Mimikama, könnt ihr mal schauen, ob das stimmt?

Autor: Andre Wolf

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“Könnt ihr nachgucken, ob das Köln-Bild echt ist?” “Könnt ihr recherchieren, ob das stimmt, was der Türsteher im Video sagt?”

Nein ….. will ich eigentlich nicht mehr, denn es ist sowieso egal. Zum einen “zurecht-egal”, zum anderen “kotzt es mich an-egal”. Denn am Ende interessiert es aktuell kaum, ob es stimmt, was ein Türsteher in Köln in einem Video sagte oder ob ein Bild von irgendwo genommen wurde und “Köln” darauf geschrieben wird. Und wer an dieser Stelle nun erwartet, jetzt kommt ein „ach so lieber“ Appell an die Menschlichkeit, wird daneben liegen.

Denn ich verstehe sehr wohl: es ist “zurecht-egal”. Auch ich bin stinksauer und laufe mit geballter Faust in der Tasche umher, wenn ich von den aggressiven Akten zum Jahreswechsel lese. Verdammt: was soll so eine Scheiße? Wie kann es passieren, dass Gruppen von Menschen, ja los, bringen wir es auf den Punkt, Gruppen von Männern mit der polizeilichen Beschreibung “aus dem arabischen oder nordafrikanischen Raum” so weit alle Grenzen des Anstandes und der Legalität überschreiten konnten? Was für ein verachtender Film läuft in den Köpfen solcher Personen ab? Nicht nur die Absicht, einen Raub zu begehen, sondern dabei auch billigend Personen physisch und psychisch einen Schaden zufügen zu wollen, liegt völlig außerhalb meines persönlichen Wertesystems.


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Ich wüsste selbst gar nicht, wie ich in der Situation gehandelt hätte. Wahrscheinlich hätte ich meine Frau an den Arm gefasst und wäre mit ihr weit aus der Gefahrenzone gerannt. Bei dem Fluchtversuch hätte sie wohl so manch widerlichen und erniedrigenden Begrapschmoment erleiden müssen. Inwiefern ich selber handgreiflich gegenüber den Aggressoren geworden wäre, kann ich nicht einschätzen. Es gibt Punkte im Leben, da knallen Sicherungen durch. Das merkt man leider immer erst dann, wenn es zu spät ist. Daher ist das sehr hypothetisch.

Was mich jedoch derzeit persönlich nahezu wahnsinnig macht: gab es überhaupt jemanden, der für Schutz gesorgt hat? Und diese Kritik muss sich jetzt so mancher gefallen lassen. An einer Menge Stellen liest man, die Polizei sei überfordert gewesen. Nach dem 13. November 2015 dachten wir doch alle, dass man an öffentlichen Orten mehr Polizeipräsenz und Schutz erwarten kann. Es gab sogar Warnungen vor Anschlägen auf öffentlichen Feiern. Und dann liest man bezüglich der Angriffe auf einmal “Polizei gibt Fehler in Silvesternacht zu” oder “Ein Oberkommissar nimmt sich die „liebe Politik“ zur Brust”. Mir ist durchaus bewusst, dass die Situation nun mies ist und keiner als Verantwortlicher gerade stehen will. Nur: benötigen wir überhaupt einen Verantwortlichen? Ist das konstruktiv?

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“eine Armlänge Abstand”

Googles automatische Wortergänzung kennt eine neue Redewendung: “eine Armlänge Abstand”. Warum? Weil diese Wendung exakt diese Hilflosigkeit und Überforderung ausdrückt und in mir einfach nur noch mehr Wut auslöst: da wird Frauen der Rat gegeben, einfach Abstand zu halten. Moment mal, das klingt doch jetzt sehr befremdlich! Überspitzt bedeutet es, man (frau) ist selber schuld? Wie zum Teufel hätten die Frauen in der entsprechenden Nacht diesen Abstand halten sollen? Was ist denn nun wieder schief gelaufen? Nicht Frauen müssen ihr Verhalten anpassen, sondern den Tätern muss zugesetzt werden. Dringend – deutlich – konsequent.

Und es geht weiter! Aus Bielefeld  würde jüngst wieder über diese miese Masche berichtet. Wenn ich mir den Polizeibericht durchlese, in dem wieder deutlich von „Antanz-Täter“ geschrieben wird, könnte ich abermals schreien. Solchen herabwürdigen Straftaten darf nicht das Feld überlassen werden. Ebenso kann es nicht sein, dass Frauen ihre Freiheit einbüßen sollen – NEIN! Die Freiheit dürfen nicht die Frauen einbüßen, sondern DIE TÄTER!

Mädchen und Frauen, der Wiener Polizeipräsident rät euch, nicht unbegleitet rauszugehen. Ich rate euch das Gegenteil….

