Eine neue Killer-Zecke? Tierarzt klärt auf!

Autor: Andre Wolf

“Alarm für Hundebesitzer: Eine neue Killer-Zecke bedroht unsere Vierbeiner!” So lautet der Titel eines Blogeintrages, welcher zu unserem Bedauern ohne Datum versehen ist und lediglich den Hinweis “Aktuelles” als Anmerkung trägt. Aktuell – das kann grundsätzlich immer sein.


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Keine Datumsangabe, das ist immer schwer einzuordnen. Da hilft leider nur ein Blick in den Quelltext (super …. für ungeübte Internetnutzer immer ganz toll /ironieOff) und man erkennt: der Artikel ist in der Tat erst wenige Tage alt (Heute: 11.03.2016)

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Es geht dabei um folgenden Artikel und Inhalt der Seite “Wusstest-du-schon.net”:

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Um diesen Inhalt geht es also nun in dem Blogeintrag:

Alarmstufe Rot für alle Hunde! Eine gefährliche Zeckenart, die Auwald-Zecke, vermehrt sich in Deutschland unaufhaltsam. Gebissene Hunde laufen Gefahr an der gefährlichen „Babesiose“ zu erkranken.

Der Statusbeitrag verweist auf einen Bericht auf “Bild.de”. Dieser Bericht wurde bereits 2008 veröffentlicht.

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(screenshot&Zitat: Wusstest-du-schon.net)

Das kommt uns nun bekannt vor, diese Meldung klingt nicht neu. Die BILD hatte diesen Inhalt ebenfalls bereits vor zwei Jahren verbreitet und wir haben uns mit exakt diesem Anliegen an unsere Expertenberater in Sachen Tierwelt gerichtet, der Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit aus Engelskirchen, und Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit beantwortete hierzu ausführlich:

BILD: „Gefährliche neue Zecke tötet Hunde!“Was ist da wirklich dran?Ein zur Zeit sehr häufig geteilter Artikel der…

Posted by Tierarztpraxis Dr. Elke Jonigkeit on Freitag, 14. März 2014


BILD: „Gefährliche neue Zecke tötet Hunde!“

Was ist da wirklich dran?

Ein zur Zeit sehr häufig geteilter Artikel der BILD-Zeitung erregt gerade zu Unrecht großes Aufsehen… Denn der vermittelte Eindruck, dass Zecken töten oder gar aktiv Beute machen ist völliger Quatsch!!!
Des Öfteren werde ich nach dem Wahrheitsgehalt dieser paar Zeilen gefragt – schonmal kurz vorweg: wahr ist daran nicht viel und wenn dann stark übertrieben…

Die Babesiose wird von Einzellern, den sogenannten BABESIEN, ausgelöst. Die Zecke dient dabei lediglich als Überträger. Es kommt durch eine saisonbedingte Aktivität der Zecken zu gehäuften Infektionen in den Zeiträumen von März bis Juni und von September bis November.
Die einzelnen Spezies der verschiedenen Babesien-Arten sind alle auf bestimmte Wirte spezalisiert: beim Hund liegt das Hauptaugenmerk auf Babesia canis, vogeli u. gibsoni.

Diese Arten werden von Schildzecken (AUWALD-ZECKE u. BRAUNE HUNDE-ZECKE) übertragen, die an ganz besondere Umweltverhältnisse angepasst sind. Daher kommt es auch meist zum gleichzeitigen Ausbruch bei mehreren Hunden aus dem gleichen Gebiet – ein sogenanntes endemisches Geschehen.
Der Parasit nistet sich nach erfolgreicher Infektion in den roten Blutzellen des Wirtes ein und verursacht dadurch u.a. die Zerstörung vieler Blutzellen, ein akutes Nieren- und Leberversagen. Es kann allerdings auch zum Multiorganversagen kommen.
ABER: die Übertragung der Babesien von Zecke auf Hund erfolgt erst ca. 48 STUNDEN nach Kontakt – solange muss die Zecke „hängen“ und Blut saugen.

Die befallenen Patienten kommen vorberichtlich beinahe immer aus einem Endemiegebiet, zeigen als Haupt-SYMPTOME hohes Fieber, Apathie, Blutarmut (Anämie), Fressunlust und ggf. Gelbsucht (Ikterus).
Das VERBREITUNGSGEBIET der übertragenden Zeckenarten war bis vor einigen Jahren größenteils auf den Mittelmeerraum beschränkt, hat sich allerdings teilweise bis in den Norden Deutschlands erweitert. So sind die Übertrager bereits u.a. in folgenden Gebieten zu finden: Münster- und Siegerland, Berlin/Brandenburg, Raum Koblenz-Köln-Bonn-Leverkusen, Oberbayern, Saarland und oberes Rheintal.

Zur DIAGNOSE kann sowohl der Erreger, als auch entsprechende Antikörper im Blut nachgewiesen werden – die Antikörper allerdings frühestens 10-14 Tage nach Infektion.
Zur THERAPIE stehen verschiedene Präparate zur Verfügung, die meist binnen 24h zur einer deutlichen Verbesserung der klinischen Symptome führen.

Als PROPHYLAXE der Wahl steht natürlich die Meidung von Risikogebieten – OK, doof wenn man in einem wohnt…Zwinkerndes Smiley Dann gilt ganz klar: entweder wirksame Repellentien (z.B. Deltamethrin, Fipronil oder Permethrin) UND Hunde wegen der späten Übertragung mindestens alle 2 Tage komplett nach Zecken absuchen. Die Möglichkeit der gezielten Schutzimpfung gegen die Einzeller soll hier lediglich erwähnt werden, wird aber nicht weiter ausgeführt.

Ich weiß nicht warum so viele Menschen diesen Bericht der BILD teilen und glauben… Es ist halt pure Panikmache ohne Sinn… Ja, die akute Babesiose ist tatsächlich eine ernsthafte Erkrankung auf dem Vormarsch, aber sie ist auch therapierbar, und definitiv kein sicheres Todesurteil!

Auch wenn sich dieser Artikel bestimmt nicht mal annähernd so stark wie der „Killer-Zecken-Bericht“ der BILD verbreiten wird, hoffe ich doch, dass er zumindest einige panische Leser beruhigen kann.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stellt lediglich eine Zusammenfassung mehrerer Fachquellen dar. Für noch offene Fragen steht euch euer Haustierarzt zur Verfügung Smiley
Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit


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