Grundlagen.

Um dieses Sharepic handelt es sich:

Das Sharepic über die Impfstoffhersteller
Das Sharepic über die Impfstoffhersteller

Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Behauptungen ein.

Pfizer

Die Behauptung

„4.7 Mrd. Strafe für falsche Behauptungen, Verstöße gegen die Sicherheit von Medikamenten und medizinischen Geräten, Off-Label-Promotion, korrupte Praktiken, Schmiergelder und Bestechung“

Der Faktencheck

Pfizer musste tatsächlich eine Milliardensumme zahlen für falsche Behauptungen zahlen, allerdings „nur“ 2.3 Milliarden Dollar.

Im Jahr 2005 musste Pfizer den Vertrieb des COX-2-Hemmers Bextra® (Valdecoxib)  mit sofortiger Wirkung in Europa und den USA einstellen (siehe HIER und HIER), da er schwere, unerwünschte Nebenwirkungen und Hautreaktionen auslöste.

Im Jahr 2009 wurde Pfizer zu einer Rekordstrafe von 2.3 Milliarden Dollar verurteilt (siehe HIER). Grund: Die FDA (Food and Drug Administration) ließ Bextra im Jahr 2001 zur Behandlung von Arthritis und Menstruationsbeschwerden zu. Das Medikament wurde nicht für die Behandlung von akuten Schmerzen zugelassen, noch wurde gezeigt, dass es stärker als Ibuprofen ist.

Aber Pfizer wies seine Vertriebsmitarbeiter an, den Ärzten zu sagen, dass das Medikament zur Behandlung von akuten und chirurgischen Schmerzen eingesetzt werden kann, und zwar in Dosen, die weit über den zugelassenen liegen, obwohl die Gefahren des Medikaments, zu denen Nieren-, Haut- und Herzrisiken gehören, mit der Dosis zunahmen, so die Anklage der Regierung.

Die Beurteilung

Dies war nicht die einzige Strafe, die Pfizer im Laufe der Jahre zahlen musste und weswegen der Konzern in Kritik geriet, beispielsweise musste Pfizer im Jahr 2009 75 Millionen Dollar Schadensersatz für illegale Medikamentests in Afrika zahlen (siehe HIER).

Ob sich daraus nun aber ableiten lässt, dass den Pfizer-Impfstoff nicht zu trauen ist, sei dahingestellt: Gerade, weil der Konzern in Vergangenheit negativ auffiel, wird weltweit sehr genau darauf geschaut, ob die Angaben, Statistiken und Auswertungen über deren Impfstoff auch korrekt sind.

Moderna

Die Behauptung

„Hat seit seiner Gründung noch nie einen Impfstoff auf den Markt gebracht, obwohl es mehr als 9+ Impfstoffkandidaten gab, von denen keiner die klinische Phase 3 überstanden hat“

Der Faktencheck

Moderna wurde erst im Jahr 2010 gegründet (siehe HIER). Im Normalfall (wie auch immer wieder von Impfgegnern betont wird), werden Impfstoffe mehrere Jahre lang getestet, was auch bei den bisherigen Impfstoffen von Moderna der Fall ist.

So läuft beispielsweise eine Studie zu einem Impfstoff noch (siehe HIER), ein anderer Impfstoff ist noch nicht einmal in Phase 3 (siehe HIER).

Die Beurteilung

Die Behauptung erweckt den Eindruck, dass sämtliche Impfstoffe von Moderna bisher noch nie über Phase 3 hinauskamen, da sie mangelhaft seien. Stattdessen ist es jedoch so, dass deren andere Impfstoffe noch in den klinischen Tests sind und teilweise noch nicht einmal bei Phase 3 sind.

Die Behauptung ist somit irreführend.

Johnson & Johnson

Die Behauptung

„In Hunderttausenden Prozessen verurteilt wegen giftiger und/oder gefährlicher Produkte. Darunter Medikamente, Shampoos, medizinische Geräte sowie mit Asbest verseuchtem Babypuder“

Der Faktencheck

„Hunderttausende“ Prozesse ist übertrieben, jedoch sieht sich Johnson & Johnson tatsächlich in den USA mit 25.000 Klagen konfrontiert (siehe HIER, Stand Februar 2021). Der Grund: Johnson & Johnson soll wissentlich in seinen Talkumprodukten Asbest verwendet haben, ohne die Verbraucher darüber zu informieren.

Im Juni 2021 (siehe HIER) waren es dann immer noch 19.000 Fälle (keine direkten Prozesse), die vom Ausgang des Prozesses gegen Johnson & Johnson abhängig sind. Der Konzern wurde bereits 2018 zu einer Strafe von 2.12 Milliarden Dollar aufgrund der direkten Klage von 22 Frauen verurteilt, die durch das Babypuder Eierstockkrebs bekommen haben sollen.

Johnson & Johnson ging gegen das Urteil in Berufung, der Oberste Gerichtshof der USA wies die Berufung jedoch ab.

Die Beurteilung

Die Zahl ist übertrieben, tatsächlich jedoch stimmt zumindest die Behauptung über das Asbest im Babypuder. Wie auch bei der Behauptung über Pfizer gilt: Gerade wegen solchen Vorkommnissen wird der Impfstoff der Firma weltweit genauestens unter die Lupe genommen.

AstraZeneca

Die Behauptung

„Wurde von 20+ Europäischen Ländern suspendiert wegen schwerer und tödlicher Nebenwirkungen“

Der Faktencheck

Im März setzten viele Länder die Impfungen mit AstraZeneca temporär aus, doch nur Dänemark (siehe HIER) und Norwegen (siehe HIER) stoppten die Impfungen mit deren Impfstoff endgültig.

In anderen Ländern wurde die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff wieder aufgenommen, allerdings mit Altersempfehlungen: In Kanada beispielsweise nur für Personen ab 55 Jahre (siehe HIER), in Deutschland ab 60 Jahre (siehe HIER).

Die Beurteilung

Die Behauptung traf nur für einen kurzen Zeitraum zu, mittlerweile wird der Impfstoff von AstraZeneca, außer in Dänemark und Norwegen, wieder überall verimpft.

Fazit

Die Behauptungen in dem Sharepic sind teilweise zutreffend, aber auch teilweise sehr ungenau oder übertrieben.

Die Intention hinter dem Sharepic ist klar: Durch das Narrativ soll eine Unsicherheit gegenüber den Impfstoffen der Hersteller erzeugt werden: „Schaut her, die haben schon mal Mist gebaut, warum sollte man denen trauen“.

Dass aber genau jene vormaligen Skandale dafür sorgen, dass die Impfstoffe jener Hersteller, welche ja schließlich nicht nur regional, sondern weltweit eingesetzt werden, umso genauer von Fachleuten in aller Welt beobachtet werden, scheint dabei nicht beachtet zu werden.

Insofern sollte man sich nicht auf das durch das Sharepic erzeugte Narrativ einlassen:
Die Impfstoffe werden sehr genau beobachtet, jede kleinste, vermutete Nebenwirkung wird genauestens dokumentiert. Sollten sich ernsthafte Gefahren abzeichnen, wird sofort die Notbremse gezogen, was der zeitweise Stopp des AstraZeneca-Impfstoffes im März sehr gut zeigte.

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Weitere Recherche: Nina Romaner
Weitere Quelle: dpa factchecking
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