Posted by Corinna Milborn on Donnerstag, 7. Januar 2016

Denn diese Meldung hat definitiv recht:  Erklärt doch bitte den Jungs und Männern, dass sexuelle Übergriffe ein Verbrechen sind. Und nicht den Mädchen und Frauen, dass sie nicht rausgehen sollen. Auch ich habe meiner Frau dazu geraten, sollte sie in eine Gefahrensituation gelangen, so viel Lärm und Geschrei wie möglich zu fabrizieren. Aufmerksamkeit erregen. Man kann Frauen nicht einfach an eine unsichtbare Leine legen und hoffen, dass die jeweilige Begleitung die potentielle Gefahr aus der Welt schafft.

Vor mehreren Tagen habe ich bereits Polizei und Innenministerium NRW angeschrieben und um Verhaltenstipps gebeten, wie man sich aus Situationen wie diesen befreien kann. Die Antwort auch heute noch:leider keine Antwort eingegangen. Daher gebe ich einfach mal einen umgekehrten Ratschlag: bitte, liebe Politik und Polizei, arbeitet zusammen. Sucht nicht nach Verantwortlichen für ein Desaster, damit ist keinem der Opfer geholfen. Sucht lieber nach Mitteln und Wege, wie ihr gestärkt hervorgehen könnt und zudem Sicherheit gewährleistet. Korrigiert mich, aber bisher lese ich selbst in den wenigen übrigen Vernunftmedien davon, dass gerade mal drei Verdächtige ermittelt wurden (siehe Zeit: Polizei ermittelt drei Verdächtige oder Was geschah in Köln?). Wie das klingt … ich weiß es schon nicht mehr. Aber wo wir gerade beim Thema sind …

Vernunftmedien

Dieses Wort habe ich gerade benutzt. Denn derzeit scheint es absolut en vogue zu sein, die Schlagzeilen bis in den Himmel zu peitschen. Die größte Pannemannmeldung ist wahrscheinlich jene, die von 1000 Tätern spricht. Und auch diesmal bringe ich es auf den Punkt, kann jeder selber lesen: da titelt die Krone “Dutzende Frauen von 1000 Tätern sexuell belästigt”. Bei solchen Meldungen kringeln sich mir Fuß- und Fingernägel. Deutsche Medien können das aber auch ganz toll, so kann man in der Zeit in dem sehr lesenswerten Artikel “Wenn Vermutungen zu Fakten werden” die deutliche Kritik lesen:

Focus Online beispielsweise – aktuell die Nachrichtenseite mit der größten Reichweite in Deutschland – überschrieb einen Artikel mit: „Gruppe von 1.000 Männern war Ausgangspunkt – In Köln kam es zu einer Vergewaltigung.“

Da kann man auch gar nicht mehr vernünftig argumentieren, da kann man nur noch fragen: glaubt ihr selbst, was ihr schreibt?

Dennoch habe ich einige sehr vernünftige und auch kritische Auseinandersetzungen mit dem Thema gelesen, am meisten beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang die Kolumne von Sascha Lobo im Spiegel, der auch die in meinen Augen richtige Beschreibung geprägt hat: es handelte sich Silvester um sexuell gewalttätige Angriffe von Männergruppen auf Frauen. Keine “Ereignisse”, keine “Vorkommnisse”, auch das Wort “Einzelfälle” ist Quatsch, sondern es waren sexuell gewalttätige Angriffe von Männergruppen auf Frauen. Was Sascha Lobo dort schreibt, ist auf den Punkt gebracht und weder verharmlosend, noch übertrieben.

  • Eine Gruppe von rund tausend, teilweise stark alkoholisierten Personen verstand unter Feiern offenbar, sich mit Böllern zu bewerfen oder bewerfen zu lassen. Das ist zweifellos bekloppt, aber in der massenalkoholisierten Sprengstoffnacht zum Jahresabschluss eine akzeptierte Absurdität dieses Landes.
  • Aus diesen Leuten heraus sind immer wieder Mobs von bis zu 40 Männern offenbar einem Plan gefolgt: Frauen überfallen, sowohl in räuberischer wie in sexuell gewalttätiger Absicht. Die Polizei spricht von „organisierter Kriminalität“ und verstörenderweise von „polizeibekannten Intensivtätern“.
  • Gleichzeitig aber schien sich am Kölner Hauptbahnhof (und auch anderswo) über diese Banden hinaus eine aggressive Stimmung aufgebaut haben – und zwar eine sexistische und übergriffige gegen Frauen.

Ebenso kann ich seine Worte nur unterstreichen, wenn es nun darum geht, aus all dem Geschriebenen die Ergebnisse zu ziehen. Mir gefällt sein Beispiel: “Zivilisiert zu sein bedeutet, nacheinander neun Schwarzhaarigen zu begegnen, die sich alle als Arschlöcher erweisen, und trotzdem dem zehnten Schwarzhaarigen nicht deshalb in die Fresse zu hauen.”.

