„Dat Imperium knibbelt retour“ – Der Krieg der Filmtitel

Autor: Rüdiger | ZDDK | MIMIKAMA

Wer kennt sie nicht, die epischen Filmtitel von Star Wars? „The Empire Strikes Back“ – „Das Imperium schlägt zurück“.

Eine unfreiwillige Komik, zumindest für deutschsprachige Leser, soll der Titel laut einem sich schon länger haltenden Gerücht, welches kürzlich über die Seite „Twitterperlen“ verbreitet wurde, auf Niederländisch innehaben: „Dat Imperium knibbelt retour“.

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(Quelle: Twitterperlen / Facebook)

Hinweis:

Mittlerweile hat der „Fall“ eine sehr interessante Wendung genommen – ein 17 Jahre altes Geheimnis wurde gelüftet. Mehr dazu in unserem Artikel: Wie das Imperium knibbeln lernte.

– Ergänzt um weitere Informationen am 21.03.2017 –

Ok, das klingt lustig, aber stimmt das denn?

Kurze Antwort: Nein. Auf Niederländisch würde die Übersetzung „Het imperium slaat terug“ heißen.

Längere Antwort: Wenn man im Netz ein wenig nach dieser Aussage sucht, stößt man auf eine Reihe von Quellen, die diese Aussage korrigieren und behaupten, diese Übersetzung sei  Lëtzebuergesch, also Luxemburgisch, was eine moselfränkische Sprachvarietät des Westmitteldeutschen ist, die stark von französischen Einflüssen geprägt ist. Ferner wird hier der Satz vielerorts korrigiert: Es hieße nicht „knibbelt“, sondern „knippelt“. Das ergäbe im Hinblick auf den etymologischen Zusammenhang und die Varietät eines deutschen Dialekts ja auch Sinn: „Knippelt“ im Sinne von „knüppeln“. Auch wenn sich hier die Frage stellen würde, ob die Wortwahl in der Übersetzung wirklich so glücklich wäre.

Es ist also nicht Niederländisch, sondern Luxemburgisch? Aber auch lustig, haha…?

Und leider auch falsch

Auf Lëtzebuergesch müsste es soviel heißen wie „D’Imperium schléit zréck“, keinesfalls aber etwas mit „knippelt“. (Edit 21.3.2017: Übersetzung ist durch einen Muttersprachler korrigiert worden.)

Ob der Filmtitel in irgendeinem Dialekt oder einer Sprachvarietät wirklich „Dat Imperium knippelt retour“ heißt, können wir zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Denkbar wäre es, dass es im kontinental-westgermanischen Dialektkontinuum zu finden ist, da die Erwähnung von „Knippel“ als Entsprechung zu „Knüppel“ im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (ab 1852) zu finden ist. Auch hier: Wenn jemand zufällig einen Dialekt oder eine Sprache wiedererkennen sollte, freuen wir uns über Feedback.

Edit 21.3.2017, ein Leser kommentierte:
Eifeler Platt und Lëtzebuergesch haben den selben sprachlichen Ursprung, nämlich das Moselfränkische. Die ursprüngliche Verbreitung ging vom Hunsrück bis in das niedere Rheinland. Aber insbesondere die Ehen der Häuser Elz, Wied, Limburg, Nickenich, Bassenheim und Virneburg mit dem Haus Luxemburg um 1300 und 1600 hat zu regionalen Verfärbungen des Moselfränkischen geführt, die sich teils bis heute erhalten haben.

Es könnte sich also durchaus um einen Dialekt des Deutschen handeln, der vielleicht auch in Luxemburg so gesprochen wird.

Und jetzt wird es ein kleines bisschen mysteriös…

Es gibt ein Plakat, das verschiedene Leser auch in echt gesehen haben wollen. Im Netz findet man dieses Bild, wo allerdings bei entsprechender Untersuchung erkennbar ist, dass der Text nachträglich verändert wurde. Ist da eine Verschwörung am Werk? Ist das Plakat vielleicht aus Bielefeld? Oder sind Aliens am Werk? Naja, im Film selbst sicherlich schon, sogar eine ganze Menge… 😉

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Unsere Vermutung ist mittlerweile, dass es sich dabei um kein offizielles Plakat, sondern eher eine Art „Fun-Poster“ handelt, welches sich eines in der Gegend gebräuchlichen Dialekts bedient. Dieses kann es ja auch zu Kaufen gegeben haben, sodass es von den Lesern gesehen wurde. Und irgendwie hat sich dann nach dem „Stille-Post-Prinzip“ die Legende gebildet, es handle sich um Niederländisch oder Luxemburgisch. Der Film hieß zur Veröffentlichung in Luxemburg jedenfalls nicht offiziell so.

Die Synchronsprecher…

…hätten sich sicherlich zusammenreißen müssen, um nicht loszulachen. Wenn es denn welche gegeben hätte. Dass Filme lippensynchron übersetzt werden, ist – genau wie die Eigenart, jeden Filmtitel zu übersetzen (und manchmal mit einem nicht sehr glücklichen, zumindest aber überflüssigen Untertitel zu versehen) – nicht in jedem Land gebräuchlich. In den Niederlanden ist es, wie auch in Luxemburg, eher Usus, den Film im Originalton mit Untertiteln zu zeigen. Der Titel selbst bleibt ebenfalls meistens in der Originalsprache, bzw. in Luxemburg häufig auch auf Französisch, einer weiteren der insgesamt drei Amtssprachen des Landes.

Fazit

Es klingt zweifellos lustig, hat aber keinerlei wahren Hintergrund. Auch die vielerorts zu lesende Richtigstellung, es sei Luxemburgisch, ist nicht richtig.

Und jetzt?

Denken wir doch einfach mal daran, dass Batman auf Schwedisch „Läderlappen“ heißt…

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Autor: Rüdiger

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