Achtung: Nach Anruf unerwünschter Vertrag

Autor: Claudia Spiess

Achtung: Nach Anruf unerwünschter Vertrag
Von oatawa / Shutterstock.com

Telefonisch untergeschobene Verträge sind ein dauerhaftes Problem für Verbraucher. Beschwerden über am Telefon untergeschobene Verträge und Abos nehmen laut Verbraucherzentrale zu.

Besonders auffällig sind Nahrungsergänzungsmittel von „Hirschberger NaturRat“ vertrieben durch Bonafair und Energieverträge.
Bei Problemen mit untergeschobenen Verträgen helfen die Verbraucherzentralen weiter.

Ob Stromvertag oder ein fragwürdiges Pillenabo mit Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln – nach ungewollten Werbeanrufen beschweren sich Verbraucher und Verbraucherinnen über Verträge, die sie nie wollten. Aktuell sind bei den Verbraucherzentralen Energieunternehmen auffällig und das Unternehmen Hirschberger NaturRat.

Werbeanrufe

„Guten Tag, wir würden gerne mit Ihnen darüber sprechen, ob es in Ihrer Nachbarschaft genügend Apotheken gibt.“ Oder „Sind Ihre Stromrechnungen hoch? Lassen Sie uns besprechen, wie sie sparen können“. So oder so ähnlich beginnen aktuell Werbeanrufe bei Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Im Verlauf des harmlos beginnenden Gesprächs fragen die Anrufer geschickt persönliche Daten ab. Kurze Zeit später erhalten die Betroffenen dann Post, entweder über einen angeblich abgeschlossenen Energievertrag oder Lieferungen mit Pillenproben, die in ein teures Abo münden.

2020 wurden in den Themenfeldern Energie und Digitales bei den Verbraucherzentralen fast 3.000 Beschwerden über unerwünschte Werbung am Telefon und telefonisch untergeschobene Verträge erfasst. Das Problem nimmt zu – so haben beispielweise alleine im Bereich der unerwünschten Werbeanrufe die Beschwerden zu diesen beiden Themenfeldern in 2020 gegenüber dem Vorjahr um 80 Prozent zugenommen.

2020 lag die Zahl der Beschwerden zu unerwünschten Werbeanrufen im niedrigen dreistelligen Bereich. Aufgrund einer sukzessiven Umstellung auf ein neues digitales Erfassungssystem der Anfragen und Beschwerden von Verbrauchern in 2019 wurde bei der Auswertung auf die Daten der Verbraucherzentrale NRW verzichtet.

Keine persönlichen Daten am Telefon weitergeben

Die Verbraucherzentralen warnen daher davor, am Telefon leichtfertig persönliche Daten wie Adresse oder Zählernummer weiterzugeben.
Handlungsbedarf sieht der vzbv auch bei der Politik. Um Verbraucher vor dieser Masche zu schützen, fordert er die Einführung einer allgemeinen Bestätigungslösung für alle telefonisch geschlossenen langfristigen Verträge. Hier muss gelten: Wer nach einem Telefonat nichts bestätigt hat, muss auch nichts bezahlen!

Hirschberger – Auch Senioren betroffen

Unter dem Logo „Hirschberger NaturRat“ vertreibt Bonafair Mittel gegen Gelenkschmerzen und Einschränkungen in der Gedächtnisleistung. Im Vertrieb setzt das Unternehmen allerdings auf eine ungesunde Strategie: Nach einem Werbeanruf erhalten Verbraucher eine Lieferung mit Proben, die eigentlich kostenlos sein sollten. Doch mit den Pharma-Proben wurde, ohne dass die Verbraucher das wollten, ein teures Abo für die Pillen abgeschlossen.

2020 gingen zu Hirschberger beziehungsweise Bonafair über 700 Beschwerden bei den Verbraucherzentralen ein.

„Auffällig ist, dass sich bei den Verbraucherzentralen auch ältere Betroffenen oder deren Angehörigen melden,“ bemerkt Carola Elbrecht, Referentin im Team Marktbeobachtung Digitales des vzbv „Das Unternehmen besteht dann sehr nachdrücklich auf den hohen Zahlungen, was die Betroffenen oft einschüchtert.“

Statt Angebot flattert Willkommensschreiben ins Haus

Auch Energieverträge werden mit Werbeanrufen vertrieben. Verbraucher berichten, dass sie unerwünschte Anrufe von Vermittlern erhalten und kurz danach – ohne ausdrückliche Einwilligung – Unterlagen über einen neuen Stromvertrag zugeschickt bekommen.

„Energieunternehmen können im Namen von Verbrauchern mit nur wenigen Daten wie zum Beispiel der Zählernummer Strom- und Gasverträge kündigen“, erklärt Marie Barz, Referentin Team Marktbeobachtung Energie des vzbv „Leider machen sich dubiose Anbieter diesen Umstand offenbar zunutze.“

Sie leiten – ohne Einverständnis der Verbraucher – die Kündigung von Strom- und Gasverträgen ein, damit sie die Energielieferung mit neuen Verträgen übernehmen können. Für Verbraucher ist das besonders ärgerlich, denn ist der alte Stromvertrag erstmal gekündigt, ist es schwer in diesen Vertag zurückzukommen.

Verbraucher sollten auf der Hut sein

Für Verbraucher gilt: Fragt ein Anrufer nach persönlichen Daten wie zum Beispiel der Anschrift oder der Nummer des Stromzählers, sollten sie das Gespräch beenden. Das ist nicht unhöflich, sondern schützt im Zweifelsfall vor unerwünschten, teuren Verträge und viel Ärger.

Verbraucherzentralen helfen weiter

Verbraucherinnen und Verbraucher, die Hilfe in ihrem individuellen Fall benötigen, sollten die Beratungsangebote der Verbraucherzentralen nutzen, Informationen unter www.verbraucherzentrale.de/beratung. Beschwerden können sie über das Beschwerdeportal der Verbraucherzentralen abgeben.

[mk_ad]

Das könnte dich auch interessieren: So gut wie kein Befragter bleibt von Phishing verschont

Quelle: Verbraucherzentrale Bundesverband – vzbv.de
Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.