Chemtrails im Wetterbericht?

Autor: Ralf Nowotny

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Ja, schon wieder ein angeblicher Chemtrailbeweis. Ganz öffentlich sieht man in einem auf Youtube und Facebook weit verbreiteten Wetterbericht des ZDF, wie dort von nicht identifizierten Streifen am Himmel berichtet wird. Ist dies der für alle sichtbare Beweis, dass Chemtrails existieren?

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Über 270.000 Aufrufe seit dem 10. Januar 2016, über 5000x geteilt… kein Wetterbericht des ZDF war wohl populärer bei Verschwörungstheoretikern als dieser. Der „Wetterfrosch“ Dr. Gunther Tiersch sagt dazu:

„Und dann haben wir hier noch etwas, das wir nicht als Regen oder Schnee identifizieren können. Im Westen diese Schlangenlinien, das haben wahrscheinlich am Nachmittag über der Nordsee ein paar Flugzeuge, Militärflugzeuge, rausgebracht, und in etwa 5 – 6 Kilometer Höhe, hat mit Wetter so nichts zu tun.“

Chemtrails???

Seltsame Streifen auf der Wetterkarte, Militärflugzeuge… ja, da scheint etwas Geheimnisvolles im Gange zu sein.


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Und was ein anständiger Schwurbler ist, der erkennt darin sofort Chemtrails. Nicht nur Chemtrails, sondern Chemtrail-Niederschlag, schließlich ist es ja auf dem Regenradar zu sehen. Beweis genug… oder?

Von wann ist das Video?

Der Wetterbericht stammt aus dem heute-journal des ZDF und ist vom 4. Januar 2009. Verschwörungstheoretiker wurden auf das Video aufmerksam und verbreiten es seitdem immer und immer wieder auf Youtube.

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Ein Wetterbericht sorgt für Wellen

Schon weitaus früher, z.B. 2005, wurden solche Streifen auf dem Regenradar beobachtet. Der idw (Informationsdienst Wissenschaft) veröffentlichte 2006 einen Artikel über jene „Geisterwolken“ und klärt darüber auf.

Damals war der Begriff „Chemtrails“ noch nicht so geläufig. 2009 allerdings schon, so dass die Partei „Die Linke“ sogar eine öffentliche „kleine Anfrage“ an die Bundesregierung stellte.

Auszugsweise hier die Antwort der Bundesregierung:

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Kurz gefasst:

Eine Kaltfront überquerte Deutschland Richtung Osten. Über den Niederlanden wurden am Nachmittag sogenannte „Düppel“ ausgeworfen, welche sich durch die Luftströmungen am Abend über den Westen Deutschlands ausbreiteten.

Hä? Düppel? Was ist denn das schon wieder?

Düppel heißen Düppel, weil sie erstmals von der deutschen Luftwaffe in der Nähe von Berlin-Düppel während des Zweiten Weltkrieges entwickelt und getestet wurden. Dabei handelte es sich anfangs um Stanniolstreifen, welche von Flugzeugen abgeworfen wurden, um das gegnerische Radar zu stören. Heute sind das metallbedampfte hauchdünne Kunstfasern oder leitfähige Kohlenstofffasern.

In Deutschland ist der Ausstoß von Düppel seit 1998 grundsätzlich verboten, allerdings gibt es Ausnahmeregelungen im Rahmen von Militärübungen, die strengen Auflagen unterliegen.

Sind diese Düppel gesundheitsschädlich?

Was hoch fliegt, kommt auch wieder runter. Deswegen liegt es auf der Hand, nach evtl. schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu fragen. Jene ausgebrachten Düppel bestanden aus nicht lungengängigen, aluminiumbeschichteten Glasfasern. Die Ungefährlichkeit jener Stoffe wurden in mehreren nationalen und internationalen Studien nachgewiesen, z.B. im Bericht „Enviromental effects of self-protection chaff and flares“.

Warum wurde der Deutsche Wetterdienst nicht darüber informiert?

Wie schon weiter oben beschrieben, wurden jene Düppel über den Niederlanden abgeworfen, nur durch die damaligen Wetterbedingungen gelangten sie über deutsches Staatsgebiet. Wenn jedoch die Bundeswehr solche Übungen durchführt, wird der Deutsche Wetterdienst immer vorab informiert.

Und was ist mit dem verschwundenen Wettermoderator?

Dabei handelt es sich um ein typisches Verschwörungsgerücht. Dr. Gunther Tiersch erfreut sich bester Gesundheit und ist seit 2004 bis heute für die ZDF Wetterredaktion als Verantwortlicher tätig.

Fazit:

Nein, es handelt sich nicht um Chemtrails. Damals nicht, heute auch nicht. Es handelte sich um Düppel im Rahmen einer Militärübung, welche auch auf dem Regenradar sichtbar sind. Es ist auch kein Wettermoderator „weg vom Fenster“, weil er auf Chemtrails hingewiesen hat.

Es tut uns leid, damit wieder eine Illusion von Verschwörungstheoretikern zu zerstören. Nein. Eigentlich nicht. Es tut uns eher leid, dass solche Verschwörungstheorien immer noch verbreitet und kritiklos geglaubt werden. Es tut uns leid, dass es so viele Menschen gibt, die immer noch auf Biegen und Brechen an eine große Verschwörung glauben wollen, und die sich auch durch diesen Artikel nicht zum Umdenken bewegen lassen.

Wir wollen aber auch nicht missionieren, sondern nur aufklären. Wer glauben möchte, der soll glauben. Aber nicht mehr dieses sechs Jahre alte Video als „Beweis“ nehmen.

Autor: Ralf, mimikama.org

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