Die Ukraine hat Russland beschuldigt, ukrainische Kinder zu verschleppen und massenweise zur Adoption freizugeben. Die Vereinten Nationen (UN) zeigen sich besorgt über die Situation dieser Kinder während des Ukraine-Kriegs und berichten von einem vereinfachten Verfahren, mit welchem die ukrainischen Kinder schnell von russischen Familien adoptiert werden können.

Deportationen von ukrainischen Kindern

Wie das UN-Menschenrechtsbüro in New York mitteilt, würden „unbegleitete Minderjährige“ glaubhaften Hinweisen zufolge, zwangsweise in russisch besetzte Gebiete oder nach Russland selbst umgesiedelt. Die stellvertretende UN-Generalsekretärin für Menschenrechte, Brands Kehris, berichtet vor dem Sicherheitsrat von der Besorgtheit aller Mitarbeiter in ihrem Büro. Die russischen Behörden hätten ein „vereinfachtes Verfahren“ eingeführt, über das ukrainischen Kindern ohne elterliche Fürsorge die russische Staatsbürgerschaft verliehen werde – und dass diese Kinder „für eine Adoption durch russische Familien infrage kommen“.

Auch aus dem ukrainischen Außenministerium in Kiew heißt es:

„Russland entführt weiterhin Kinder aus ukrainischem Staatsgebiet und arrangiert ihre rechtswidrige Adoption durch russische Staatsbürger“. Den Angaben zufolge wurden mehr als tausend Kinder aus der ukrainischen Hafenstadt Mariupol „illegalerweise Fremden in Tjumen, Irkutsk, Kemerowo und in der sibirischen Republik Altaj übergeben“. Auch in der Region Krasnodar seien mehr als 300 Kinder in „speziellen Einrichtungen“ untergebracht.

Menschenrechtsverletzungen – Folter und sexuelle Gewalt

Bereits vor den neusten Informationen machte die UN auf die russischen Deportationslager in den ukrainischen Kriegsgebieten aufmerksam. Doch nun sollen auch Kinder betroffen sein und nach einem Programm, das man als Filtration bezeichnet, durchsucht werden. Dabei würden auch ihre persönlichen Gegenstände gesammelt, Mobilgeräte untersucht und biometrische Daten gespeichert, so Kehris. Bei diesem Prozess war es anscheinend notwendig, komplette körperliche Durchsuchungen durchzuführen, bei welchen sich viele Menschen – unter anderem Kinder – vollständig entkleiden mussten.

Aus diesem Grund geht man momentan von zahlreichen Menschenrechtsverletzungen aus. Laut der UN gebe es „glaubhafte Informationen“ zu diesem Sachverhalt und man sei vor allem wegen möglichen sexuellen Übergriffen an Frauen und Mädchen umsorgt.

Die „Filtrationen“ sollen bei den Menschen stattfinden, die ein Kampfgebiet verlassen oder Gebiete unter russischer Kontrolle durchqueren wollen. Sollte bei der Datenerfassung festgestellt werden, dass es sich um Bürger handelt, die eine mögliche Nähe zu Streitkräften oder der Regierung Kiews aufweisen, so würden diese gefoltert und in russische Strafkolonien geschickt. Des Weiteren werde seitens Russlands eine Liste von Ukrainern erstellt, die einer Filtration zu unterziehen seien, wie Informationen der US-Regierung belegen, so der Sprecher. Der Kreml erhalte zudem Berichte über Ausmaß und Fortschritt dieser Prozeduren.

Beschuldigungen und Forderungen

Aufgrund der Deportationen und der Anklage zu sexueller Gewalt beschuldigt die Stadt Kiew Moskau nun, die Genfer Konventionen zum Schutz von Zivilisten sowie die UN-Kinderrechtskonvention zu verletzen. „Alle ukrainischen Kinder, die rechtswidrig nach Russland gebracht wurden, müssen ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten zurückgegeben werden“, forderte das Außenministerium.

Analog zu Kiew, beschuldigt auch die US-Regierung das Büro vom russischen Präsidenten Putin, die Zwangsumsiedlungen der Ukrainer selbst zu organisieren und durchzuführen. 

Genauso gab es in Bezug auf die „Filtrationen“ einen Vorwurf, diesmal vom Sprecher des Außenministeriums in Washington. Demnach zielen diese Prozeduren auf Menschen, die eine Gefahr für die russische Herrschaft darstellen könnten.

Seit Beginn der russischen Offensive gab es immer wieder Vorwürfe seitens Kiew gegen Moskau, vor allem deshalb, weil Ukrainer in den von russischen Truppen besetzten Gebieten gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen – aber dies stets in Richtung Russland.

Quellen

> US-Botschaft und Konsulate in Deutschland
Bei der 77. Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York verurteilte die Ständige Vertreterin der Vereinigten Staaten bei den Vereinten Nationen, Botschafterin Linda Thomas-Greenfield, die russische Praxis der „Filtration“ von Ukrainerinnen und Ukrainern in Lagern.

> United Nations
> Merkur
> Tagesschau
> Kurier

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Autor: Nick L.


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