Zivilisiert

Doch wie lange darf/muss man zivilisiert bleiben, gerade wenn es darum geht, dass unzivilisierte Zustände öffentlich in Deutschland – und dann auch noch zudem gleichzeitig an verschiedenen Orten – herrschen? Wann befindet man sich an diesem Scheidepunkt, ab wann ist eine unzivilisierte Gegenreaktion legitimiert? Ich persönlich schiebe die Antwort darauf weit nach hinten, denn in dem Moment, in dem ich mich für selbiges unzivilisiertes Verhalten entscheide, stehe ich außerhalb des Wertesystems, dass ich doch mit allen Mitteln verteidigen will. Da ist man genau an der Stelle angekommen, was man selbst doch nicht sein will.

Jedoch sagt mir mein eigenes Bauchgefühl: wir werden leider in Zukunft einige Akte der Selbst- und Rachejustiz erleben. Oftmals aus purem Hass und reiner Ohnmacht. Und dann mit hoher Wahrscheinlichkeit gegen unschuldige Menschen. Jetzt sind wir wieder beim Wertesystem: ist es legitim, das eigene anständige System zu verteidigen, indem man selber Unschuldige angreift? Hat man dann nicht sogar sein eigenes Wertesystem verraten?

Unzivilisiert

Dennoch scheint das der Weg zu sein, welcher derzeit angetreten wurde. Halb zog sie ihn, halb sank er hin – in den Pfad, in dem keine Gegenrede erlaubt ist. Alle Mittel sind erlaubt, da bereits abartige Mittel genutzt wurden. Abartig, das betone ich nochmals, denn ich selber fühle ebenfalls starke Wut gegenüber den Aggressoren vom Silvesterabend. Abartig war die Art und Weise, wie man bewusst gegenüber Frauen vorging.

Und nun treffe ich auf die Gegenreaktionen im Netz und mache nichts anderes als das, was ich seit langem mache: prüfen! Mittlerweile sind mir schon zwei Bilder vor die Füße gekommen, die einfach in einen völlig falschen Zusammenhang gesetzt wurden. speziell das Bild aus Ungarn wurde völlig deplatziert genutzt. Eigentlich ein simpler Faktencheck: Bildersuche, Ursprung finden, Sachlage darstellen. Somit ist das Ergebnis neutral as neutral can be.

Aber nicht dieser Tage. Nein, denn das ist nicht mehr erwünscht. Ich habe mich zu schämen, so heißt es.. Ich – der selber stinksauer ist und sich mit Mühe zusammenreißen muss. Wir, die wir im Büro ebenso darüber streiten, wie diese Art von Aggression einzuordnen ist. Jaha! Schämen soll ich mich, weil ich eine Fehldarstellung als eine solche beschreibe. Lügen und Übertreibungen seien in diesem Zusammenhang angemessen.

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Alles klar, zumindest ich habe es verstanden! Daher habe ich persönlich kaum noch Interesse daran, in diese Richtung zu analysieren, wer in welchem Video oder auf welchem Bild etwas über Angriffe erzählt. Denn es war noch nie so offensichtlich wie in diesem Fall: es ist unerwünscht!

Was wird nun passieren?

Nun, ich gehe davon aus, dass wir auf Facebook in der nächsten Zeit ein erhöhtes Aufkommen von Raub- und Vergewaltigungsmeldungen erleben werden. Aus image-technischen Gründen würde ich uns als ZDDK/Mimikama von deren Aufklärung abraten, denn letztendlich käme immer ein Nutzerkommentar “Und was ist mit Köln? War das auch erfunden?”. An dieser Stelle stünden wir immer in der Sackgasse. Immer. Selbst bei klarer und objektiver Darstellung.

Was haben uns also all diese grausamen Akte in Paris, Köln, Hamburg, etc. gezeigt? Das wir anfällig sind. Wir sind anfällig dafür, Gewalt erleiden zu müssen, gegen die wir scheinbar ohnmächtig sind. Jedoch sind wir ebenso anfällig dafür, blind einen Gegenschlag zu fordern. Ich weiß noch gar nicht wohin ich tendiere, denn in der Tat gab es derart widerliche sexuell gewalttätige Angriffe von Männergruppen auf Frauen so noch nicht. Da verschließt sich auch jegliches Verständnis.

Andererseits halte ich mich für zivilisiert und aufrichtig genug, um nicht selbst Unrecht zu begehen und die Augen vor dem Unrecht zu verschließen. Daher wird mein Inneres mich auch weiterhin zwingen, jede Fehldarstellung anzuprangern. Jedoch werde ich meine Energien dahingehend nutzen und lieber vor der Gefahr dieser miesen „Antanztricks“ warnen, anstatt falsche Täter zu jagen. Und ich werde jeden einzelnen und JEDE einzelne dazu ermutigen, an der persönlichen Freiheit festzuhalten.

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