„Paranoid und geisteskrank“? – Das Baby hinter der Plastikfolie

Ein kurzes Video, welches in sozialen Medien verbreitet wird, zeigt eine Mutter, die ihr neugeborenes Baby hinter einer Plastikfolie betrachtet – angeblich eine Corona-Maßnahme.

Autor: Ralf Nowotny

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Riesenaufregung natürlich in den Kommentaren zu dem Video, welches das neugeborene Baby hinter einer Plastikfolie zeigt. Es wird behauptet, das Baby sei nur eine Puppe, man müsse das der Polizei anzeigen, es sei Impf-Propaganda etc. etc.

Aber anscheinend befinden sich in den Kommentaren keine Mütter, die schon mal einen Kaiserschnitt hatten…

Hier eines der Beiträge, in denen das Video geteilt wird:

Das Baby hinter der Plastikfolie
Das Baby hinter der Plastikfolie

In den Kommentaren wird sich vor Aufregung überschlagen:

Die Kommentare zu dem Video
Die Kommentare zu dem Video

Doch ist die Aufregung überhaupt gerechtfertigt? Spoileralarm: Nein, denn diese durchsichtigen Plastikfolien bei Kaiserschnitt-Geburten gibt es seit 2015!

Die Herkunft des Videos

Das verbreitete Video zeigt nur einen kleinen Ausschnitt, hier das komplette Video der Mutter, die es selbst auf TikTok veröffentlichte und in dem ihr auch das Bild aus dem obigen Screenshot seht:

Die Mutter postete noch ein anderes Video, welches ihr Baby hinter einer Plastikfolie zeigt. Auch dieses Video wird verbreitet und sich darüber empört:

Bereits an den Hashtags sieht man, dass Melina Tesi, so der Name der Mutter, eine C-Section, auf Deutsch: einen Kaiserschnitt, bekommen hat.

Die durchsichtige Plastikfolie bei Kaiserschnitt-Geburten

Wie wir oben bereits sagten: Das ist absolut keine neue Methode, die aufgrund der Corona-Pandemie angewendet wird, sondern gibt es seit 2015.

Der Hintergrund:
Viele Mütter haben psychische Probleme nach einem Kaiserschnitt, denn üblicherweise ist ein undurchsichtiges grünes oder blaues Tuch zwischen Kopf und Bauch der werdenden Mutter. Sie sieht nicht direkt, wie ihr Baby geboren wird und fühlt sich dadurch nicht wirklich mit dem Neugeborenen verbunden.

Valerie Echo Duckett, eine 35-jährige Frau aus Ohio, erzählt beispielsweise der Seite npr (siehe HIER) über ihren Kaiserschnitt, der sehr unerwartet vorgenommen werden musste. Sie selbst habe nur vage Erinnerungen an die Geburt:

„Sie haben mich mit warmen Decken zugedeckt. Ich schlief sozusagen ein und aus.
Es hat lange gedauert, bis ich überhaupt sagen konnte, dass ich Avery zur Welt gebracht habe. Ich fühlte mich, als hätte ich das Recht nicht verdient, zu sagen, dass ich ihn zur Welt gebracht habe, als wäre es mir irgendwie genommen worden, als hätte ich nicht getan, was ich hätte tun sollen.“

Solche psychischen Probleme nach einem Kaiserschnitt sind nur allzu gewöhnlich, da man als Mutter die Geburt nicht direkt mitbekommt: Sie bekommt nur mit, dass die Ärzte irgendwas am (lokal betäubten) Bauch machen, dann wird das Baby präsentiert. In den besten Fällen haben die medizinischen Tücher zwischen Kopf und Bauch ein kleines Guckloch, um das Baby sehen zu können.

Deswegen bietet beispielsweise das Unternehmen Ecolab (siehe HIER) seit 2015 medizinische, durchsichtige Plastikfolien für Kaiserschnitt-Geburten an:

Auch die Mutter selbst erzählt auf Instagram von der Geburt und findet es entsetzlich, wie ihr Video „für ihre kranken Agenden“ missbraucht wird:

„Die Leute benutzen mein Video, um ihre kranken Agenden voranzutreiben und das ist NICHT OK! Ich habe meinen Sohn durch einen Kaiserschnitt zur Welt gebracht, nicht freiwillig, ich wünschte, ich hätte eine natürliche Geburt haben können, aber ich hatte diese Möglichkeit nicht. Für alle, die sich über das Plastiktuch aufregen: Es ist ein durchsichtiges Tuch, damit die Mutter zusehen kann, wie das Baby geboren wird, und nachdem sie das Blut abgewischt und die Nabelschnur durchtrennt haben, wickeln sie es ein und bringen es zu mir. Das Tuch ist aus sterilen Gründen da, es ist eine OP. Ich habe meinen ersten Sohn vor 5 Jahren durch einen Not-Kaiserschnitt entbunden und es war das gleiche Protokoll. Das hat nichts mit Covid oder irgendwelchen anderen verdrehten Ideen zu tun.“

Melina Tesi, Instagram

Fazit

Diese Plastikfolie hat absolut nichts mit der Corona-Pandemie zu tun, sondern ist eine seit 2015 verbreitete Methode bei Kaiserschnitt-Geburten, damit Mütter die Geburt sehen und somit auch intensiver erleben können.

Wir wünschen Melina und ihrer Familie alles Gute!

Auch interessant:
In einem Video sieht man, wie an einem Baby mittels Teststäbchen ein Corona-Test durchgeführt wird.
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