Neue Scam-Masche: Angebliche Spenden für Tierheime in der Ukraine.

Autor: Tom Wannenmacher

Momentan macht eine Scam-Mail die Runde, in der unter dem Deckmantel der Tierhilfe letztendlich Abzocke betrieben wird.

Ein gewisser Alexandr Krasylnykov, angeblich wohnhaft in Kiev, schildert darin die nach seiner Aussage katastrophale Lage in ukrainischen Tierheimen, wo aufgrund nicht mehr geleisteter Lohnzahlungen und allgemeinem Chaos, die Tiere verhungern.

Kurz gesagt: Hierbei handelt es sich um dreiste Abzocke, wo ein Scammer auf die Mitleidstour versucht, an Geld zu kommen. 

Um diese Mail geht es:

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Der Text der Mail lautet wie folgt:

Betreff: Kiew, Ukraine: Katzen im Tierasyl haben seit Tagen nichts mehr zu fressen
Guten Tag,
die politische Situation in der Ukraine ist immer eine weitere Schlagzeile in der Zeitung wert. Die Folgen für die Bürger sind katastrophal und mit Worten nicht zu beschreiben.
Kaum ein Unternehmen arbeitet noch regulär.
Löhne und Gehälter werden nur noch zum Teil gezahlt. Die meisten Leute fahren auf’s Land zu ihren Familien, doch die, die völlig auf andere angewiesen sind, sind die herrenlose Hunde und Katzen in den Tierheimen.
Kaum einer spendet mehr für die Tierasyle, weil die Menschen keinen Cent mehr haben.
Deutschland überweist Unsummen an mein Land, doch kein Cent kommt für die Tiere an.
Verhindern Sie, daß die Hunde und Katzen getötet werden, weil das humaner ist, als dass sie verhungern.
Helfen Sie bitte mit einer Spende, denn Sie sind die letzte Hoffnung der Hunde in den Tierheimen der Ukraine.
Hier finden Sie weitere Informationen:  TIERHEIMKIEW und co m . ua
Bitte beachten Sie : -ua- gehört mit zur Domain zusammen mit com und vergessen Sie bitte nicht den Punkt vor ‚ua‘. Das steht für -Ukraine-

Eine alternative Variante der Mail lautet beispielsweise:

Betreff: Kein Geld in der Uk ra in e – Niemand kümmert sich mehr um herrenlose Hunde
Hallo,
die politische Lage in der Ukraine ist jeden Tag auf’s Neue eine schlimme Headline in der Zeitung wert. Die Folgen im Alltag sind eine Katastrophe.
Kaum eine Firma produziert noch ohne Unterbrechung. Gehälter können nur noch teilweise gezahlt werden.
Viele Menschen fahren auf’s Land zu ihren Angehörigen, doch die, die sich überhaupt nicht helfen können, sind die herrenlose Hunde in den Tierheimen.
Die Tierheime erhalten kaum noch Spenden mehr, weil die Menschen keinen Cent mehr haben.
Die EU überweist Milliarden an mein Land, doch kein Cent kommt für die Tiere an.
Verhindern Sie, daß die Hunde getötet werden, weil das humaner ist, als sie verhungern zu lassen.
Helfen Sie bitte mit einer Spende, denn Sie sind die letzte Rettung der Hunde und Katzen in den Tierasylen der Ukraine. Alle weiteren Infos zu diesem Thema auf:  TierHeimKiew und co m. u a
Bitte beachten Sie : ‚ua‘ ist Bestandteil der Domain mit com und bitte vergessen Sie nicht den Punkt vor ‚ua‘. Das steht für „Ukraine“

Der Absender ist jedes Mal eine andere Adresse bei dem russischen Mailprovider „mail.ru“, beispielsweise [email protected], [email protected], [email protected], sowie diverse andere.

Dies ist ein erstes Indiz dafür, daß dort etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, denn wenn das Anliegen echt wäre, könnte der Absender doch durchaus mit seiner eigenen, echten Mailadresse senden.

