Ahnenkult in Toraja – wenn der Tod nicht Lebewohl bedeutet

Autor: Kathrin Helmreich

Ahnenkult in Toraja - wenn der Tod nicht Lebewohl bedeutet
Ahnenkult in Toraja - wenn der Tod nicht Lebewohl bedeutet

Mumifizierte Tote inmitten der Lebenden – in Toraja tatsächlich ganz normal. Der Ahnenkult nimmt dort nämlich eine ganz spezielle Rolle im Leben ein.

In Toraja verweilen Verstorbene noch lange nach ihrem Tod innerhalb der Familie

Fotos auf Facebook zeigen mumifizierte Körper, inmitten ihrer Angehörigen.
Dieses Vorgehen gehört zum Ahnenkult in Toraja.

Aktuell erhalten wir einige Anfragen zu einem Statusbeitrag, der eine Reihe an Fotos zeigt. Zu sehen sind mumifizierte Körper – egal ob jung oder alt -, die bekleidet sind und inmitten der Lebenden verweilen.

Es geht dabei um folgende Bilder:

Screenshot der Anfrage
Screenshot der Anfrage

Eine Stadt, die mit ihren Toten lebt, als ob sie am Leben wären.

Der Faktencheck

Ja, das stimmt.

Das Volk der Toraja lebt auf dem Hochland Tanah Toraja auf der Insel Sulawesi in Indonesien. Ihr Leben wird geprägt von ihrem überlieferten Glauben, den Geistern, Dämonen, Mythen und einem einzigartigen Ahnenkult.

Für Torajanern ist der Tod nämlich nicht endgültig, sondern nur ein Schritt in einem langen, sich allmählich entfaltenden Prozess. So werden verstorbene Angehörige noch Wochen, Monate und manchmal sogar noch Jahre nach ihrem Tod zu Hause gepflegt. Eine Beerdigung wird so lange wie nötig hinausgezögert, sodass auch weit entfernte Verwandte für ein Begräbnis zurückkehren können. Die Körper werden kurz nach dem Tod mit Formalin (Formaldehyd plus Wasser) behandelt, so verwest er nicht, sondern mumifiziert mit der Zeit.

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Sie glauben, dass Menschen nicht wirklich tot sind, wenn sie sterben und dass eine tiefe menschliche Verbindung weit über den Tod hinaus andauert. Einige Nordtorajaner holen sogar ihre Angehörige regelmäßig aus ihren Gräbern, um ihnen frische Kleidung anzuziehen. Wann genau die Todespraktiken der Torajaner begannen, weiß niemand mehr so genau. Archäologen gehen davon aus, dass sie mindestens bis ins neune Jahrhundert n. Chr. zurückreichen.

Laut Amanda Bennett, Autorin bei National Geographic, geht es um Trauerbewältigung und diese benötigt Zeit. Sie hatte die Torajaner im Mai 2016 besucht und den Ahnenkult miterlebt.

Fazit:

Auch wenn es für uns hierzulande wahrscheinlich sehr befremdlich wirkt, seine verstorbenen Verwandten aus den Gräbern zu holen oder sie gar „aufzustellen“ und mit ihnen zu sprechen, gehört dieser Ahnenkult bei den Torajanern zum „ganz normalen Leben“.

Wie im Artikel des National Geographic beschrieben, verläuft die Trauerbewältigung bei den Torajanern sehr langsam. Die Verstorbenen noch einige Zeit nach ihrem Tod zu pflegen, hilft ihnen, ihren Verlust zu verarbeiten.

Passend zum Thema: Faktencheck: „Ich bin das vergessene Opfer der spanischen Kultur.“

Artikelbild: Symbolbild Von Sviluppo / Shutterstock
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