Tuning – über Show & Shine und Fussel

Autor: Andre Wolf

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Quietschende und qualmende Reifen, eine Tachonadel, die im Gegensatz zur Tieferlegung in die Höhe schnellt. Frauen in knappen Röcken, die Bundesstraßen-Benzinhelden lasziv zuwinken, während diese im Rausch der Raserei sich in wilde Verkehrsduelle verwickeln. Das ist Tuning!?

Anmerkung: dieser Artikel  ist eine subjektive Reaktion (Kommentar) auf den Artikel “ Tuning – von heulenden Motoren und Käfigen auf dem Rücksitz“ der BZ. Er erscheint in der Kategorie “Rant” auf Mimikama.

Zumindest wird „Tuning“ oftmals als das dargestellt, was man in den einleitenden Sätzen lesen kann. Doch diese Beschreibung der Tuningszene aufzuerlegen ist nicht nur grob falsch, sondern vernachlässigt zudem die Diversität der Szene komplett, ja baut sogar ein Bild des rüpelhaften Rasers auf, welches der Tuner „an sich“ dann sei. Aufgemotzte Autos mit heulenden Motoren bestreiten wilde Straßenrennen. Im Hinterkopf baut sich zu diesen Worten schnell ein „Fast & Furios Szenario“ auf, welches den rücksichtlosen und testosterongesteuerten Fahrer benötigt, der keinen Sinn für seine eingegangenen Risiken hat. Ein junger Mann, der seine sozialen Defizite, welche nach Verkehrspsychologenansicht [1] aufgrund seiner mangelnden beruflichen Ausbildung und fehlender weiblicher Anerkennung entstanden sind, mit seiner Fahrzeugleidenschaft kompensieren müsse.

Doch ist das „der Tuner“?

Ist Tuning wirklich auf das „Fast & Furios Szenario“ zu komprimieren? Nein. Damit täte man nicht nur den Tunern Unrecht, sondern projiziert zudem die Gruppe von Rasern, von denen sich Tuner immer wieder und deutlich distanzieren, genau in deren Kern. Falscher geht es kaum. Die vorangegangene Charakterisierung eines bestimmten Verkehrsteilnehmers mag durchaus eine Richtigkeit haben, nur trifft sie eben nicht auf den Tuner zu, der sein Fahrzeug liebt und diesem definitiv keiner Gefahr aussetzt. Denn Tuning bedeutet Arbeit. Arbeit, Pflege und auch Kosten. Je höher qualitativ Tuning getrieben wird, desto größer sind auch die anfallenden Kosten. Davon wird jeder Tuner ein Lied singen können. Klar, wer deftiges Motortuning betreibt, möchte dieses auch gerne zur Schau stellen. Aber kaum jemand will damit den eigenen Führerschein, noch das eigene Fahrzeug aufs Spiel setzen. Die „Straßenschlachten“ werden dann doch eher von einer kleinen, in sich isolierten Szene ausgetragen, anstatt von der großflächigen Tunerszene, die sich gerne auf Show & Shine Treffen zueinander gesellt.

Show & Shine

Jetzt wird der Laie, der zuvor mit Tuning nur Raserei verband, eher ins Stocken geraten: ein Großteil der Tuningszene stellt ihr Auto lieber hin, anstatt es geschwindigkeitsträchtig zu bewegen. Denn es sind die großen, überregionalen Show & Shine Treffen, auf welche sich Tunerherzen freuen. Im Vorfeld dieser Treffen, auf denen das eigene Fahrzeug ausgestellt und gerne auch mal bewertet wird, arbeiten Tuner monatelang an ihren Fahrzeugen, bis hin zur Perfektion. Wer will da schon aufgrund eines völlig unsinnigen Verkehrsverhaltens seine Arbeit riskieren? Show & Shine Treffen sind nicht allein zu präsentativen Zwecken interessant, sondern sie bilden auch eine wichtige Komponente im Netzwerkverhalten der einzelnen Teilnehmer: oft in kleinen Clubs oder Vereinen integriert, haben hier die Menschen die Möglichkeit, über die Clubs hinaus Kontakte zu knüpfen, was den Charakter der einzelnen Treffen immer wieder ausmacht. Reden und sitzen ist hier die Devise anstatt rasen und gefährden.

