Ein Arzt auf einer COVID-19 Intensivstation: „Die Leute haben keine Ahnung!“

Autor: Ralf Nowotny

Ein Arzt auf einer COVID-19 Intensivstation: "Die Leute haben keine Ahnung!“
Ein Arzt auf einer COVID-19 Intensivstation: "Die Leute haben keine Ahnung!“

Die meisten Menschen haben gewissermaßen das Glück, nicht bei der Corona-Pandemie an vorderster Front zu stehen. Ein Arzt erzählt, wie es ist, auf einer Intensivstation zu arbeiten.

Bernd Andergassen ist ein in München lebender Südtiroler Arzt, der derzeit auf der Covid-19 Intensivstation Bozen arbeitet. Der Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin erzählt in einem Interview von seinem Alltag, seinem kaum noch vorhandenem Privatleben und wie es ist, auf einer Covid-19 Intensivstation zu arbeiten.

Der YouTube-Kanal „Wellenbrecher“ (siehe HIER) veröffentlichte das Interview mit Dr. Andergassen auf YouTube:

Aufgrund des starken Tiroler Dialektes ist es für die meisten sicher ratsam, die Untertitel einzublenden. Dafür startet man das Video und klickt in der Steuerungsleiste unten rechts auf das Untertitel-Icon:

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Kein Zeitgefühl

So berichtet Dr. Andergassen gleich zu Beginn, dass man kein Gefühl mehr dafür hat, wo sich was befindet. Sogar das Binden einer Schleife, um den Kittel zu fixieren, sei kaum mehr möglich. Irgendwann gebe man es auf, da dadurch nur Zeit verloren geht.

Kaum noch Zeit für die Familie

Der Arzt erzählt, dass es seine Frau nicht einfach hat: „Leihoma“ und Babysitter sind krank, sie selbst kann von daheim aus im Home-Office arbeiten und muss sich gleichzeitig um die Kinder kümmern.

Er selbst ist sechs Tage in der Woche, 12 Stunden am Tag in der Klinik, bis er mal wieder nach München fahren kann, um sich drei Tage Zeit für seine Kinder zu nehmen, bevor es im gleichen Takt weiter geht.

„Die Leute haben keine Ahnung!“

Dr. Andergassen nimmt dies auf sich, damit man wieder irgendwann ein normales Leben führen kann; er selbst könne nicht auf Dauer „120 Prozent in Blut und Scheiße“ investieren, wie er es nennt.

Umso mehr ärgert ihn, wie viele Leute mit der Corona-Pandemie umgehen.
Die Leute haben keine Ahnung und sie halten es auch nicht aus“, betont der Arzt.

Wenn er hört, wie Leute an der Pandemie zweifeln, sage er oft, dass sie doch mal mit ihm kommen sollen, ob sie sich das trauen würden – dann müssten sie aber auch damit leben, was sie dort sehen.

Doch zumeist halten die Menschen nicht einmal die Geschichten aus, die er ihnen von der Intensivstation erzählt.

Was den Arzt antreibt

Dr. Andergassen vergleicht seine Tätigkeit mit einem Extremsport: Einen Fallschirmspringer frage man ja auch nicht, warum er aus dem Flugzeug springe, obwohl er dabei sterben könne.

Für ihn ist dies auch ein Adrenalinkick, eine Herausforderung, der er sich selbst stellen will – und dabei Gutes bewirken kann. Er kann Leuten helfen und dafür seine ganze Energie einsetzen.

Zudem danken die Menschen ihm dafür, was ein wunderbares Gefühl sei. Doch muss dies nicht einmal sein: Als richtiger Mensch am richtigen Ort gewesen zu sein, um zu helfen, sei schon Dank genug.

Doch auch, wenn ein Patient stirbt, ist es das Gefühl, trotzdem alles richtig gemacht zu haben, zumindest da gewesen zu sein, den Patienten zumindest gut begleitet zu haben.

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„Wir müssen jetzt Impfen wie die Blöden“

Und nun haben wir Winter mir der großen Welle, wo das Virus jede Möglichkeit nutzt, sich zu verbreiten. Im Sommer werden es sicher wieder weniger Fälle, doch auf das Vorjahresniveau werde man sicher nicht kommen – dafür sei das Virus bereits zu breit gestreut.

„Wir müssen jetzt impfen wie die Blöden. Impfen, impfen, impfen. Und schauen, dass wir dem Virus keinen Raum mehr geben.
Richtig verhalten am Anfang, die nächsten 3-4 Monate und impfen, „Volle Kanne“.

Und allen anderen in den Arsch treten, damit sie sich impfen!

Zweifeln gilt nicht. Es ist viel zu tragisch alles.“

Man sollte aufhören, noch lange herumzureden und zu zweifeln. Nun muss man denen vertrauen, die Ahnung haben. Danach könne man ja wieder diskutieren, aber jetzt müsse man handeln.

Wenn er anfange, nun erst zu diskutieren, während der Patient stirbt, dann passiert nichts. Dann stirbt der Patient, und das war es dann. Damit ist niemandem gedient. Also muss er was tun.

„Es ist unbefriedigend“

Die derzeitige Situation jedoch ist sehr unbefriedigend für den Arzt.
Er sei auf der Intensivstation und kämpfe um das Leben von Menschen, während „draußen“ sich die Leute in Diskussionen verzetteln, ohne Ahnung zu haben.

Deswegen sein klarer Appell: „Diese Leute sollten jetzt still sein!

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