Apotheker sollen keine Bedenken zu Corona-Impfstoff äußern? (Faktencheck)

Autor: Ralf Nowotny

Apother sollen keine Bedenken zu Corona-Impfstoff äußern? (Faktencheck)
Artikelbild: YouTube

In einem Interview soll Jens Spahn gesagt haben, Apotheker sollten keine Bedenken äußern. Die Zitate werden jedoch aus dem Zusammenhang gerissen.

Laut einer bestimmten Seite, die ihren Artikel mittlerweile löschte, dieser aber noch im Google Cache einsehbar ist (siehe HIER), soll es sich sogar um eine „Anweisung“ an Ärzte und Apotheker handeln, keine Bedenken zu dem Corona-Impfstoff zu äußern.

Dies sollen Gesundheitsminister Jens Spahn und der Chef der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) Friedemann Schmidt in einem Gespräch deutlich gemacht haben.

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Die Zitate

Jene finden sich in einem YouTube-Video mit dem Titel „Lass uns reden! – Der ABDA-Talk“ (siehe HIER) mit Jens Spahn als Gast.
Es handelt sich um zwei Zitate, welche auch in einem anderen Artikel (siehe HIER) hervorgehoben werden und die Behauptung unterstützen sollen.

Jens Spahn ab Minute 23:

„Die Frage, wie wird in Apotheken auf das Thema reagiert … hat einen Rieseneinfluss auf die Impfbereitschaft.“

Friedemann Schmidt ab Minute 34:

„Ich glaube nicht, dass wir (2021) ins Spiel kommen müssen, weil die Impfquote hoffentlich hoch genug sein wird. Das kann in ein paar Jahren anders aussehen, wenn wir Covid-19-Regelimpfungen haben.“

Die Hervorhebung von „COVID-19-Regelimpfungen“ sei zudem der Grund, warum Jens Spahn ihm ins Wort fiel, diese „Zusatzinformation soll ihm nicht gefallen haben“.

Betrachtung des ersten Zitates

Dazu nennen wir an dieser Stelle das komplette Zitat Spahns, welches in den Artikeln nur stark gekürzt wiedergegeben wird.
Die jeweiligen Stellen des gekürzten Zitates sind fett hervorgehoben:

Die Frage sozusagen, wie wird in Apotheken auf das Thema reagiert, wie wird damit umgegangen, wird Stimmung oder nicht Stimmung, oder Gegenstimmung dazu gemacht, hat einen Rieseneinfluss, da bin ich mir sehr, sehr sicher, auf die Impfbereitschaft generell.“

Zuvor schildert Spahn eine einfache Situation:
Ein Patient kommt und fragt, ob er sich impfen lassen solle. Wenn dann der Arzt oder Apother mit „Weiß nicht“ oder „Besser nicht“ oder „Vielleicht nicht als Erstes“ reagiert, dann habe das eine enorme Wirkung, die man weder über- noch unterschätzen sollte.

Deswegen befürwortet Spahn einen fachlichen Austausch mit Ärzten und Apothekern und hätte gerne eine „positive Grundstimmung“, da Impfen Fortschritt sei.

Eine Forderung oder gar keine „Anweisung“ ist dies allerdings nicht, sondern eine Befürwortung, dass Ärzte und Apotheker fachlich genau über die Impfung informiert werden sollen, um eben nicht mit einer Meinung, sondern mit Fakten antworten zu können.

Betrachtung des zweiten Zitates

Dieses wurde wörtlich auch korrekt zitiert, doch auch hier fehlt der Zusammenhang.
Friedemann Schmidt geht dabei auf die Frage ein, ob denn Impfungen auch in Apotheken stattfinden könnten, um das Angebot zu erweitern und die Impfbereitschaft zu fördern.

Schmidt entgegnet, er glaube nicht, dass das nicht nötig sein werde, da ja hoffentlich durch die Impfzentren und ab Mitte 2021 auch die Arztpraxen genügend Infrastruktur geschaffen sei, um eine nötige Impfrate zu erreichen.

Doch dann fällt ja noch das Wort „Regelimpfungen“, welches nach einem Impfzwang klingt. Spahn unterbricht Schmidt dann auch mit den Worten „Jetzt machen Sie nicht gleich schon alle nervös. Wir machen jetzt erstmal die Modellprojekte da“.

Doch womit macht Schmidt nervös?
Ganz einfach: Nicht etwa mit Regelimpfungen, womit er einfach nur die üblichen Impfungen beim Arzt meint, sondern mit der Möglichkeit, dass nicht genügend Menschen die Impfzentren nutzen und ab Mitte 2021 nur noch beim Arzt geimpft werden kann – denn dann bestünde die Möglichkeit, dass auch Apotheker Impfungen anbieten könnten oder müssten.

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Fazit

Beide Zitate wurden aus dem Zusammenhang gerissen, das erste Zitat zudem stark gekürzt.

An keiner Stelle des Gesprächs ging es um Anweisungen an Apotheker oder Ärzte, Bedenken zum Corona-Impfstoff nicht zu äußern. Stattdessen sollen Apotheker und Ärzte fachlich versiert genug sein, um über die Impfung aufzuklären, ohne eigene Meinung oder Halbwahrheiten einfließen zu lassen.

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