Der Bastel-Wastel aus dem Hinterhof

Bunte Lichter, billige und unerlaubte Anbauteile: ein Tuner verbrät in seinem Fahrzeug einfach alles, was Bling-Bling und „Manni“ ist. Ernsthaft? Gibt es dieses Klischee wirklich noch? Und vor allem: wird es wirklich allgemeingültig auf die Tuningszene angewandt? Offensichtlich. Da liest man von Wagen, die wie „Weihnachtsbäume“ aussehen oder von dunklen Hinterhöfen, auf denen gebastelt wird [1]. Ja, das gibt es in der Tat, der Tuner hat dafür einen Ausdruck: Fusseltuning. Hört sich schon nicht besonders sympathisch an, dieses Wort „Fusseltuning“, oder? Ist es auch nicht. Zumindest nicht in seinem ursprünglichen Sinne. So schreibt die Webplattform „Fusselpedia“ [2]:

Bei Fusseltuning geht es darum, mit möglichst geringen finanziellen Mitteln möglichst außergewöhnliche Fahrzeuge auf die Räder zu stellen. Was zählt, sind Ideen und Phantasie, aus dem Vorhandenen etwas Witziges zu machen.

Zugegeben, es gibt mittlerweile eine Gruppe von Tunern, die ein qualitativ hochwertiges Fusseltuning betreiben, dennoch liegt die Kernaussage eher in der Bastelei und „unprofessionelles“ Fusseltuning wird dann doch belächelt, da dies durchaus bizarre Formen wie „den Weihnachtsbaum“ annehmen kann. Ja, ein kerniger „Sound“ aus dem Auspuff darf es schon sein. Nein, ein albernes Gebrüll aus einem Ofenrohr hingegen ist auch vielen Tunern peinlich.

Wer sich in Auto- bzw. Tuningforen aufhält, der kennt auch die Kernfragen, die sich dort immer wieder wiederholen: „Was sagt der TÜV dazu? / Kann man das machen?“ Der Ruf des Tuners in den Medien, ihm sei die Legalität seiner Anbauteile egal, ist eher dem Mythos zuzuordnen, denn das Gegenteil ist der Fall: man hat eben kein Interesse daran, ständig einer Polizeikontrolle Rede und Antwort zu stehen. Daher sind TÜV-Eintragungen, legale Anbauteile und auch legale Umbauten wichtig und immer wieder unter Tunern diskutiert. Kein nachhaltiger Umbau ohne legale Nutzungsmöglichkeit. Alles andere ist unsinnig oder eben nur auf dem Trailer zu transportieren. Jedem Tuner ist bewusst, dass ein illegaler Umbau die Zulassung erlöschen lässt. Doch es sind nicht nur die Umbauten, welche einen Tuner antreiben.

Bis der Tod uns scheidet

Ein sehr lieber Freund von mir sagte einmal: „Wenn ich sterbe, so will ich, dass meine barchetta mit mir begraben wird.“ Wer ihn kennt, der weiß, was er meint. Seit gut zwanzig Jahren pflegt er dieses Fahrzeug, dieser kleine italienische Roadster ist in einem besseren Zustand, als so mancher Neuwagen. Diese Art des Tunings beschert dem Besitzer immer wieder Auszeichnungen auf Show & Shine Treffen. Das Tuning ist dezent, aber vorhanden. Der Pflegezustand steht im Fokus und erntet ebenso Bewunderung, wie man es von bizarren Umbauten vermuten mag. Die Individualisierung der gepflegten Fahrzeuge ist durchaus erkennbar, jedoch finden damit weder illegale Autorennen, noch Umbaumaßnahmen statt, welche die Betriebserlaubnis des Fahrzeuges erlöschen lassen könnten. Tuning eben.

Der Tuner <–> der Raser

Tuning und rasen, sowie illegale Eingriffe durch Raser in den Straßenverkehr, müssen getrennt werden. Ganz deutlich: JA, es gibt eine Raserszene. Diese gilt es zu verfolgen und auch still zulegen. Der klassische Show & Shine Tuner unterstützt dies schon aus Eigeninteresse, da er eben NICHT mit Rasern in einen Topf geworfen werden will. Das Interesse der meisten Autobegeisterten liegt eben nicht in dem sinnlosen Blasen von Autoabgasen in den Wochenendhimmel, es liegt viel mehr eine Hingabe zum Fahrzeug und eine Lust an der Gemeinschaft, welche dahinter steht vor. Das Bild des geringgebildeten, testosterongesteuerten jungen Singlemannes entspricht nicht der Diversität der Tuningszene, sondern vielmehr einem Klischee, vor welchem die Szene an sich unlängst distanziert. Auch wenn Raser Tuner sind, so sind Tuner nicht zwangsläufig Raser.

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