Aktivkohletabletten als Rescuetipp fürs Clubleben?

Autor: Tom Wannenmacher

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Aktivkohletabletten als Rescuetipp fürs Clubleben?
Aktivkohletabletten als Rescuetipp fürs Clubleben?

Zurzeit kursiert (momentan noch im englischsprachigen Raum) ein Bild auf Twitter, das vermutlich voranging an Frauen gerichtet ist. Der Hintergrund ist noch nicht klar. Jedenfalls wollen wir auf die Gefahr hinweisen, die daraus entstehen kann.

In dem Bild steht folgender Text, wörtlich übersetzt: „Leute, bitte kauft euch Aktivkohle-Tabletten und nehmt die zu jedem größeren treffen oder Nachtclub mit. Solltet ihr euch nicht mehr wie euch selbst oder deplatziert fühlen, trinkt eine Tablette und sie wird die meisten K.O.-Tropfen kontern. Die findet ihr auch bei Dischem*!“  (*Dischem ist ein online Versandhandel für Medikamente, siehe https://www.dischem.co.za/)“

Screenshot
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Hier wird dem Leser also suggeriert, sollte der Fall eintreten, dass man merkt, K.O. – Tropfen bekommen zu haben, braucht man nur Aktivkohle(Tabletten) zu nehmen und diese würden dann den Wirkstoff neutralisieren.

Grundsätzlich ist es nicht falsch, dass Aktivkohle Toxine und auch Medikamente binden kann und somit unschädlich macht bzw. deren Wirksamkeit herabsetzt. Jedoch ist es ein Trugschluss zu glauben, wenn man eine solche Aktivkohletablette einnimmt, wäre die Welt wieder in Ordnung.

WAS SIND K.O. – Tropfen?

K.O. – Tropfen ist ein Überbegriff für Medikamente oder Drogen, die das vermeintliche Opfer (meist geht es um sexuelle Motive), geistig und auch teilweise körperlich außer Gefecht setzen soll, damit es einerseits willig ist und sich anderseits später an nichts mehr erinnern kann. Hierzu werden unterschiedliche Substanzen verwendet.

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Meist sind es Schlaf- oder Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine, aber auch sogenannte Partydrogen wie das sogenannte Liquid Ecstasy finden hier Verwendung. Diese werden meist in Getränke geschüttet, wenn das vermeintliche Opfer auf der Toilette ist oder gerade nicht aufpasst. Somit wird der Wirkstoff oral eingenommen und über den Magen gelangt der Wirkstoff dann ins Blut.

Neben dem gewünschten Effekt, der Gleichgültigkeit und des Erinnerungsverlustes, von dem die Täter(innen) profitieren, können die Nebenwirkungen bei Überdosierung bis zum Tod, durch Atemstillstand führen.

Jetzt suggeriert uns dieses englische Schreiben, man wäre in Sicherheit, wenn man eine Aktivkohletablette nimmt, sobald man Symptome spürt und alles wäre gut.

Dem ist leider nicht so.

Sobald man etwas von den K.O. – Tropfen  bewusst spürt, ist der Wirkstoff bereits in die Blutbahn gelangt. Aktivkohle hingegen kann nur lokal im Magen wirken. Und selbst da hilft es nicht gegen jedes Medikament und man müsste genau wissen, was und wieviel man bekommen hat, um wiederum zu wissen, wieviel Antidot (also Gegenmittel),  in dem Fall Aktivkohle –  man in diesem Fall zu sich nehmen muss.
Und das können nur Ärzte sagen. Somit ist es fatal, solch ein Mittel als Allheilmittel gegen einen K.O – Tropfen – „Angriff“, anzupreisen.

Hat man den Verdacht, dass man K.O. – Tropfen eingenommen hat, ist die einzig richtige Entscheidung, sofort den Notarzt zu rufen. Denn der hat auch in der Regel ein Antidot (Gegenmittel) im Koffer und kann somit sofort per intravenöser Gabe, den Wirkstoff „neutralisieren“.
Im Bedarfsfall wird einem auch der Magen ausgepumpt (was meist aber nur bis zu einer Stunde nach Einnahme möglich ist), wenn der Wirkstoff noch nicht im Blut ist, bzw. zu befürchten ist, dass man noch Wirkstoffe im Magen hat.

Die Rettung / das Krankenhaus werden auch weitere Schritte einleiten, damit rechtlich alles abgedeckt ist. Um einen Täter zu belangen, benötigt man Beweise.

Es müssen Urin/Blutproben genommen werden. Leider sind gerade viele Stoffe, die als K.O. – Tropfen verwendet werden, nur wenige Stunden im Blut nachweisbar. Daher ist es ganz wichtig, dies zeitnah zu machen und sich auch bei Verdacht einer Vergewaltigung untersuchen zu lassen. Sonst wird es schwierig zu beweisen, dass man solche Mittel erhalten hat.

Denn gerade, wenn man den Verdacht hat bzw. weiß, dass man vergewaltigt wurde, ist es absolut notwendig, jegliche Beweise zu sichern. Geht es hier doch um eine Vielzahl an Straftatbeständen. Sei es selber eine Urinprobe zu sammeln, Fotos, Adressen, Chats, etc zu sichern.

PRÄVENTION – was weitaus wichtiger wäre:

Hier findest Du ein paar Tipps, wenn man z.B. als Frau (kann natürlich auch auf das männliche Geschlecht zutreffen) alleine unterwegs ist.

  • Einer guten Freundin/einem guten Freund, Verwandten sagen, wo man hingeht und was man vorhat.
  • Sich z.B. einen Zeitrahmen ausmacht, wo man anruft oder per SMS/Whatsapp Bescheid gibt, dass alles in Ordnung ist. (sich covern lassen)
  • Ein Codewort für eine Gefahrensituation ausmacht (dazu ist allerdings wichtig, dass der andere weiß, wo man ist.) Auch dies kann man schriftlich machen, damit diese dann im Bedarfsfall die Polizei dorthin schicken kann.
  • Besondere Achtsamkeit walten lassen, bezüglich Personen, die einem in einem Lokal „anbaggern“ und auf ein Getränk einladen möchten.
  • Sein Getränk wenn möglich nicht aus den Augen lassen (Toilettengang, tanzen, …)
  • Geht man das erste Mal zu einer fremden Person, unbedingt einer Vertrauensperson die Adresse sagen und sich zwischendurch melden.
  • Wenn man sich unwohl fühlt, sofort gehen und jemanden anrufen. Im Bedarfsfall auch die Polizei. Hier keine falsche Scham walten lassen.

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Passend zum Thema: 

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Autor: Irina Fetter-Ilwof
Artikelbild: Shutterstock / Von Fahroni
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