Ein weiterer Hinweis ist die Tatsache, dass Wörter, die mit großer Wahrscheinlichkeit dafür sorgen würden, dass die Mail im Spamfilter landet, gesperrt geschrieben werden (Siehe z.B. die Betreffzeile „..Uk ra in e…“) Das ist ein bei Spam-Mails gängiges Verfahren.

Ebenfalls ist die Adresse, auf die der Leser geleitet werden soll, kein Link, sondern ein „Bausatz“. Anders kann man die Beschreibung nicht nennen. Setzt man diese dann zusammen, gelangt man auf folgende Seite:

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Die Domain „tierheimukraine.com.ua“ ist bereits auf diversen Blacklists vertreten, d.h. Mails direkt von dieser Adresse würden von vielen Mailservern schon nicht mehr weitergeleitet.

Das Titelbild der Seite stammt laut dem Wasserzeichen unten links im Bild von der russischen Fotodatenbank „Cityfrog“ (http://cf.ua/). Auch hier könnte man sich fragen, warum er nicht ein eigenes, selbstgemachtes Bild für seine Zwecke einsetzt.

Unter einer erneuten Beschreibung der angeblichen Situation findet man ein Formular, wo man seine Kontaktdaten, den Betrag und weitere Informationen angeben kann, sowie Überweisungsvordrucke als Vorlage für die eigene Spende:

MIMIKAMA

MIMIKAMA

Hier wird der Besucher also aufgefordert, bzw. dazu verleitet, Adressdaten, E-Mail, Festnetz und Handynummer einzugeben und an einen unbekannten, nicht vertrauenswürdigen Empfänger zu senden. 

Spätestens hier sollte man stutzig werden. Eine Skype-Adresse ist zwar angegeben, jedoch ist das immer noch kein Garant für die Glaubwürdigkeit. Dahinter könnte ja jeder sitzen und wer weiß was schreiben.

Ebenfalls sehr befremdlich ist, dass als Zahlungsempfänger nicht der Schreiber selbst, sondern die „Imexbank“, eine ukrainische Bank, einzutragen ist. Da bei Überweisungen nicht mehr auf die Übereinstimmung von Inhaber und Kontonummer geprüft wird, könnte man dort theoretisch alles hineinschreiben. Auf den Webseiten der ukrainischen Imexbank wird jedenfalls nirgendwo erwähnt, dass ein deutsches Bankkonto bei der Commerzbank existiert.

Allem Anschein nach ist dies also nur ein Versuch, weiter das Vertrauen der potenziellen Spender zu gewinnen und gleichzeitig den Geldweg zu vertuschen.

Fazit:

Es deuten derart viele Hinweise auf Scam hin, dass man davon ausgehen muss, dass dies ein Versuch ist, gutgläubigen und hilfsbereiten Menschen das Geld unter dem Vorwand der Tierhilfe aus der Tasche zu ziehen.

Zusätzlich werden noch persönliche Daten erhoben – die auf dem Adressenschwarzmarkt potenziell auch bares Geld wert sind.

Wir können von hier aus nicht nachprüfen, ob die Lage in den ukrainischen Tierheimen wirklich so katastrophal ist, was wir aber mit Sicherheit sagen können ist, dass Geld, was an diese Adresse geschickt wird, sicher nicht in ukrainischen Tierheimen landet.

Generelle Empfehlung:

Spenden Sie immer nur an Organisationen oder Einrichtungen, wo sie nachvollziehen können, wo Ihr Geld auch ankommt. Privatpersonen mit Mails, die unter derart windigen Umständen in ihrem Postfach landen, gehören sicher nicht dazu.

Externe Links:

Das SPAM-Blog „spam.tamagothi.de“ hat zu dieser Mail folgenden Artikel verfasst:
http://spam.tamagothi.de/2014/04/20/

Autor: Rüdiger Reinhardt vom ZDDK-Team

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